Juba. .
Im Südsudan hat die historische Volksabstimmung über eine Unabhängigkeit vom Norden begonnen. Es gilt als sicher, dass die Bürger des armen, aber rohstoffreichen Südens für ihre Unabhängigkeit stimmen werden.
Im Südsudan hat am Sonntag die historische Volksabstimmung über eine Unabhängigkeit vom Norden begonnen. Die Wahllokale öffneten um 08.00 Uhr Ortszeit (06.00 Uhr MEZ), bereits seit den frühen Morgenstunden harrten tausende Südsudanesen vor den Wahlbüros aus. Der südsudanesische Präsident Salva Kiir würdigte den Auftakt der einwöchigen Abstimmung bei seiner Stimmabgabe in Juba als „historischen Moment“.
Für die Volksabstimmung hatten sich knapp vier Millionen Südsudanesen registrieren lassen. Zahlreiche Bürger wollten sofort nach Öffnung der Wahllokale abstimmen und standen daher stundenlang Schlange. „Der Tag, auf den wir so lange gewartet haben, ist endlich gekommen“, sagte der Südsudanese David Kol, der in Juba seine Stimme abgeben wollte. „Wir stehen hier für die Unabhängigkeit an.“ Er hatte seit 1.00 Uhr nachts vor dem Wahllokal ausgeharrt. In der sudanesischen Hauptstadt Khartum im Nordteil des nordostafrikanischen Landes herrschte in den Wahlbüros hingegen gähnende Leere, wie ein Reporter der Nachrichtenagentur AFP berichtete.
Der südsudanesische Präsident Kiir gab als einer der Ersten in der südsudanesischen Hauptstadt Juba seine Stimme ab. „Das ist der historische Moment, auf den die Südsudanesen gewartet haben“, sagte er.
USA sichert Unterstützung zu
Das Wahlbüro besuchten auch der US-Gesandte Scott Gration, der US-Senator John Kerry und der Hollywood-Schauspieler und Sudan-Aktivist George Clooney. Kerry sagte, das Referendum sei „ein neues Kapitel in der Geschichte des Sudan, und ein sehr wichtiges Kapitel“. Gration erklärte, wenn der Süden unabhängig werde, stehe viel Arbeit bevor. „Der Norden und der Süden können auf unsere Unterstützung zählen“, fügte der US-Gesandte hinzu. Clooney äußerte sich begeistert über das Referendum: „Das ist ein großer Tag für die ganze Welt.“
Es gilt als sicher, dass die Bürger des armen, aber rohstoffreichen Südens für ihre Unabhängigkeit stimmen werden. Die Abstimmung ist der Schlusspunkt eines Ende 2005 von der Zentralregierung in Khartum und südsudanesischen Rebellen unterzeichneten Friedensabkommens, das den mehr als zwanzigjährigen Bürgerkrieg zwischen dem christlich dominierten Süden und dem muslimisch geprägten Norden endgültig beenden soll. Es wird jedoch befürchtet, dass das Referendum zu neuer Gewalt und neuen Flüchtlingsströmen führen könnte.
Aufteilung der Ölvorkommen noch unklar
Der Büroleiter der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) in Juba, Manfred van Eckert, würdigte das Referendum im Gespräch mit AFP als „Chance für die südsudanesische Bevölkerung, endlich die eigene Entwicklung ihres Landes in die Hand nehmen zu können“. Zugleich räumte er ein, dass im Zusammenhang mit der zu erwartenden Unabhängigkeit des Südsudan noch eine Reihe von offenen Punkten wie etwa die Aufteilung der Ölvorkommen zwischen dem Norden und dem Süden zu klären seien. Auch über den genauen Grenzverlauf des Südsudan, die Aufteilung der Staatsschulden, den Rechtsstatus von im Norden lebenden Südsudanesen und andere Punkte müsse noch verhandelt werden. Allerdings seien beide Seiten bereit, „Konflikte schon im Anfangsstadium aus dem Weg zu räumen“.
US-Präsident Barack Obama rief in einem Beitrag for die „New York Times“ zu einer friedlichen Abstimmung auf. Alle beteiligten Seiten müssten von „provokativen Aktionen“ absehen, die zu Spannungen führen oder die Bürger davon abhalten könnten, frei zu wählen. (afp)