Düsseldorf. . Eltern in NRW wird immer häufiger das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen, weil sie mit ihnen überfordert sind, sie vernachlässigen oder misshandeln. Der Trend steigt seit Jahren an. 2010 haben die NRW-Gerichte in 3936 Fällen den vollständigen oder teilweisen Entzug der elterlichen Sorge angeordnet.

Eltern in NRW wird immer häufiger das Sorgerecht für ihre Kinder entzogen, weil sie mit ihnen überfordert sind, sie vernachlässigen oder misshandeln. Der Trend steigt seit Jahren an. 2010 haben die NRW-Gerichte in 3936 Fällen den vollständigen oder teilweisen Entzug der elterlichen Sorge angeordnet. Laut Statistischem Landesamt waren das 10,7 Prozent mehr Fälle als im Vorjahr (3556). Im Jahr 2008 war Eltern noch in 3209 Fällen das Sorgerecht genommen worden.

Zum weit überwiegenden Teil, in 3032 Fällen, wurde 2010 das Personensorgerecht ganz oder teilweise dem örtlichen Jugendamt übertragen. Um 904 Kinder und Jugendlichen kümmerte sich anschließend eine Einzelperson oder ein Verein. Wem die elterliche Sorge zum Teil abgesprochen wird, darf zum Beispiel nicht mehr über den Aufenthalt seines Kindes bestimmen oder sein Vermögen verwalten.

Familien-Experten führen die steigende Zahl beim Sorgerechts-Entzug vor allem auf mehr Sensibilität in der Bevölkerung zurück. Nachbarn oder Verwandte seien nach Berichten über misshandelte Kinder hellhörig geworden und eher bereit, sich in solchen Fällen an das Jugendamt zu wenden. Aber auch die Behörden, die in der Vergangenheit mitunter wegen Vernachlässigung ihrer Aufsichtspflicht kritisiert wurden, würden heute eher reagieren.

„Die Zahlen verdeutlichen, dass der präventive Ansatz in der Kinder- und Jugendpolitik der einzig richtige Weg ist“, sagte NRW-Familienministerin Ute Schäfer (SPD) der WAZ. Durch rechtzeitige Un­terstützung könne vermieden werden, dass Familien am Ende überfordert seien. Hier sei das Geld sinnvoller eingesetzt, als wenn am Ende ein Gericht eingreifen müsse. Nach einer Prognos-Studie gaben die NRW-Kommunen 2009 1,15 Milliarden Euro für Maßnahmen der Jugendhilfe aus.

Im Jahre 2010 gab es unter den Großstädten und Kreisen die meisten Fälle von Sorgerechts-Entzug mit 270 in Dortmund. Vorn in der Statistik rangieren auch Düsseldorf (187), Kreis Unna (144), Kreis Recklinghausen (141), Kreis Mettmann (136), Duisburg (125) und Essen (116). Weitere regionale Zahlen: Oberhausen (73), Gelsenkirchen (55). Die Tendenz ist fast durchgängig steigend.