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Drei prominente Akademiker haben die Plagiatejäger in kurzer Zeit zur Strecke gebracht: Nach Karl-Theodor zu Guttenberg wurde auch der Stoiber-Tochter Veronica Saß der Dr. jur. aberkannt. Die FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin trat von allen Ämtern zurück, nachdem auch ihre Promotion ins Visier geriet.

Nach diesen Erfolgen werde sich das Interesse auf andere richten, glaubt der Eliteforscher und Soziologe Prof. Michael Hartmann von der TU Darmstadt. „Wer geschummelt hat und sich in einer prominenten Position befindet, sollte lieber an die Öffentlichkeit gehen. Das ist besser, als erwischt zu werden.“ Die Jagd werde weiter gehen, „der Reiz, Promis zu entlarven, ist groß.“

Der Verdacht bestehe am ehesten bei Juristen und Wirtschaftswissenschaftlern, so Hartmann. „Das sind Massenfächer und dort haben Karriere­promotionen eine lange Tradition. Manche schreiben ab oder lassen die Arbeit von einem Ghostwriter verfassen. Es gibt Leute, die das professionell anbieten.“

Karrierepromotionen gab es immer

Den Typus der Karrierepromotion, die also nicht dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn gewidmet ist, sondern dem beruflichen Fortkommen, dem Image oder auch der Eitelkeit, habe es immer gegeben, sagt Hartmann. „Plagiate gab es immer, doch war es viel mühsamer als heute.“ Man musste sich in die Bibliothek bemühen, Bücher wälzen und lesen – um sie dann abzuschreiben. Durch das Internet ist es heute viel einfacher geworden. Aber: Dadurch sind auch Plagiate leichter aufzudecken als früher.

Silvana Koch-Mehrin

Silvana Koch-Mehrin (FDP) wurde am 17. November 1970 in Wuppertal geboren. Ihren Familienstand bezeichnet sie...
Silvana Koch-Mehrin (FDP) wurde am 17. November 1970 in Wuppertal geboren. Ihren Familienstand bezeichnet sie... © NRZ_KaiKitschenberg
... auf ihrer Homepage als
... auf ihrer Homepage als "nicht ledig": Sie lebt in Brüssel mit dem irischen Anwalt James Candon zusammen. © imago stock&people
Auch ihre drei Töchter leben dort.
Auch ihre drei Töchter leben dort. © imago stock&people
Bei der Europawahl 2009 war Koch-Mehrin wieder Spitzenkandidatin der FDP und fuhr mit 11 Prozent der Stimmen ihr bislang bestes Ergebnis ein.
Bei der Europawahl 2009 war Koch-Mehrin wieder Spitzenkandidatin der FDP und fuhr mit 11 Prozent der Stimmen ihr bislang bestes Ergebnis ein. © WR/Franz Luthe
Sie studierte Volkswirtschaftslehre und Geschichte in Hamburg, Straßburg und Heidelberg. 1998 promovierte sie über „Historische Währungsunionen“.
Sie studierte Volkswirtschaftslehre und Geschichte in Hamburg, Straßburg und Heidelberg. 1998 promovierte sie über „Historische Währungsunionen“. © ddp
Ihre Karriere war rasant. 1994 war sie noch stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen - seit 2004...
Ihre Karriere war rasant. 1994 war sie noch stellvertretende Bundesvorsitzende der Jungen Liberalen - seit 2004... © WAZ
... Vorsitzende der FDP im EU-Parlament. Eine kleine Auswahl der Zwischenschritte:
... Vorsitzende der FDP im EU-Parlament. Eine kleine Auswahl der Zwischenschritte: © AP
Seit 1999 ist Dr. Silvana Koch-Mehrin Mitglied im Bundesvorstand der FDP.
Seit 1999 ist Dr. Silvana Koch-Mehrin Mitglied im Bundesvorstand der FDP. © AP
2000 wurde sie zur
2000 wurde sie zur "Frau des Jahres" der Zeitschrift Freundin gekürt. © ddp
Zwischen 2000 und 2007 war sie Lehrbeauftragte an der Uni Oldenburg und den United Business Institutes in Brüssel.
Zwischen 2000 und 2007 war sie Lehrbeauftragte an der Uni Oldenburg und den United Business Institutes in Brüssel. © AP
2004 bekam sie den Politik-Award
2004 bekam sie den Politik-Award "Nachwuchspolitikerin" des Helios-Verlages, bei dem sie heute in der Jury sitzt. © WAZ
2007 gab sie das Buch
2007 gab sie das Buch "Schwestern. Streitschrift für einen neuen Feminismus" heraus. © NRZ_KaiKitschenberg
Ehrenämter hat sie auch sonst noch einige: Sie ist Botschafterin der SOS-Kinderdörfer, Schirmherrin des Koop-Projekts Pommernschule, ...
Ehrenämter hat sie auch sonst noch einige: Sie ist Botschafterin der SOS-Kinderdörfer, Schirmherrin des Koop-Projekts Pommernschule, ... © ddp WP
... sitzt im Kuratorium der Ronald-McDonald-Stiftung und des Deutschen Museums und...
... sitzt im Kuratorium der Ronald-McDonald-Stiftung und des Deutschen Museums und... © WR RALF ROTTMANN
... ist Jury-Mitglied von Preisen wie dem
... ist Jury-Mitglied von Preisen wie dem "Prix Veuve Cliquot für die Unternehmerin des Jahres" oder dem "Goldene-Bild-der-Frau-Award für soziales Engagement". © AP
Vor den Europawahl 2009 war sie wegen ihrer angeblich niedrigen Anwesenheitsquote im Europaparlament und bei Ausschusssitzungen in Kritik geraten. Ihre Reaktion: ...
Vor den Europawahl 2009 war sie wegen ihrer angeblich niedrigen Anwesenheitsquote im Europaparlament und bei Ausschusssitzungen in Kritik geraten. Ihre Reaktion: ... © ddp
"Ich habe alles transparent auf meiner Website und habe mir da nichts vorzuwerfen. Da gibt es überhaupt nichts zu verheimlichen." © ddp
Im Frühling 2011 gerät sie erneut in Schwierigkeiten. Diesmal...
Im Frühling 2011 gerät sie erneut in Schwierigkeiten. Diesmal...
...sind es Plagiatsvorwürfe gegen ihre Doktorarbeit, die sie straucheln lassen. Die Uni Heidelberg...
...sind es Plagiatsvorwürfe gegen ihre Doktorarbeit, die sie straucheln lassen. Die Uni Heidelberg...
...prüft Vorwürfe, Koch-Mehrin habe in ihrer Dissertation an mehreren Stellen abgeschrieben.
...prüft Vorwürfe, Koch-Mehrin habe in ihrer Dissertation an mehreren Stellen abgeschrieben.
Schließlich ist der öffentliche Druck offenbar zu hoch: Sie legt alle Parteiämter nieder und tritt als Vizepräsidentin des Eurpaparlaments zurück.
Schließlich ist der öffentliche Druck offenbar zu hoch: Sie legt alle Parteiämter nieder und tritt als Vizepräsidentin des Eurpaparlaments zurück.
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Der Titel ist vor allem für Freiberufler enorm bedeutsam, und er macht sich auch bezahlt. Nach einer Kienbaum-Studie steige das Jahresgehalt mit dem Titel um durchschnittlich 10 000 Euro im Jahr, so Hartmann. Auch für Politiker spielt der Titel eine Rolle. Die Wertigkeit schwankt indes von Partei zu Partei, je nach Klientel, die bedient werden soll. Hartmann: „In der FDP ist der Titel sicher wichtiger als in der SPD oder bei den Grünen.“

