Tripolis. . Im Kampf um die Macht in Libyen, haben die Rebellen die Truppen von Diktator Gaddafi weiter an den Rand gedrängt. Stromausfälle machen Bevölkerung zu schaffen. Trinkwasser wird knapp. Die Nato fliegt Angriffe auf eine der letzten Gaddafi-Hochburgen.
Die Rebellen haben die Truppen des langjährigen libyschen Machthabers Muammar al Gaddafi an den Rand der Hauptstadt Tripolis gedrängt. Ein Militärchef der Aufständischen sagte, es gebe immer noch vereinzelt Widerstand. Doch er hoffe, dass die Aufständischen in den kommenden Tagen die Hauptstadt kontrollieren und Gaddafi festnehmen könnten.
Der neue Militärchef der Rebellen, Abdel Hakim Belhadsch, erklärte indes in der Nacht zum Samstag, Libyen sei nun frei. Hunderte Gaddafi-Kämpfer hätten in den vergangenen zwei Tagen aufgegeben. In der Nacht waren immer wieder Explosionen in der Hauptstadt zu hören. Am Samstag stand eine Reklametafel mit dem Bild des untergetauchten Gaddafi in Flammen. Große Teile von Tripolis waren ohne fließendes Wasser und ohne Strom. Bewohner berichteten, das Benzin werde knapp.
Nach tagelangen Kämpfen eroberten die libyschen Rebellen Medienberichten zufolge den wichtigsten Hauptgrenzübergang zu Tunesien. Wie die amtliche tunesische Nachrichtenagentur berichtete, waren am Grenzübergang Ras Adschdir am Freitagabend Schüsse zu hören. Ein Augenzeuge berichtete, die Rebellen hätten an dem Grenzübergang in der Nacht zum Samstag ihre Fahne gehisst. Die Aufständischen kontrollieren andere Grenzübergänge, doch Ras Adschdir ist auch als Nachschubweg der wichtigste zwischen den beiden Ländern.
Nato fliegt weitere Angriffe
Nach den jüngsten Erfolgen der Rebellen in Tripolis hat die Nato ihre Luftangriffe in Libyen auf die Küstenstadt Sirte konzentriert, eine Hochburg von Machthaber Muammar el Gaddafi. Dabei seien 15 Militärfahrzeuge und weitere Ziele beschossen worden, teilte das Verteidigungsbündnis am Samstag in Brüssel mit. Elf mit Waffen beladene Fahrzeuge sowie drei militärische Logistikfahrzeuge und ein gepanzertes Kampffahrzeug seien am Freitag zerstört worden. Auch zwei Militärunterkünfte, ein Beobachtungspunkt von Gaddafis Armee und eine weitere Militäranlage in der Umgebung von Gaddafis Heimatstadt Sirte 360 Kilometer östlich von Tripolis wurden der Nato zufolge getroffen.
Ein NATO-Vertreter sagte, Sirte stehe im Mittelpunkt der Einsätze, weil die Stadt eine der letzten Orte unter Gaddafis Kontrolle sei. Auch die libyschen Aufständischen bereiteten eine Offensive in Sirte vor. Die NATO beschoss am Freitag nach eigenen Angaben auch Ziele in der Nähe von Tripolis, darunter ein Militärlager und eine Raketenabschussanlage. Weitere Luftangriffe hätten sich gegen militärische Ziele in der Nähe von Ras Lanuf, El Assah, Okba und el Asisijah gerichtet.
Ashton fordert Einhaltung der Menschenrechte
Die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton forderte die Rebellen in Libyen zur Einhaltung der Menschenrechte auf. „Die Opposition muss sicherstellen, dass Zivilisten geschützt und die Menschenrechte in Libyen in vollem Umfang respektiert werden“, sagte Ashton der Zeitung „Die Welt“ (Samstagsausgabe). Sie versicherte, dass die EU in Libyen künftig keine Führungsrolle übernehmen wolle. „Dies ist eine libysche Revolution und der Übergangprozess muss von den Libyern selbst angeführt werden.“
Der Justizminister der Rebellen, Mohammed al Egeli, erklärte, er habe gefangene Gaddafi-Kämpfer besucht. Sie würden im Einklang mit den internationalen Menschenrechten behandelt. Er verwies jedoch darauf, dass man sich noch immer im Kriegszustand befinde. Die Kämpfe dauerten an, daher gebe es Opfer auf beiden Seiten.
Bundeswehr möglicherweise vor Hilfseinsatz in Libyen
Die Bundeswehr will Libyen bei der Beseitigung von Chemiewaffen und weiteren gefährlichen Waffen des Gaddafi-Regimes womöglich helfen. Verteidigungsminister Thomas de Maizière sagte der „Leipziger Volkszeitung“ (Samstagsausgabe): „Wenn der Übergangsrat unseren Rat und unsere Hilfe erbeten sollte, würden wir prüfen, dem nachzukommen.“
Zugleich verwies der CDU-Politiker auf die Haltung der Bundesregierung, eine militärische Beteiligung Deutschlands an einer möglichen UN-Friedensmission in dem nordafrikanischen Land konstruktiv zu prüfen. „Wir sagen nicht vorbehaltlos Ja, aber wir sagen auch nicht vorbehaltlos Nein“, erklärte de Maizière. (dapd/afp)