Misrata. . Die USA greifen wieder stärker in den Kampf in Libyen ein. US-Präsident Obama hat dafür den Einsatz bewaffneter Drohnen genehmigt. Sie sollen gezielter gegen Gaddafis Truppen vorgehen.
Nach verzweifelten Hilfsappellen der Rebellen in Libyen setzen die USA Drohnen gegen die Truppen von Machthaber Muammar el Gaddafi ein. US-Präsident Barack Obama habe dies „wegen der humanitären Lage“ in den umkämpften Gebieten entschieden, teilte US-Verteidigungsminister Robert Gates am Donnerstag in Washington mit. Libyens Regierung erklärte, durch das Vorgehen würden noch mehr Zivilisten sterben.
Der Einsatz unbemannter Flugkörper in Libyen sei ein „bescheidener Beitrag“ der USA zu den Bemühungen des Nato-geführten Bündnisses, die Zivilbevölkerung vor Gaddafis Truppen zu schützen, erklärte Gates. Es handele sich lediglich um „eine sehr begrenzte zusätzliche Rolle bei unserem Beitrag“. Die USA hatten mit Frankreich und Großbritannien das Militärbündnis geschmiedet, das am 19. März mit Luftangriffen gegen Gaddafis Truppen begann. Bereits Ende März übergab Washington jedoch das Kommando an die Nato und und zog seine Kampfflugzeuge von dem Einsatz ab.
Libyen verurteilt Einsatz
Der Vize-Chef des US-Generalstabs, General James Cartwright, erläuterte, die Drohnen seien „einzigartig geeignet“, um präzise gegen libysche Truppen vorzugehen, die sich in bewohnten Gebieten versteckten. Schließlich könnten die unbemannten Flugkörper langsamer hinabfliegen und so potenzielle Ziele besser sichtbar machen. Eigentlich sollten bereits am Donnerstag zwei US-Drohnen zum Einsatz kommen, wegen schlechter Wetterbedingungen sei der Einsatz jedoch verschoben worden, sagte Cartwright.
Der libysche Vize-Außenminister Chaled Kaim verurteilte die Entscheidung der USA. „Es werden noch mehr Zivilisten getötet werden“, sagte er dem britischen Radiosender BBC. Das westliche Militärbündnis behaupte, die Demokratie zu unterstützen. Dies könne es jedoch nicht mit Luftangriffen, sondern nur mit Bemühungen um einen Dialog, durch den die Libyer über ihre eigene Zukunft bestimmten.
Militärischer Erfolg der Rebellen
Die libyschen Aufständischen hatten am Donnerstag ihren ersten militärischen Erfolg seit mehr als drei Wochen erzielt. Sie nahmen einen Grenzposten nach Tunesien ein. Abgesehen von diesem Erfolg am Grenzübergang Wasin ist die militärische Lage der Aufständischen weiterhin verzweifelt. Am Dienstag hatten sie das NATO-geführte Bündnis aufgefordert, zu ihrer Unterstützung Bodentruppen nach Libyen zu entsenden. Großbritannien, Frankreich und Italien kündigten daraufhin die Entsendung einiger Verbindungsoffiziere an, die die Rebellen allerdings nur beraten sollen.
Ein Sprecher des Nationalen Übergangsrat der Aufständischen sagte in Bengasi, ausländisches Militär solle ausschließlich dabei helfen, sichere Routen für humanitäre und zivile Flüchtlinge zu schaffen. Der russische Außenminister warnte, eine Bodenoffensive westlicher Truppen sei „extrem riskant“.
US-Außenministerin Hillary Clinton rief zur Geduld auf. Der Nato-Einsatz 1999 im Kosovo habe 78 Tage gedauert, bis der damalige serbische Machthaber Slobodan Milosevic schließlich eingeknickt sei, erklärte Clinton am Donnerstag. Bei einem Treffen mit dem Kommissionspräsidenten der Afrikanischen Union (AU), Jean Ping, bat sie die AU um Hilfe bei der Suche nach einer politischen Lösung des Konflikts in Libyen.
Der einflussreiche US-Senator John McCain traf am Freitag zu einem Besuch in der libyschen Rebellenhochburg Bengasi ein. Auf seinem Programm standen Gespräche mit Vertretern des Nationalen Übergangsrats. (afp)