Verwegen verkürzt war es schon, als OB Horst Schiereck konstatierte: „Außer Bauer Röhlinghaus sind wir hier doch alle Migranten“. Aber sein Wort stellt die Stadt und die Region herrlich plakativ als das heraus, was sie sind: Heimat vorwiegend von Menschen, deren Vorfahren einmal woanders zu Hause waren.

Gesprochen hat es der OB bei der Vorstellung des Programms zur „3. Herner ID55-Eventwoche“, die vom 28. Mai bis 5. Juni stattfindet. Ihr Thema: „Bildungsgerechtigkeit und Integration für ein soziales Ruhrgebiet im demografischen Wandel.“

Das von der Herner Journalistin Susanne Schübel initiierte Projekt „ID55 – für alle die anders alt werden wollen“ stellt die Veranstaltungswoche und den ID55-Kongress erneut gemeinsam mit der Stadt Herne und der Volkshochschule (VHS) auf die Beine. Die diesjährige Themenwahl zollt auch der demografischen Tatsache Tribut, dass die Deutschen in Zukunft immer stärker zur Gruppe der über 55-Jährigen gehören werden, während der Anteil der jüngeren Menschen mit Wurzeln in fremden Kulturkreisen wächst. Ziel muss ein friedliches und konstruktives Miteinander sein, darin sind sich die Veranstalter einig. Dass in der Vergangenheit bei der Integration auf beiden Seiten nicht alles fehlerfrei lief, dass man stärker aufeinander zugehen muss – spiegelt sich auch in dem Motto des Kongresses wider: „Zeit, dass sich was dreht“. Und man würde die Organisatoren unterschätzen, glaubte man, sie hätten dabei nur an Grönemeyers Fußball-WM-Hymne gedacht.

Und so haben sie auch eine der kritischsten Stimmen in der Integrationsdebatte, Heinz Buschkowsky, als Gastredner am 28. Mai in die VHS im Kuz eingeladen. Der SPD-Politiker und Bürgermeister aus dem Berliner Bezirk Neukölln ist bekannt dafür, gesellschaftliche Fehlentwicklungen anzusprechen, um über Benennung von Problemen zu Lösungen zu gelangen. VHS-Leiterin Heike Bandholz: „Herr Buschkowsky wird die Entwicklungen in seinem Bezirk schildern. Ob sein Zeitfenster es zulässt, anschließend noch mit Kongress-Besuchern zu diskutieren – eventuell in einem unserer vier Workshops, ist offen.“ Zur Teilnahme an Workshop 1 mit dem Titel „Keinen verlieren – alle gewinnen?“ ist neben Buschkowsky auch der NRW- Arbeits- und Integrationsminister Guntram Schneider eingeladen. Er hat bereits zusagt, den Kongress, der um 10.30 Uhr von OB Schiereck eröffnet wird, zu besuchen. Alle vier Workshops finden von 12.30 bis 14 Uhr statt. Die übrigen Titel : „Grenzenlos gut? Es lebe der Unterschied oder: Mit Diversity Management in die Zukunft“; „Zusammen unschlagbar?! Gemeinsam auf Kurs oder Leben, lernen und arbeiten in der Werkstatt der Generationen“; „Auf zu neuen Ufern! Trainieren mit allen Sinnen. Oder: Von der Alterslosigkeit des Lernens“.

Die Teilnahme am Kongress kostet 15 Euro, Tagungsmappe, Workshops sowie Porträt-Foto-Aktion sind inklusive. Kostenlos ist der Beratungsweg, den das „Netzwerk Bildungsberatung“ begleitend aufbauen wird.

Anmeldung und Info in der VHS, HER-162920.