Berlin. . Für einige Flüchtlinge aus Nordafrika soll die Flucht in Deutschland enden. Die Bundesregierung plant, 100 von ihnen aufzunehmen. Damit soll die Insel Malta, auf der die Flüchtlinge Schutz suchen, entlastet werden.
Die Bundesregierung plant die Aufnahme von hundert Flüchtlingen aus Nordafrika, die in dem Mittelmeerstaat Malta Zuflucht gesucht haben. Das Angebot erfolge aus humanitären Gründen und sei als „Zeichen europäischer Solidarität“ mit dem EU-Partner Malta zu verstehen, teilte das Bundesinnenministerium am Freitag in Berlin mit. Ein Boot mit mehr als 170 afrikanischen Flüchtlingen erreichte den Inselstaat unterdessen am Freitag.
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) habe bereits Kontakt mit den Innenministern der Länder aufgenommen, erklärte das Ministerium. Ein Sprecher sagte in Berlin, diesbezüglich gebe es bereits einen „ersten positiven Rücklauf“. Die Aufnahme der Flüchtlinge könne „schon nächste Woche“ anlaufen. Unklar ist nach Angaben des Ministeriums aber noch, aus welchen Herkunftsländern Flüchtlinge aufgenommen werden sollen. Details dazu würden noch in Gesprächen mit der maltesischen Regierung geklärt.
Linke spricht von Flickschusterei
Deutschland hatte bereits im vergangenen Jahr hundert Flüchtlinge aus Malta aufgenommen. Wegen seiner geographischen Lage ist Malta das Ziel vieler Bootsflüchtlinge aus Nordafrika. Die politischen Umbrüche in Libyen und den Nachbarländern hatten deren Zahl zuletzt deutlich steigen lassen. In den vergangenen Tagen kamen allein aus Libyen mehr als tausend Flüchtlinge nach Malta.
Die Linken-Politikerin Ulla Jelpke bezeichnete das Angebot der Regierung als „Flickschusterei“. Die Bundesregierung müsse sich statt der Aufnahme „von Fall zu Fall“ in der EU für ein anderes System der Aufnahme von Schutzsuchenden einsetzen. Flüchtlinge müssen ihr Anerkennungsverfahren derzeit in dem Land anstrengen, über das sie in die EU eingereist sind. Die Staaten an den EU-Außengrenzen seien daher „systematisch überfordert“, erklärte Jelpke. Die Aufnahme müsse vielmehr an den Kapazitäten aller Staaten und den Interessen der Betroffenen ausgerichtet werden.
Auch Frauen und Kinder unter den Flüchtlingen
Am Freitag erreichte erneut ein Flüchtlingsboot den kleinen Mittelmeerstaat. An Bord waren nach Angaben der maltesischen Küstenwache insgesamt 171 Flüchtlinge aus Libyen, die vor der Gewalt in ihrem Land geflohen waren. Nach Angaben eines AFP-Reporters waren auch Frauen und Kinder unter den Flüchtlingen. Sie sollen nun untersucht und anschließend in Flüchtlingszentren der Insel gebracht werden.
Vor der ebenfalls als Tor zu Europa geltenden italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa hatte sich in der Nacht zum Mittwoch ein Flüchtlingsdrama abgespielt. Ein Boot mit rund 200 Menschen an Bord war gekentert, nur 53 Flüchtlinge konnten gerettet werden.(afp)