Abschreiben schwerer machen

Wie begehrt ein akademischer Titel für viele Berufstätige ist, können die Initiatoren der satirisch gemeinten Internet-Seite „www.titel-kaufen.­de“ an den Klicks ablesen. Seit August 2009 registrierten sie 3000 ernsthafte Anfragen, obwohl deutlich zu erkennen sei, dass es sich um eine Satire-Seite handelt, sagen die Betreiber. Erschreckend sei, dass besonders viele Juristen unter den Interessenten seien.

„Abschreibern muss es schwerer gemacht werden“, fordert nicht ganz ohne Selbstkritik jetzt der Deutsche Hochschulverband (DHV), die Berufsvertretung von rund 26 000 Wissenschaftlern. „Die Unkultur des Wegsehens ist falsch verstandene Kollegialität und selbst ein wissenschaftliches Fehlverhalten“, sagt DHV-Präsident Bernhard Kempen.

„Wider die Plagiate“

In einer Resolution mit dem Titel „Wider die Plagiate“ werden Professoren und Prüfungsämter aufgefordert, Seminar- und Anschlussabreiten auf Plagiate zu überprüfen. Die Hochschulen sollen Arbeiten in Zukunft auch in digitaler Form annehmen, damit die Texte schneller auf kopierte Passagen geprüft werden können. Zudem sollen die Unis „weisungsunabhängige Kommissionen“ einrichten, die in Verdachtsfällen „von Amts wegen“ tätig werden.

Zugleich will der Verband indes Denunziantentum und böswilligen Rufschädigungen vorbeugen und mahnt daher einen „verantwortungsvollen Umgang“ mit dem Plagiats-Vorwurf an. Aber: Wer zu Recht den Finger hebt, dürfe auch nicht als „Nestbeschmutzer“ diffamiert werden.