Berlin.. Der FDP-Spitzenpolitikern Silvana Koch-Mehrin soll nach einem Zeitungsbericht der Doktortitel wegen Plagiierens aberkannt werden. Grund seien mehrere Plagiate in ihrer Doktor-Arbeit.
Der FDP-Spitzenpolitikern Silvana Koch-Mehrin soll nach einem Zeitungsbericht der Doktortitel wegen Plagiierens aberkannt werden. Die Universität Heidelberg habe ein förmliches Entziehungsverfahren eingeleitet, berichtete der Berliner „Tagesspiegel“ am Dienstag vorab unter Berufung auf Universitätskreise.
Die Universität Heidelberg will der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin offenbar ihren Doktortitel aberkennen. Die Hochschule habe ein förmliches Entziehungsverfahren gegen Koch-Mehrin eingeleitet, meldete der "Tagesspiegel" am Dienstag unter Berufung auf Kreise der Universität. Grund seien mehrere festgestellte Plagiate in ihrer Dissertation zum Fach Wirtschaftsgeschichte, die als erheblicher Regelverstoß gewertet würden. Die Verleihung der Doktorwürde sei damit rechtswidrig gewesen und könne zurückgenommen werden.
Koch-Mehrin hatte in Heidelberg promoviert. Derzeit erwarte der zuständige Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät eine Stellungnahme Koch-Mehrins zu den Vorwürfen, meldet die Zeitung. Dazu sei man laut Promotionsordnung verpflichtet, bevor der Titel aberkannt werde. Man sei aber bereits im förmlichen Entzugsverfahren, der Verdacht habe sich erhärtet. Für die nötige Stellungnahme sei der Politikerin eine mehrwöchige Frist zugestanden worden.
Universität: Das Prüfverfahren läuft noch
Die Heidelberger Universität wollte die Informationen am Dienstag nicht bestätigen. Man befinde sich nach wie vor im Prüfverfahren der Vorwürfe gegen Koch-Mehrin, hieß es. Der Vorsitzende des zuständigen Promotionsausschusses und Dekan der Philosophischen Fakultät, Manfred Berg, erklärte, die Promotionsordnung sehe zunächst ein Anhörungsverfahren beziehungsweise die Möglichkeit einer Stellungnahme von Koch-Mehrin vor. Erst danach komme es zu einer Bewertung der Plagiatsvorwürfe. Eine Entscheidung in der Sache werde es nicht vor Ende Mai oder Anfang Juni geben.
Ein Sprecher von Koch-Mehrin sagte auf Anfrage, in dem Bericht stehe nichts Neues, daher werde die Politikerin dazu auch keine Stellungnahme abgeben. Das Prüfverfahren laufe noch, und es werde erst in mehreren Wochen mit einem Ergebnis gerechnet.
Koch-Mehrin soll Teile ihrer Doktorarbeit abgeschrieben haben
Koch-Mehrin wird beschuldigt, Teile ihrer Doktorarbeit ohne Quellenangabe abgeschrieben zu haben. Vorwürfe der Internetseite "VroniPlag" zufolge soll sie "in erheblichem Ausmaß" abgeschrieben haben. Auf 56 von 201 Textseiten seien Plagiatstellen nachgewiesen worden, heißt es auf der Website. Dokumentiert seien Textübernahmen aus 15 verschiedenen Quellen. Dabei handele es sich häufig um Artikel aus Handbüchern der Wirtschaftswissenschaft und der Wirtschafts- und Sozialgeschichte.
Im April hatte die Staatsanwaltschaft Heidelberg entschieden, kein Ermittlungsverfahren gegen Koch-Mehrin wegen der Plagiatsvorwürfe einzuleiten. Die Einreichung und Veröffentlichung der Dissertation liege mehr als fünf Jahre zurück, hieß es zur Begründung. Damit wäre eine mögliche Verletzung des Urheberrechtes verjährt und es könne dahingestellt bleiben, ob die im Internet erhobenen Plagiatsvorwürfe zuträfen und ob diese gegebenenfalls strafrechtlich relevant wären.
Wegen Plagiierens hat bereits Ex-Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg seinen Doktortitel abgeben und zurücktreten müssen. Die Universität Bayreuth hatte nach einer Untersuchung festgestellt, dass der CSU-Politiker beim Abfassen seiner Arbeit absichtlich getäuscht habe. Guttenberg war wegen der Affäre im März von seinem Ministeramt zurückgetreten, hatte den Vorwurf der bewussten Täuschung jedoch zurückgewiesen. (dapd/rtr)