Sein Herkules thront nun über der Kulturhauptstadt, an Ruhr.2010 ließ Markus Lüpertz dennoch kein gutes Haar: Leider blieben nur die Loveparade und das Still-Leben in Erinnerung. Und: Die Erweiterung der Küppersmühle sei „blödsinnig“.
18 Meter hoch und 23 Tonnen schwer thront Herkules seit Mittwoch auf dem Turm der Zeche Nordstern in Gelsenkirchen. Raimund Stecker, Direktor des Duisburger Lehmbruck-Museums und Freund des Scheinwerferlichts, wird ab Donnerstag 43 skulpturale Entwurfsskizzen des Herkules-Erschaffers Markus Lüpertz in der Nordhalle seines Museums ausstellen.
Modelle für Herkules
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Ein Hauch von „Gelsenkirchener Glanz“ lag so am Mittwoch auch über dem Lehmbruck-Museum. Geschuldet war dies freilich dem Künstler höchstpersönlich. Denn der kam nicht weniger eigenwillig daher als seine Interpretation des altgriechischen Nationalhelden.
„Zu wenig Kultur und zu viele Events“
Im kommenden Frühjahr begeht der gefeierte Maler, Grafiker und Bildhauern seinen 70. Geburtstag, trotzdem wirkt er noch immer wie eine Mischung aus dem russischen Zaren Nikolaus II. und einem Rocker der Hells Angels: akkurater Spitzbart trifft auf Totenkopf-Manschettenknopf und feine Samtweste auf Gehstock mit Totenkopfknauf. Ein Freund wahnwitziger Interpretationen ist Lüpertz trotz seiner ungewöhnlichen Erscheinung nicht. In seinem Herkules soll jeder genau das sehen können, was ihm beliebt.
Herkules auf Nordstern
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Weniger generös ist Lüpertz, der während seines Studiums zwischenzeitlich im Ruhrgebiet unter Tage arbeitete, mit seinem Fazit für Ruhr.2010. „Ich hätte mir mehr kulturelle Highlights erwünscht, es gab zu wenig Kultur und zu viel Event. Die Sperrung der Autobahn und die Loveparade sind die Projekte, die hängen bleiben. Es ist bedauerlich, dass nur das übrigbleibt“, meint Lüpertz.
„Geil“
Einmal in Fahrt gekommen, bekommt auch der geplante Erweiterungsbau des Museums Küppersmühle ein mieses Zeugnis ausgestellt: „Er ist schlecht, blödsinnig und unsinnig – ein reiner Werbegag. Für den Kunstort tut mir das weh. Ich nehme das persönlich übel. Die Erweiterung ist so unnötig wie ein Loch im Kopf.“ Dass manch einem beim Anblick seines Herkules’ ähnliche Gedanken kommen könnten, scheint Lüpertz indes nicht zu befürchten. Denn seinen Gefühlszustand, als der Koloss endlich auf die Zeche gehoben wird, beschreibt der Künstler schlichtweg mit „geil“.
Am Donnerstagabend, 19 Uhr, bietet das Lehmbruck-Museum die Möglichkeit, sich die Bronzebozzettis in der Nordhalle aus nächster Nähe anzuschauen. „Es sind keine Modelle für den großen Herkules, nur Studien. Aber es zeigt den skulpturalen Prozess“, sagt Raimund Stecker, der zugleich ein „Selbstbildnis“ des Künstlers bei einigen Figuren ausgemacht haben will.
Die Lüpertz-Modelle sollen noch bis ins Frühjahr im Museum verbleiben. Zumindest einige von ihnen, so wünscht es sich Stecker, sollen dem Lehmbruck-Museum aber auch im Anschluss daran dauerhaft erhalten bleiben.
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