Berlin. . Philipp Rösler (39) dürfte der Nachfolger von Guido Westerwelle werden. Während der Noch-Vorsitzende Westerwelle mit seinem Machtverlust ganz gut leben kann, muss sich der neue FDP-Chef Rösler auf Gegenwind einstellen.

Philipp Rösler wird am Dienstag offiziell seinen Hut als neuer FDP-Vorsitzender in den Ring werfen. Guido Westerwelle, bislang Vormann der Liberalen, kann damit vorläufig gut leben. Die, die ihn hinter verschlossenen Türen stürzten, fingen ihn gestern vor den Fernsehkameras beinahe fürsorglich wieder auf.

Erst versicherte NRW-Landeschef Daniel Bahr, Westerwelle bleibe als Außenminister integraler Teil des Führungsteams der Partei . Dann zählte Generalsekretär Christian Lindner die Verdienste Westerwelles in 17 Jahren Führungsverantwortung als „Ge­neral“ und Chef auf. Das äh­nelte eher einer hymnischen Eloge, nicht einem pflichtschuldigen Abgangszeugnis.

Ganze Crew statt Steuermann

Manch einer wird sich umso mehr fragen, warum ein Parteichef weg muss, der in 33 von 44 Wahlen binnen eines Jahrzehnts den Liberalen ein Stimmenplus beschert hat. Schnee von gestern. Ab sofort geht es in der FDP nicht mehr nur um den „Steuermann“. Sondern um die ganze Crew. Teamarbeit lautet das neue Zauberwort der Liberalen. Für Westerwelle, der die FDP ganz auf sich zugeschnitten hatte, gewöhnungsbedürftig. Wie geht es ihm überhaupt?

Dass eine Last von ihm abgefallen ist, konnten Vertraute am Sonntagabend in einem Berliner Restaurant erleben. Westerwelle ließ dort den „besonderen Tag“ ausklingen, der sein Ende als Parteichef markiert. Er wirkte „ruhig und befreit“, sagen Tischnachbarn. Dabei dürfte den 49-Jährigen der Verlust der Vizekanzlerschaft am meisten wurmen. Ein anderer, Rösler, spricht bald auf Regierungsebene für die FDP.

„Jetzt stehen die Jungen allein auf der Lichtung“

Westerwelle hätte die „jungen Tenöre“, wie Rösler, Lindner und Bahr intern bespöttelt werden, noch gerne etwas länger geschont. „Jetzt stehen die Jungen allein auf der Lichtung“, sagt ein Älterer aus dem Führungszirkel, „da wird man schnell verwundet.“ Wohl auch darum blieben die Erneuerer noch in Deckung, als gestern die Nachfolge-Frage aufkam. Damit heute auch atmosphärisch nichts schief geht, wenn die gesamte Parteispitze erstmals gemeinsam über Rösler und weitere Spitzenpersonalien zu Rate sitzt, haben sich die Beteiligten Zu­rückhaltung auferlegt. „Niemand soll unnötig vergrätzt werden“, lautet die Devise.

Intern ist abgemacht, dass Rösler auf dem Chefposten landen soll. Die Begründung lieferte Lindner schon letzten Samstag bei einem Vortrag vor FDP-Interessierten in Gummersbach. Danach befragt, ob er selbst den Top-Job machen werde, entgegnete er, dazu müsse man „näher an der 40 und nicht an der 30 sein“. Lindner ist 32. Rösler wird 39.

Bahr als Moderator

Zusammen sind beide nur unwesentlich älter als Rainer Brüderle. In vielerlei Hinsicht ihr Gegenpart. „Old FDP“ ,könnte man sagen. Aber der Wirtschaftsminister muss we­gen Rösler nicht weichen. Brüderle bleibt, wo er ist. Seine Bindungskräfte in das Milieu der Mittelständler, in die Ge­neration Ü 60 und zu An­hängern der Ordnungspolitik seien „Gold wert“ für die FDP, sagen die Leute um Philipp Rösler. Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Rösler als (unpopulärer) Gesundheitsminister und Vizekanzler die Parteigeschäfte übernehmen wird. Geht das?

„Das geht, wenn man ihn programmatisch absichert und entlastet“, sagen Eingeweihte. Und meinen damit Lindner und Bahr. Der NRW-Chef ist in der jungen Troika so etwas wie der Moderator. Und schon jetzt als Staatssekretär Röslers rechte Hand. Und ein Freund. Soweit man das in der Politik sagen kann.