Dschuba. .

Der Südsudan hat am Samstag seine Unabhängigkeit vom Norden erklärt und ist damit nun der jüngste Staat der Welt. Zu der Zeremonie in der Hauptstadt Dschuba waren tausende Südsudanesen gekommen, die ihm zujubelten.

Der Südsudan hat am Samstag seine Unabhängigkeit vom Norden erklärt und ist damit nun der jüngste Staat der Welt. „Wir, die demokratisch gewählten Vertreter des Volkes erklären den Südsudan auf der Grundlage des Willens der Bevölkerung und des Ausgangs des Referendums zur Unabhängigkeit hiermit zu einer unabhängigen und souveränen Nation“, verlas Parlamentspräsident James Wani Igga die Erklärung. Zu der Zeremonie in der Hauptstadt Dschuba waren tausende Südsudanesen gekommen, die ihm zujubelten. Auch Sudans Präsident Omar el Baschir nahm neben Staats- und Regierungschefs aus aller Welt an der Zeremonie teil.

Nach der Ausrufung der Unabhängigkeit wurde die neue südsudanesische Flagge gehisst. Die Menschen des bisher südlichen Landesteils des Sudans hatten sich nach jahrzehntelangen Kämpfen zwischen südlichen Milizen und regierungstreuen Truppen aus Khartum bei einer Volksabstimmung Ende Januar für eine Abspaltung vom Norden ausgesprochen. Der Norden erkannte zwar als eines der ersten Länder die Unabhängigkeit des Südens bereits an. Zwischen beiden Seiten gibt es allerdings weiterhin zahlreiche ungeklärte Fragen, etwa zum Status umstrittener Grenzregionen.

An den Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit nahmen unter anderem UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und der frühere US-Außenminister Colin Powell teil. Unter Buh-Rufen traf der sudanesische Präsident Omar al Baschir in Dschuba ein, um der Zeremonie beizuwohnen. Gegen ihn liegt wegen des Verdachts auf Kriegsverbrechen in der sudanesischen Krisenregion Darfur ein Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs in Den Haag vor.

Bundeskanzlerin Merkel sagte dem neu gegründeten Staat Unterstützung zu

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte dem neu gegründeten Staat Unterstützung zu. Im UN-Sicherheitsrat, in dem Deutschland derzeit den Vorsitz innehat, werde das Thema Sudan ganz oben auf der Tagesordnung stehen, sagte Merkel am Samstag in ihrem wöchentlichen Video-Podcast.

Die Unabhängigkeit des Südsudans sei „ein ganz besonderer Tag für Afrika“, sagte die Kanzlerin. „Denn wir wollen, dass mit dem Nord- und mit dem Südsudan zwei stabile Staaten entstehen und der Südsudan braucht insbesondere unsere und die Unterstützung der gesamten Staatengemeinschaft“, sagte Merkel.

Nicht genug Sitzplätze für Staatschefs und bekannte Persönlichkeiten

Tausende Südsudanesen strömten am Samstag in die Arena in Dschuba, in der die Feierlichkeiten zur Unabhängigkeit stattfanden. Wegen des gewaltigen Ansturms gab es nicht genug Sitzgelegenheiten für die angereisten Staatschefs und andere bekannte Persönlichkeiten. Mitarbeiter des Roten Kreuzes versorgten zahlreiche Menschen, die wegen der starken Hitze ohnmächtig wurden.

Traditionelle Tänzer schlugen in den Straßen Trommeln, währen Bewohner kleine Fahnen schwenkten. Aktivisten aus Darfur hielten Banner hoch auf denen stand: „Baschir wird gesucht, tot oder lebendig“. „Wir sind gekommen, um unsere Brüder aus dem Süden willkommen zu heißen“, sagte der Aktivist Nimir Mohammed. „Wir sind auch gekommen, um die Welt daran zu erinnern, dass das Problem in Darfur weiterhin besteht.“ In Darfur kommt es immer wieder zu heftigen Gefechten zwischen Regierungstruppen und Aufständischen. Seit 2003 kamen dort Schätzungen zufolge rund 300.000 Menschen ums Leben, mehr als 2,7 Millionen wurden vertrieben.

Die Unabhängigkeit des Südsudans wurde im Januar in einem Referendum beschlossen. Die Abstimmung war Teil eines Friedensabkommens aus dem Jahr 2005. Damals endete im Sudan ein mehr als zwei Jahrzehnte dauernder Bürgerkrieg zwischen dem Norden und dem Süden mit mindestens zwei Millionen Toten.

Es wird erwartet, dass die Vereinten Nationen den Südsudan kommende Woche als 193. Mitgliedsstaat in die Organisation aufnehmen. (afp/dapd)