Berlin. . Am Ende war der Druck offenbar doch zu hoch: Nach Plagiatsvorwürfen tritt die FDP-Frontfrau von allen Ämtern zurück. Sie wolle damit verhindern, dass ihre Familie durch die öffentliche Diskussion weiter belastet werde, teilte sie mit.
Nach massiven Plagiatsvorwürfen ist die FDP-Spitzenpolitikerin Silvana Koch-Mehrin am Mittwoch überraschend von allen politischen Ämtern zurückgetreten. Die 40-Jährige teilte in einer knappen schriftlichen Erklärung mit, sie wolle mit diesem Schritt verhindern, dass ihre gesamte Familie durch die öffentliche Diskussion weiter belastet werde. Die FDP-Politikerin legte ihr Amt als Vorsitzende der FDP im Europäischen Parlament, als Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments und als Präsidiumsmitglied der FDP nieder.
Die Universität Heidelberg prüft derzeit Vorwürfe, Koch-Mehrin habe in ihrer Dissertation an mehreren Stellen abgeschrieben. Koch-Mehrin forderte für sich in ihrer Rücktrittserklärung eine vertrauliche Untersuchung der Vorwürfe. „Was meine Dissertation betrifft: An der Universität Heidelberg habe ich die Arbeit 1999 eingereicht, und dort wird sie jetzt überprüft. Ich möchte, dass diese Prüfung nun vertraulich, fair, nach rechtsstaatlichen Maßstäben und ohne Ansehen der Person durchgeführt und nicht dadurch belastet wird, dass ich herausgehobene Ämter innehabe“, schrieb die Politikerin.
Koch-Mehrin seit einigen Wochen auf dem Prüfstand
Die einstige liberale Hoffnungsträgerin ist der zweite Spitzenpolitiker, der über seinen Doktorhut stolpert. Am Mittwoch hatte die Universität Bayreuth ausführlich begründet, warum sie Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg den akademischen Titel entzogen hatte. Die Untersuchungskommission wirft dem Ex-CSU-Politiker in ihrem Bericht vor, vorsätzlich getäuscht zu haben.
Der Promotionsausschuss der Uni Heidelberg prüft seit einigen Tagen, ob Koch-Mehrin die Doktorwürde entzogen werden muss. Ihr war dazu eine Frist für eine Stellungnahme gesetzt worden. Die Universität will die Prüfung Ende Mai oder Anfang Juni abschließen. Koch-Mehrin hatte die Dissertation „Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik. Die Lateinische Münzunion zwischen 1865 und 1927“ im Jahr 2001 veröffentlicht. (rtr)