Berlin . Im Ringen um eine Frauenquote für Führungspositionen in der Wirtschaft treffen sich heute Bundes-Familienministerin Schröder und die Personalvorstände der DAX-Konzerne in Berlin. Schröder droht mit einer gesetzlichen Regelung, sollte keine Lösung gefunden werden.
Vor dem Frauengipfel der Bundesregierung an diesem Mittwoch mit den Personal-Vorständen der Dax-Konzerne mahnt Frauenministerin Kristina Schröder (CDU) klare Antworten an. „Ich möchte von der Wirtschaft genau wissen, wieso sie es in der Vergangenheit nicht ausreichend geschafft hat, mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, und was sie konkret in welchem Zeitraum erreichen will“, sagte Schröder der Zeitung „Die Welt“.
Sie halte auch an ihrem Stufenplan fest: Bis 2013 habe die Wirtschaft Zeit zu zeigen, dass „sie wirklich in der Lage ist, den Anteil von Frauen in Führungspositionen substanziell zu erhöhen“. 2013 sei auch deshalb ein wichtiges Datum, weil dann die große neue Welle der Aufsichtsratsbesetzungen ansteht. „Wenn sich bis dahin zu wenig getan hat, wird die gesetzliche Pflicht zur Selbstverpflichtung automatisch aktiviert. Dazu muss sie schon heute ins Gesetz.“
Von der Leyen fordert Quote
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen forderte erneut die Einführung einer Frauenquote. "Die Quote, nämlich zu sagen, dass ein Drittel der Frauen bis 2018 oder 2020 in den Vorständen und vor allem in den Aufsichtsräten sind, ist ein Ziel. Ich möchte Veränderung", sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch im ARD-"Morgenmagazin". Es müssten messbare Schritte eingeführt werden.
"Die Frauen stellen die Hälfte der Talente in unserem Land, wir gehen auf einen dramatischen Fachkräftemangel zu", sagte von der Leyen weiter. Daher müsse man sich um die Talente kümmern, damit diese nicht ins Ausland gingen. "Quoten sind Ziele und Orientierung, daran sollten wir uns messen."
SAP-Chefin erwartet „Marschroute“
Die neue SAP-Personalchefin Angelika Dammann geht mit hohen Erwartungen in das Spitzentreffen mit der Bundesregierung zur Förderung von Frauen in Topjobs. Vom Gespräch der 30 DAX-Vorstände mit den vier Bundesministern Kristina Schröder, Rainer Brüderle (FDP, Wirtschaft), Ursula von der Leyen (CDU, Arbeit), Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP, Justiz) in Berlin erwarte sie einen „Konsens“ und eine „Marschroute“, sagte sie dem „Handelsblatt“ (Mittwochausgabe).
„Es kann nicht sein, dass wir, die deutsche Politik und Wirtschaft es nicht schaffen, Frauen und Männern, die arbeiten wollen, flexible Tätigkeiten anzubieten und auch Betreuungsmöglichkeiten für ihre Kinder und Eltern zu schaffen. Das können wir uns volks- und betriebswirtschaftlich nicht länger leisten“, sagte Dammann. „Mein Wunsch ist, dass wir gemeinsam, also die DAX-Vorstände und die Politiker eine Strategie entwickeln.“
Telekom-Vorstand mahnt zum Handeln
Eine Quote lehnt sie strikt ab. „Ich bin gegen eine Quote, weil sie zu kurz greift. Wir brauchen eine gesellschaftliche Bewusstseinsänderung zu der alle beitragen.“
Auch Thomas Sattelberger, der Personalvorstand der Telekom, der vergangenes Jahr mit seiner selbst verordneten Quote von 30 Prozent für Schlagzeilen sorgte, mahnt seine Kollegen zum Handeln. „Wir brauchen mehr Frauen in Führungspositionen. Die Wirtschaft muss jetzt Farbe bekennen. Ich habe immer gesagt, dass eine gesetzliche Quote nur Ultima Ratio sein kann. Deshalb plädiere ich für eine freiwillige Selbstverpflichtung mit klaren, transparenten und messbaren Zielen. Wenn DAX-30 Konzerne jetzt nicht handeln, dürfen sie sich nicht beschweren, wenn der Gesetzgeber handelt - sei es auf nationaler oder europäischer Ebene“, sagte Sattelberger.
Der Einzelhandel hat sich kurz vor dem Spitzengespräch der Bundesregierung mit den 30 Dax-Konzernen zur Frauenquote gegen eine gesetzliche Regelung ausgesprochen. "Eine gesetzliche Frauenquote ist überflüssig und beeinträchtigt die betriebliche Personalentscheidungsautonomie", schrieb der Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes HDE, Stefan Genth, in einem am Mittwoch veröffentlichten Gastbeitrag für die Nachrichtenagentur Reuters. Um mehr Frauen in Führungspositionen zu bringen, seien vielmehr bessere Betreuungsmöglichkeiten für Kinder nötig. Schon jetzt liege der Handel beim Frauenanteil in Spitzenpositionen eine Nasenlänge vor der Gesamtwirtschaft, fügte Genth an. (dapd/rtr)