Mainz. Nach über 16 Jahren Regierungszeit in Rheinland-Pfalz strebt Ministerpräsident Beck seine vierte Wiederwahl an. Den Tiefpunkt seiner Karriere - das Scheitern als SPD-Chef nach einer Intrige - hat er lange nicht verwunden

Seit mittlerweile 16 Jahren regiert der SPD-Landeschef in Rheinland-Pfalz, Kurt Beck, so lange wie kein anderer seiner Kollegen im Kreise der Ministerpräsidenten. Und der 62-Jährige will im Falle eines Wahlsiegs am Sonntag auf jeden Fall noch einmal eine volle Legislaturperiode von fünf Jahren als Regierungschef dranhängen. Die Rente mit 67 gelte künftig schließlich auch für andere Arbeitnehmer, wieso also nicht für ihn, sagt er.

1949 im pfälzischen Bad Bergzabern geboren, trat Beck 1972 in die SPD ein. 1979 wurde er erstmals in den Mainzer Landtag gewählt. Dort fiel Beck schnell dem damaligen SPD-Landeschef Rudolf Scharping auf, der ihn förderte. Als Scharping nach der Bundestagswahl 1994 nach Bonn ging, beerbte Beck ihn im Land im Oktober als Ministerpräsident. Bis 2006 regierte er in einer Koalition mit der FDP, seither alleine.

Wenig Sympathie für Konkurrentin Klöckner

In seinem aller Voraussicht nach letzten Wahlkampf muss "König Kurt" nun gegen die 38 Jahre junge CDU-Spitzenkandidatin Julia Klöckner antreten, die ähnlich volksnah agiert wie er und die den Altersunterschied auf ihren Wahlplakaten kurzerhand in den Slogan "Zukunft statt Vergangenheit" übersetzt. Die forsch und frech auftretende Klöckner nervt den 62-Jährigen: Im TV-Duell zwischen den beiden in der vergangenen Woche konnten die Zuschauer live miterleben, wie es Beck mit zunehmender Sendezeit immer schwerer fiel, nicht zu explodieren.

Doch der erfahrene Wahlkämpfer Beck weiß den Spieß auch durchaus umzudrehen. Und so griff Beck beherzt zu, als im Februar die Hartz-IV-Verhandlungen festgefahren waren, und organisierte gemeinsam mit den ebenfalls ergrauten Mitstreitern Wolfgang Böhmer (CDU, Sachsen-Anhalt) und Horst Seehofer (CSU, Bayern) kurzerhand eine Mehrheit für ein weiteres Vermittlungsverfahren im Bundesrat. Seht, die alten Männer kriegen wenigstens was hin, war die Botschaft, die Beck damit in den rheinland-pfälzischen Wahlkampf sandte.

Scheitern im Bund als Tiefpunkt der politischen Karriere

Zugleich zeigte Beck damit auch der Bundespolitik insgesamt, dass er noch immer was zu sagen hat. Es war eine weitere späte Genugtuung nach den Demütigungen seinerzeit als Bundesvorsitzender der SPD, dem Tiefpunkt seiner politischen Karriere.

Nach seiner Wahl im Mai 2006 hatte es zunächst noch so geschienen, als könne Beck mit seinem im Land erprobten pragmatischen und integrierenden Politikstil auch auf der Bundesebene Erfolg haben. So wurde unter ihm endlich die Arbeit am neuen SPD-Grundsatzprogramm erfolgreich beendet. Doch bei seinem Versuch, durch Korrekturen an der Agenda 2010 die SPD mit der Schröder'schen Reformpolitik zu versöhnen, unterschätzte Beck die innerparteilichen Widerstände.

Beck wurde mit Berlin nicht warm - und Berlin nicht mit ihm. Der Pfälzer wurde zunehmend wahrgenommen als Provinzpolitiker, über dessen Frisur und Anzüge man sich mokierte. Die Kritik an ihm verdichtete sich bald zu einem allgemeinen "Der kann es nicht".

Dass diese Kritik zudem vor allem von Heckenschützen aus den eigenen Reihen kam, verletzte Beck tief. Im Streit um die Kanzlerkandidatur, die Beck gar nicht beanspruchte, schmiss er schließlich bei der legendären SPD-Klausur am 7. September 2008 in Schwielowsee die Brocken hin.

Nach dem Scheitern in Berlin im Land wieder fest im Sattel

Inzwischen ist die SPD in vielen Fragen längst auf Becks Linie eingeschwenkt, bei der Rente mit 67 etwa, oder bei Hartz IV. In Rheinland-Pfalz war der Berlin-Heimkehrer von den Genossen ohnehin mit offenen Armen empfangen worden. Fast schien es, als hätten seine potenziellen Nachfolger im Kabinett Angst, irgendwann tatsächlich einmal das Ruder übernehmen zu müssen.

Einige Kratzer bekam das Image des Landesvater in der zurückliegenden Legislaturperiode durch eine Reihe von Skandalen ab, vom Nürburgring bis zum Schlosshotel. Trotzdem will Beck es nun noch einmal für fünf Jahre versuchen - und sei es mit den Grünen als Koalitionspartner, von denen er früher eigentlich wenig gehalten hat. (dapd)