Essen. . Im Ruhrgebiet ist zum Teil jedes vierte Gebäude dringend renovierungsbedürftig oder marode. Es gibt einen enormen Sanierungsstau. Dies geht aus einer Studie der Bausparkasse Schwäbisch Hall hevor.
In Teilen des Ruhrgebiets gibt es einen dramatisch hohen Sanierungsstau bei Ein- und Mehrfamilienhäusern. In Gelsenkirchen-Bismarck zum Beispiel ist einer Studie zufolge jede vierte Geschosswohnung reif für eine Modernisierung, ebenso in der Dortmunder Nordstadt, in Duisburg-Meiderich und -Beeck.
Während bundesweit 3,6 Prozent der Wohnungen marode sind, sind es im Kern des Reviers fast doppelt so viele. In Bochum-Riemke ist zudem jedes vierte Eigenheim baufällig, in Essen-Frohnhausen oder Duisburg-Ruhrort jedes fünfte.
Auch Häuser in guten Lagen betroffen
„Der Modernisierungsbedarf ist erstaunlich. Das gilt mitunter auch für Häuser in guten Lagen“, sagt Matthias Metz, Vorstandschef der Schwäbisch Hall. Die Bausparkasse hat die Untersuchung im Revier beim Institut Empirica in Auftrag gegeben, das auch für Landes- und Bundesministerien arbeitet. Empirica hat dafür Daten aus Immobilienangeboten auf Sanierungsbedarf und Preisanomalien hin untersucht und hochgerechnet. Nicht berücksichtigt sind leerstehende Wohnungen, die nicht mehr am Markt angeboten werden.
Matthias Metz nennt Gründe für die schlechte Bausubstanz: Das Revier sei wirtschaftlich schwächer als andere Regionen, die Bevölkerung älter. Senioren über 60 investierten nicht mehr viel in Immobilien. „Für Deutschland ist das ein allgemeines, fürs Ruhrgebiet ein spezielles Phänomen“, sagt Metz. Für die Schwäbisch Hall ist fehlende Qualität im Wohnungs- und Eigenheimbau neben hoher Arbeitslosigkeit ein Auslöser für das schnelle Schrumpfen der Kern-Region. „Wenn Menschen nicht den Wohnraum finden, den sie suchen, gehen sie ins Umland. Das ist mehr eine unfreiwillige als eine freiwillige Entscheidung“, sagt Metz. Sobald die Qualität stimme, nehme die Binnenwanderung ab.
"Keiner sollte depressiv durch die Gegend laufen und Orte einfach aufgeben"
Den Städten rät Metz zu einem kleinteiligen Quartiersmanagement. Weil der Staat kaum Geld ausgeben könne, müsse er den Wandel „von unten“ moderieren und Immobilienbesitzer überzeugen. „Das ist anstrengend, aber erfolgversprechend. Keiner sollte depressiv durch die Gegend laufen und Orte einfach aufgeben“, sagt Metz.