New York. . Der ehemalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn durfte das Gefängnis auf Rikers Islands verlassen. Er tauschte es mit einer Luxusbleibe in Manhattan ein. Dort wird er rund um die Uhr bewacht.
Verglichen mit seiner kargen Zelle auf der Gefängnisinsel Rikers Island mag sich der ehemalige IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn seit Freitagabend fast wieder wie zu Hause fühlen: Nach der Entlassung aus der Untersuchungshaft wohnt er vorerst in einem eleganten Apartmenthaus am Broadway im Herzen von Manhattan.
Ground Zero und die Wall Street sind nur einen Steinwurf entfernt, nebenan steht die historische Trinity Church und ein Stück weiter die Straße entlang liegt der beliebte Mode-Schnäppchenladen Century 21. Doch von alldem hat Strauss-Kahn nichts - er sitzt im goldenen Käfig unter Hausarrest.
Der wegen des Vorwurfs von erzwungenem Sex mit einem Zimmermädchen angeklagte Strauss-Kahn wurde nur unter strengsten Auflagen aus der Haft entlassen. Nicht nur musste der einflussreiche Politiker eine Million Dollar (700.000 Euro) Kaution und Bürgschaften in Höhe von fünf Millionen Dollar hinterlegen. Er wird in dem Apartment am Broadway 71 auch rund um die Uhr von bewaffneten Sicherheitsleuten überwacht und muss eine elektronische Fußfessel tragen.
Nachbarn genervt
Verlassen darf er die Wohnung nur aus medizinischen Gründen. Erst später, wenn er in ein ständiges Domizil umgezogen ist, sind auch von Sicherheitsleuten begleitete Fahrten zu Gerichtsterminen, Treffen mit seinen Anwälten oder zu Gottesdienstbesuchen erlaubt - und auch das nur bei sechsstündiger Voranmeldung.
Doch möglicherweise hätte Strauss-Kahn ohnehin wenig Interesse daran, vor die Tür des edlen Apartmenthauses zu treten: Vor dem von Marmorsäulen und Adler-Skulpturen verzierten Eingang lauert seit Freitag eine riesige Menge von Journalisten, Fernseh-Übertragungswagen säumen die Straße.
Die Bewohner des Hauses mit seinen schicken Altbau-Wohnungen, Dachgarten und privater Sporthalle sind über ihren neuen Nachbarn alles andere als begeistert. „Ich bin ein bisschen schockiert“, sagt ein gutgekleideter Man, als er den Medienzirkus vor der Tür sieht. „Das ist ziemlich surreal.“ Gemma Harding verlässt das Haus in weißem Abendkleid und Webpelz, als sie auf Strauss-Kahns Anwesenheit in dem Gebäude angesprochen wird. „Mir gefällt das nicht, ich finde es etwas angsteinflößend“, kommentiert sie.
Kosten für Überwachung zahlt Strauss-Kahn
Nicole Mitrovic kommt gerade von einer Yoga-Stunde nach Hause, als sie von ihrem neuen Nachbarn erfährt. „Ich bin nicht besonders begeistert. Wird er bewacht? Als Frau mache ich mir ein bisschen Sorgen um mein Wohlergehen“, sagt die 23-Jährige. „Ich werde die Augen offenhalten.“
Doch die Aussichten, dass Mitrovic oder einer der anderen Hausbewohner Strauss-Kahn über den Weg laufen wird, sind minimal. Sollte der ehemalige IWF-Chef versuchen, die Wohnung zu verlassen, würde er vor der Tür sofort auf einen Sicherheitsmann stoßen. Zudem würde er von einer Überwachungskamera gefilmt werden, und seine elektronische Fußfessel würde rasch weitere Sicherheitsleute alarmieren.
Die Bewacher führen über alle Besucher bei Strauss-Kahn Buch. Nur vier Leute gleichzeitig dürfen den früheren IWF-Chef besuchen, Familienmitglieder nicht mitgezählt. Alle Besucher werden vor Betreten des Apartments auf Waffen durchsucht.
Bei alledem muss Strauss-Kahn die Kosten für seine Rund-um-die-Uhr-Überwachung durch die Sicherheitsfirma Stroz Friedberg auch noch selbst tragen - einschließlich möglicherweise entstehender Anwaltskosten für Stroz Friedberg, falls deren Sicherheitsleute Gewalt anwenden sollten. (afp)