Stuttgart. . Er ist unser bürgerlicher Kandidat, konstatierte knapp der Alt-Grüne Rezzo Schlauch. Und bürgerliche Verhaltensweisen sind Winfried Kretschmann wirklich nicht fremd. Mit ihm bleibt Baden-Württemberg konservativ.

Er ist unser bürgerlicher Kandidat, konstatierte knapp der Alt-Grüne Rezzo Schlauch. Und bürgerliche Verhaltensweisen sind Winfried Kretschmann wirklich nicht fremd.

Er trägt Ehering, hat drei Kinder und ist seit 40 Jahren mit derselben Frau verheiratet, die auch Kretschmann heißt. Er ist Gymnasiallehrer für Ethik, Chemie und Biologie und wandert am Wochenende gerne in der Botanik der Schwäbischen Alb. Er ist im Schützenverein seines kleinen schwäbischen Heimatdorfes Laiz und war dort zweimal Schützenkönig. Er lernte in einem katholischen Internat und arbeitet seit Jahren im Zentralrat der deutschen Katholiken mit.

Geht es konservativer?

Winfried Kretschmann mag es, wenn man ihn konservativ nennt. Jetzt wird er wohl der erste Ministerpräsident der Grünen in einem deutschen Bundesland sein.

1980 hat er, nach einer wilden kommunistischen Studentenzeit, unter dem Eindruck der Proteste gegen das Kernkraftwerk Wyhl die Grünen im Südwesten mitgegründet. Er hat sich mit den Jahren an ihnen gerieben und zweimal den Rückzug aus der Politik angetreten. Irgendwann ist es ihm klar geworden: Die feste Brücke zu seiner Partei ist die gemeinsame Liebe zur Natur. Er machte weiter.

Leise und pädagogisch

Die Bewährungsprobe – und die erste bundesweite Aufmerksamkeit für diesen Mann – kam mit dem großen Bahnhof-Streit in Stuttgart im Herbst 2010. Im Schlichterrat von Heiner Geißler vertrat er die Position der Bahnhofskritiker. Leise und etwas pädagogisch zwar, durchaus langweilig. Aber das Vermitteln liegt Kretschmann ohnehin mehr als laute Töne. Als auf beiden Seiten zu viel gebrüllt wurde, griff er zum Telefon und ließ sich zum Ministerpräsidenten durchstellen, um die eskalierende Lage am Schlossplatz zu beruhigen. Daraus wurde ein Draht zu Stefan Mappus, der bis heute hält.

Mehr moderieren. Nicht nur notfalls Kompromisse machen. Das ist Kretsch­manns Linie. Niemand sollte dies mit mangelndem Selbstbewusstsein verwechseln. Die taz hat ihn mal gefragt, welcher Regierungsstil zu Baden-Württemberg passt. Seine Antwort kam kurz und knapp wie sein Bürstenhaarschnitt: „Meiner“.