Kairo. . Zwei Monate nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Mubarak flammen die Proteste in Kairo wieder auf. Der regierende Militärrat ist mit Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen. Die Demokratiebewegung fordert, Mubarak vor Gericht zu stellen.
Der ägyptische Militärrat hat Demonstranten mit einem harten Vorgehen in der Hauptstadt Kairo gedroht. Der Rat kündigte am Samstag an, den zentralen Tahrir-Platz entschlossen und notfalls mit Gewalt zu räumen. Für die jüngsten Unruhen auf dem Platz machte ein ranghoher Offizier Anhänger des früheren Machthabers Hosni Mubarak verantwortlich. In einem Zugeständnis an die Forderungen der Demonstranten kündigte der Rat dem staatlichen Fernsehen zufolge jedoch gleichzeitig an, einige von Mubarak ernannte Provinzgouverneure auszutauschen.
Zwei Monate nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Mubarak ist der in Ägypten regierende Militärrat mit Gewalt gegen Demonstranten vorgegangen. Das Gesundheitsministerium bestätigte am Samstag ein Todesopfer bei der gewaltsamen Auflösung der Protestaktion auf dem Tahrir-Platz in Kairo. Augenzeugen sprachen von mindestens einem weiteren Toten und zahlreichen Verletzten.
Soldaten schlugen auf Demonstranten ein
Hunderte Soldaten schlugen am frühen Samstagmorgen Demonstranten auf dem Tahrir-Platz nieder und gaben Schüsse ab. 71 Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt. Nach dem Rückzug der Soldaten strömten Demonstranten zurück auf den Platz und blockierten die Straßen, die zum ihm führen. Sie verschlossen die Eingänge mit Platz mit Stacheldraht und kündigten an, dort auszuharren, bis Verteidigungsminister Hussein Tantawi zurücktritt. Er regiert das Land derzeit an der Spitze eines Militärrats.
30 Jahre Mubarak
Die Militärpolizei, die ein Zeltlager auf dem Platz stürmte, wurde unterstützt von gepanzerten Fahrzeugen. Augenzeugen sagten, die Soldaten hätten zahlreiche Menschen in Polizeifahrzeuge gezerrt. Die Demonstranten hatten eine Menschenkette um mehrere Heeresoffiziere gebildet, die sich entgegen dem Befehl ihrer Vorgesetzten dem Protest angeschlossen hatten.
Eine der größten Kundgebungen seit Wochen
Zahlreiche Demonstranten flüchteten in eine nahegelegene Moschee, die von den Soldaten umstellt wurde. Über Stunden waren Schüsse zu hören. Demonstranten in der Moschee berichteten von vielen Verletzten. Die Streitkräfte veröffentlichten später eine Erklärung, in der sie „Gesetzlose“ für Ausschreitungen und einen Verstoß gegen das nächtliche Ausgehverbot verantwortlich machten. Es sei jedoch niemand zu Schaden gekommen oder verletzt worden.
Nur wenige Stunden zuvor hatten Zehntausende auf dem Tahrir-Platz demonstriert. Es war eine der größten Kundgebungen seit Wochen. Die Menschen forderten die strafrechtliche Verfolgung von Mubarak und seiner Regierung. „Wir gehen hier nicht weg, bis Mubarak vor Gericht steht“, sagte einer der Redner. Stärker als bei früheren Protesten übten die Demonstranten auch direkte Kritik am Obersten Rat der Streitkräfte und an Tantawi, einem früheren Parteigänger Mubaraks.
Die Demonstranten forderten auf Plakaten und in Sprechchören, dass Tantawi gegen Mubarak und seine Söhne vorgeht, besonders gegen Gamal, einen ehemaligen Investmentbanker, der seinem Vater im Amt nachfolgen sollte. „Tantawi, schützt Du Mubarak?“ war auf einem Plakat zu lesen.
Mubarak und seine Familie stehen in einem Präsidentenpalast im Badeort Scharm-el-Scheich am Roten Meer unter Hausarrest. Ihr Vermögen ist eingefroren. Bei vielen Menschen wächst aber die Ungeduld, weil immer noch keine Schritte gegen Mubarak und seine Familie unternommen wurden. (dapd/rtr)