Juneau/Washington. . Der US-Staat Alaska hat über 24.000 E-Mails von Ex-Gouverneurin Palin veröffentlicht. Die Aktion fußt auf zahlreiche Anfragen von Bürgern, die Auskunft über Palins Amtsführung verlangt haben. Palin ist als mögliche Präsidentschaftskandidatin im Gespräch.
Regierungsbehörden im US-Staat Alaska haben jetzt über 24.000 Seiten mit E-Mails der früheren Gouverneurin Sarah Palin veröffentlicht. Die Mails könnten einen Einblick in ihre Amtsführung vor ihrer Kandidatur für das Amt der US-Vizepräsidentin bei der Wahl 2008 geben.
Erste Stichproben aus den sechs Kisten mit E-Mails zeigten, dass Palin unter anderem mit Gerüchten über ihre Familie zu kämpfen hatte. Die Veröffentlichung der Mails wurde noch während des Wahlkampfs von Bürgern und Medienorganisationen, darunter der Nachrichtenagentur AP, beantragt.
Die fast dreijährige Verzögerung wurde mit der riesigen Menge der Daten und der Flut von Anfragen begründet. Der US-Staat Alaska veröffentlichte die Mails am Freitag ausschließlich in Papierform und forderte die Medien auf, jeweils mehrere Kisten mit Dokumenten in der nur aus der Luft oder über das Wasser erreichbaren Hauptstadt Juneau abzuholen.
Eine fleißige Politikerin
So drängten sich am Freitag zahlreiche Reporter und Fotografen in ein kleines Büro, um die Kisten mitzunehmen. Die Abgeschiedenheit Juneaus und die schlechte Internetverbindung machten auch den Journalisten die Arbeit schwer. Die „New York Times“ kündigte an, Leser zu engagieren, um die E-Mails so schnell wie möglich nach möglichen Skandalen zu durchforsten. Die Nachrichtenagentur AP will die Dokumente einscannen, um sie besser durchsuchen zu können.
Ob sich in den Schriftstücken wirklich irgendwelche Skandale verbergen, ist allerdings ungewissen. Palin selbst sagte dem Sender Fox News am Sonntag, sie mache sich keine Sorgen wegen der Veröffentlichung. Zugleich wies sie aber darauf hin, dass viele der Mails nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen seien. Anwälte Palins hatten die Gelegenheit, den Schriftverkehr auf eine mögliche Verletzung der Privatsphäre hin zu prüfen. Es seien deswegen aber keine Mails zurückgehalten oder verändert worden, betonte Verwaltungsdirektorin Linda Perez, die die Veröffentlichung koordinierte.
Aus dem Schriftverkehr lässt sich ersten Berichten zufolge ableiten, dass Palin eine fleißige Politikerin ist, die sich bemüht, ihre Arbeit und ihre Familie unter einen Hut zu bringen. Auch ihr Unmut über die Medien kommt zum Ausdruck. "Arghhhh!", kommentiert Palin Journalistenfragen nach ihrem Lieblingsgedicht und ihrer Sonnenbank im Gouverneurssitz.
Palin-Gegner hoffen wohl auf Enthüllungen
Clive Thomas, ein langjähriger politischer Beobachter der Politikerin, sagte, Gegner Palins hofften vermutlich auf Enthüllungen, die sie politisch erledigen könnten. Ihren Anhängern sei der Inhalt der Mails vermutlich egal, sie änderten ihre Meinung über Palin wohl kaum.
Die Mails betreffen die Zeit von Palins Amtsantritt als Gouverneurin im Dezember 2006 bis zu ihrer Nominierung als Vizepräsidentschaftskandidatin der Republikaner im September 2008. In den Monaten vor ihrer Nominierung war sie unter anderem mit Gerüchten über sich und ihre Familie beschäftigt, wie erste Stichproben bei den E-Mails ergaben. In einer Mail will sie wissen, wer behauptet habe, sie hätte ihren Sohn Trig nicht ordentlich im Sitz festgeschnallt. In einer anderen beschwert sie sich über schlechtes Gerede über ihre Familie und ihre Ehe.
Auch für die Veröffentlichung der Mails aus den verbliebenen zehn Monaten als Gouverneurin liegen Anträge vor. Palin trat vor dem Ende der Legislaturperiode im Juli 2009 zurück.
Die ultrakonservative Politikerin war 2008 durch ihre Nominierung durch den republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain auf einen Schlag weltweit bekannt geworden und spaltet seither die politische Landschaft der USA. Ihre Anhänger feiern sie als bodenständige und patriotische Anwältin erzkonservativer Werte, ihren Gegnern ist sie wegen ihrer populistischen Auftritte ein Graus. Palin hat bislang offen gelassen, ob sie sich um die Kandidatur der Republikaner bei der Präsidentschaftswahl 2012 bewerben wird. Zuletzt befeuerte sie Spekulationen mit einer Bustour an historische Stätten der USA. (dapd/afp)