Krawalle in London greifen auf weitere Stadtteile über
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London. .
Nach zwei Nächten mit den schwersten Ausschreitungen seit mehr als 20 Jahren ist London auch am Montag nicht zur Ruhe gekommen. Die Krawalle griffen auf weitere Stadtteile über. Inzwischen wurden 215 Menschen festgenommen.
Nach zwei Nächten mit den schwersten Ausschreitungen seit mehr als 20 Jahren ist London auch am Montag nicht zur Ruhe gekommen. In dem sozial benachteiligten Stadtteil Hackney im Osten der Stadt gab es am Nachmittag heftige Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei, wie auf Fernsehbildern zu sehen war. Anschließend griffen die Unruhen auf weitere Stadtteile über, auch aus Birmingham wurden Vorfälle berichtet.
In Hackney verwüsteten dutzende Jugendliche am Montag Geschäfte, plünderten einen Lastwagen und zündeten Autos und Müllcontainer an. Zudem setzten sie geparkte Autos in Brand, bevor die Polizei in Schutzausrüstung sie zurücktreiben konnte, wie ein AFP-Reporter berichtete. Auch in Lewisham im Süden Londons wurden Autos angezündet und Geschäfte geplündert. In dem verarmten Viertel Peckham zeigten Fernsehbilder ein brennendes Bürogebäude, von dem die Flammen auf andere Gebäude übergreifen zu drohten. Jugendliche versuchten zudem, einen Doppeldeckerbus anzuzünden.
Die Ausschreitungen hatten zunächst nach dem Tod eines Mannes bei einem Polizeieinsatz im Stadtteil Tottenham begonnen und sich in der Nacht zum Montag auf andere Stadtteile, darunter den Problembezirk Brixton aber auch die Einkaufsmeile Oxford Street im Zentrum ausgeweitet. Die Polizei hatte zwar Verstärkung beordert, dennoch kam es vielerorts zu Plünderungen. Insgesamt 35 Polizisten wurden am Wochenende verletzt. Die Polizei machte für die jüngsten Ausschreitungen Trittbrettfahrer verantwortlich und zeigte sich vom Ausmaß der Gewalt schockiert. Aus der zentralenglischen Stadt Birmingham gab es Berichte über Zusammenstöße von Jugendlichen mit der Polizei, die zuvor Schaufenster eingeworfen haben sollen.
Randale in London
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Seit Beginn der Unruhen wurden insgesamt 215 Menschen festgenommen
Seit Beginn der Unruhen wurden insgesamt 215 Menschen festgenommen. Nachdem am Sonntag bereits 62 Menschen festgenommen worden waren, wurden am Montag 153 weitere Menschen festgesetzt, darunter auch ein elfjähriger Junge, wie Innenministerin Theresa May erklärte. Die Ministerin, die wegen der Krawalle ihren Urlaub abbrach, kündigte an, Randalierer und Plünderer vor Gericht stellen zu lassen.
Vize-Premierminister Nick Clegg besuchte am Montag ausgebrannte Häuser und Geschäfte und sprach von „unnötiger und opportunistischer Gewalt“, die „absolut nichts mit dem Tod von Mark Duggan zu tun“ habe. Der Tod des vierfachen Familienvaters Duggan am vergangenen Donnerstag war der Auslöser der Krawalle in der Nacht zum Sonntag in Tottenham. Er wurde von einer Polizeikugel tödlich verletzt, als eine Spezialeinheit ihn im Zuge von Ermittlungen gegen Waffenkriminalität festnehmen wollte. Die Ermittlungen zu den Umständen des Todes dauerten am Montag noch an.
Die Problembezirke Tottenham und Brixton waren bereits in den 80er Jahren Schauplatz gewaltsamer Ausschreitungen. Ein Gemeindeaktivist in Tottenham sagte, die derzeitigen Unruhen zeigten deutliche Parallelen zu der Gewalt im Viertel im Jahr 1985. Die Ausschreitungen seien eine Folge der hohen Arbeitslosigkeit und der aktuellen Kürzungen im Sozialwesen. (afp)
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