Washington. . Eine neue Wikileaks-Veröffentlichung sorgt für Aufsehen: Demnach saßen im US-Gefangenenlager Guantanamo mindestens 150 Unschuldige ein, die keinen islamistischen Hintergrund haben. Das ist etwa ein Fünftel der insgesamt 779 Insassen.
Im US-Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba sind neuen Veröffentlichungen des Enthüllungsportals Wikileaks zufolge jahrelang zahlreiche Unschuldige festgehalten worden. Die am späten Sonntag verbreiteten Informationen sind Teil der im vergangenen Jahr massenhaft von mehreren internationalen Medien veröffentlichten geheimen US-Militärdokumente und fassen die Situation aller seit 2002 in Guantanamo einsitzenden Häftlinge zusammen.
Wie der britische „Daily Telegraph“ unter Berufung auf die in den neuen Dokumenten zitierten US-Militäranalysten berichtete, galten nur 220 der insgesamt 779 Guantanamo-Insassen als gefährliche Extremisten.
Etwa 380 Häftlinge wurden demnach als „Fußsoldaten“ niedrigeren Ranges eingestuft, die etwa den radikalislamischen Taliban nahestanden. Bei mindestens 150 Häftlingen jedoch handelte es sich den Dokumenten zufolge um unschuldige Afghanen und Pakistaner, darunter Bauern und Fahrer. Sie seien teilweise jahrelang aufgrund von Fehlern bei der Feststellung ihrer Identität in Guantanamo festgehalten worden oder weil sie schlicht zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen seien.
Die Daten waren von Wikileaks etwa auch der „New York Times“ und dem „Spiegel“ übermittelt worden. Die US-Regierung bezeichnete die neuerliche Veröffentlichung als „unglücklich“. In einer vom Pentagon sowie vom Außenministerium verbreiteten Erklärung hieß es, sowohl zu Zeiten der Regierung von Präsident George W. Bush sowie seines Nachfolgers Barack Obama habe der Schutz der US-Bürger „oberste Priorität“ gehabt.(afp)