Brüssel/Berlin. . Nach der Anklage gegen Dominique Strauss-Kahn meldet Bundeskanzlerin Angela Merkel Europas Ansprüche für den IWF-Chefposten an. Es kursieren erste Namen von Personen, die die Nachfolge des obersten Weltbankers antreten könnten.

Nach der ­Verhaftung von Dominique Strauss-Kahn hat der Poker um seine Nachfolge als IWF-Chef bereits begonnen. Kanzlerin Angela Merkel hat für den Fall einer Neubesetzung des Postens den Anspruch Europas angedeutet.

Es sei so, „dass wir wissen, dass auf mittlere Zeiträume die Schwellenländer auch Anspruch haben sowohl auf den Posten des IWF-Chefs, als auch auf den Posten des Weltbank-Chefs“, sagte sie. „Ich glaube allerdings, dass es in der jetzigen Phase gute Gründe gibt, dass Europa auch gute Kandidaten zur Verfügung hat.“

Als mögliche Kandidaten werden Frankreichs Finanzministerin Christine Lagarde und der einstige britische ­Premier Gordon Brown ­gehandelt, aber auch der frühere türkische Finanzminister Kemal Dervis – und aus Deutschland Ex-Bundesbank-Chef Axel Weber. Die "Bild"-Zeitung berichtet mit Bezug auf diplomatische Kreise, dass ebenso die Namen des derzeitigen Chefs der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung in London, Thomas Mirow, sowie von Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann genannt werden.

Gleichzeitig versuchte die EU-Kommission, Sorgen um die Handlungsfähigkeit des IWF auszuräumen. Die Affäre Strauss-Kahn habe keinen Ein­fluss auf die Bekämpfung der Schuldenkrise europäischer Länder, so ein Sprecher.

Stellvertreter führt Geschäfte

Der noch amtierende IWF-Chef hatte sich stets dafür stark ­gemacht, den klammen Euro-Ländern Finanzhilfen zu gewähren. An der Spitze des Währungsfonds erledigt nun erstmal Strauss-Kahns Vize John Lipsky die Geschäfte. Die EU-Kommission lobte den Amerikaner als „sehr fähigen Mann mit sehr breiter Erfahrung“. Doch der 64-Jährige verlässt im August den IWF.

Nach der richterlichen Entscheidung der weiteren Untersuchshaft hat Strauss-Kahn die Nacht auf der New Yorker Gefängnisinsel Rikers Island verbracht. Er werde eine Einzelzelle bekommen, sagte ein Justizsprecher am Montagabend. Strauss-Kahn wurde noch am Montagabend in den Gefängniskomplex auf einer Insel im East River gebracht, der Platz für rund 17.000 Gefangene bietet. Der IWF-Chef werde keinen Kontakt zu anderen Insassen haben, sagte der Sprecher der New Yorker Justizverwaltung. Dies bedeute aber nicht, dass er immer in seiner Zelle bleiben müsse. Vielmehr werde er bei jedem Freigang von einem Gefängniswärter begleitet.

Strauss-Kahn auf Gefängnisinsel gebracht

Der 62-jährige Franzose soll am Samstag versucht haben, in einem New Yorker Luxushotel ein Zimmermädchen zum Sex zu zwingen. Eine Haftrichterin lehnte es am Montag ab, den Banker gegen eine Kaution aus der Untersuchungshaft freizulassen und begründete dies mit Fluchtgefahr. Strauss-Kahns Anwälte hatten zuvor eine Kaution in Höhe von einer Million Dollar (rund 700.000 Euro) angeboten. Anwalt Benjamin Brafman betonte nach der Verhandlung erneut, Strauss-Kahn weise die Vorwürfe zurück und wolle seinen Namen und seinen Ruf wiederherstellen.(mit afp)