Berlin. Erstmals nach dem zweiten Weltkrieg sind am Montag in Berlin deutsche Soldaten mit einem Ehrenkreuz für Tapferkeit ausgezeichnet worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte mehr Anerkennung für die Einsätze der Bundeswehrsoldaten.
Erstmals nach dem zweiten Weltkrieg sind am Montag in Berlin deutsche Soldaten mit einem Ehrenkreuz für Tapferkeit ausgezeichnet worden. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte mehr Anerkennung für die Einsätze der Bundeswehrsoldaten.
Die Premiere lief steif und geradezu betont zivil über die Bühne. Eine Feier im kleinen Kreis, fast familiär, nur ganz wenige handverlesene Soldaten und dazu Würdenträger, kein Trommelwirbel, und nicht mal die Nationalhymne wurde gespielt, als im Kanzleramt zum ersten Mal das "Ehrenkreuz für Tapferkeit" an vier Soldaten für ihren Einsatz in Afghanistan verliehen wurde. Bei einem Selbstmordattentat hatten sie Kameraden und einheimischen Kindern das Leben gerettet.
Es war eine Feierstunde der leisen Signale. Und ein Zeichen war es, dass Kanzlerin Angela Merkel es sich gestern nicht nehmen ließ, persönlich die Orden an den Oberfeldwebel Markus Geist und die drei Hauptfeldwebel Jan Berges, Alexander Dietzen und Henry Lukacz zu verleihen.
"Die Soldaten müssen mehr Anerkennung bekommen"
Alle vier sind längst Berufssoldaten und zwischen 28 und 33 Jahre alt. Sie leisteten ihren Dienst beim Fallschirmspringer-Bataillon in Zweibrücken, und hätte der Zufall sie nicht zusammen gebracht, dann hätte man glatt einen regionalen Proporz bei der Ehrung vermutet: Geist kommt aus Bayern, Berges aus dem nordrhein-westfälischen Siegen, Dietzen aus Kaiserslautern und Lukacz wiederum aus Jena.
Jeder von ihnen hat sich die Auszeichnung ganz persönlich verdient, aber sie standen hier im Kanzleramt zugleich auch stellvertretend für die gesamte Bundeswehr. Die Soldaten "müssen für ihre Einsätze mehr Anerkennung erhalten", forderte Merkel. Zum Einsatz erklärte die Kanzlerin nur, "wir alle können uns das nicht richtig vorstellen".
Kinder und Kameraden gerettet
Was aber war genau passiert an jenem 20. Oktober 2008? Als sie kamen, stand das Fahrzeug der Bundeswehr bereits in Flammen und es knallte unentwegt. Die vier Soldaten wussten nicht, ob sie beschossen wurden oder ob Munition explodierte, wie sich später herausstellte. In diesem Moment hatte Lukacz nur einen Gedanken: "Ich muss die Jungs rausholen." Es war im Norden, in der Ortschaft Haji Amanulla, ein Mann hatte sich mit per Fahrrad dem Fahrzeug genährt und sich in die Luft gesprengt. Zwei Soldaten waren sofort tot, zudem fünf afghanische Kinder, die in der Hoffnung auf ein paar Geschenke das Fahrzeug umkreist hatten. Lukacz und seine Kameraden waren zuerst vor Ort. Sie zogen Soldaten aus dem brennenden Wrack heraus, brachten sie in Sicherheit und versorgten die Verletzten.
Für Franz-Josef Jung hatten Lukacz und seine Kameraden ihre Pflicht "weit über das normale Maß hinaus erfüllt". Der Verteidigungsminister hatte just letztes Jahr einen neuen Orden gestiftet. Eine Armee im Einsatz, befanden er wie Merkel, brauche eine Auszeichnung. Nun schienen die Vier genau dafür in Frage zu kommen. Weil sie die ersten Ordensträger sein würden und die Öffentlichkeit genau hinschauen würde, hat die Militärführung jedes Detail und den ganzen Verlauf der Rettungsaktion geprüft. Ihr Fall "musste makellos belastbar sein", wie Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan erzählt.
Feier-Akt und Steh-Empfang
In der Feierstunde hat Jung jeden der vier Soldaten einzeln aufgerufen und die Urkunden überreicht, angefangen mit Jan Berges, während Angela Merkel wiederum die Orden überreichte und die Soldaten sanft zur Seite schob: für die Kameraleute. Jeder wurde einzeln mit ihr und Jung abgelichtet und noch mal zusammen als Gruppe.
Die Kanzlerin sich hat viel Zeit genommen, über eine Stunde für den Feierakt und den Stehempfang. Danach zeigte sie den Soldaten ihr Büro. Stolz und beehrt hatte sich Lukacz schon vorher gefühlt, aber jetzt, so erzählte er den Journalisten, war er richtig "beeindruckt."