Kairo. . Erneut geht die syrische Regierung mit Gewalt gegen die eigene Bevölkerung vor. Bei Militärangriffen starben über 120 Menschen. Dutzende Menschen wurden bei Razzien abgeführt. Aktivisten hatten für den Fastenmonat tägliche Proteste angekündigt.
Einen Tag vor Beginn des Fastenmonats Ramadan hat die syrische Armee in der Stadt Hama ein Blutbad angerichtet. Wie die Nationale Organisation für Menschenrechte mitteilte, starben bei einer Militäroffensive gegen die Stadt am Orontes mindestens 95 Menschen, im ganzen Land gab es über 120 Todesopfer.
Am frühen Sonntagmorgen waren Panzer und Elitesoldaten nach Hama eingedrungen. Aus der ostsyrischen Stadt Deir ez-Zor wurden ebenfalls heftige Straßenkämpfe gemeldet – offenbar zwischen loyalen und abtrünnigen Armeeeinheiten des Regimes. Greifkommandos von Militär und Staatssicherheit durchkämmten Vororte von Damaskus. Dutzende Menschen wurden bei Razzien abgeführt.
Syrische Aktivisten hatten für den Fastenmonat tägliche Proteste angekündigt. Denn jeden Abend nach dem Fastenbrechen versammeln sich die Menschen in den Moscheen, die bisher nur freitags Ausgangspunkte der Demonstrationen waren. Offenbar will das Assad-Regime kurz vor Beginn des Heiligen Monats die Bevölkerung mit rücksichtsloser Gewalt einschüchtern, um diese Ausweitung der Proteste zu verhindern.
Leichen und Verwundete
Nach Augenzeugenberichten sind die Straßen von Hama übersät mit Leichen und Verwundeten. Die Elitesoldaten unter dem Kommando des Präsidentenbruders Maher al-Assad gehen mit unbeschreiblicher Härte vor, wie erste Amateurvideos belegen. Häuser wurden mit Raketen beschossen, Menschen wahllos unter Feuer genommen, über der Stadt standen dunkle Rauchwolken. Die Bewohner versuchten, sich mit Molotow-Cocktails und Steinen zu wehren. Zahllose Verletzte wurden in die Krankenhäuser eingeliefert, die Ärzte riefen die Menschen zu Blutspenden auf. In Hama wie auch in Deir ez-Zor hatte es vor zwei Wochen die bisher größten Demonstrationen gegen das Regime von Präsident Assad gegeben, an der 1,2 Millionen Menschen teilnahmen.
Die internationale Gemeinschaft reagierte mit scharfer Kritik. „Was wir derzeit in Syrien erleben, empört mich zutiefst“, sagte Außenminister Guido Westerwelle und drohte Damaskus weitere Sanktionen an. Der britische Außenminister William Hague sagte: „Präsident Assad irrt, wenn er glaubt, er könne mit Unterdrückung und militärischer Gewalt diese Krise in seinem Land beenden.