Mainz. Pfälzer haben Sitzfleisch, weiß man seit Kohl. 17 Jahre regiert Kurt Beck in Rheinland-Pfalz. Zuletzt mit absoluter Mehrheit. „Ich will noch Mal fünf Jahre“, sagt der Mann mit Bart. Es ist die persönliche Ansage vor der Landtagswahl. Drei Millionen Wahlberechtigte sollen dem heimischen SPD-Chef Rückendeckung dafür geben.

Pfälzer haben Sitzfleisch, weiß man seit Kohl. 17 Jahre regiert Kurt Beck in Rheinland-Pfalz. Zuletzt mit absoluter Mehrheit. „Ich will noch Mal fünf Jahre“, sagt der Mann mit Bart. Es ist die persönliche Ansage vor der Landtagswahl. Drei Millionen Wahlberechtigte sollen dem heimischen SPD-Chef Rückendeckung dafür geben.

Der Landesvater. „Kurt Beck bei uns“, plakatiert die SPD in Speyer. Und: „Heimat“. Es sind Becksche Schlüsselbegriffe. Schon die Einladung in die Stadthalle strahlt Wärme aus. Sie kennen ihn, Beck (62) kennt sie. Den „Kurt Kaufmann zum Beispiel“ in der ersten Reihe, einen Kleinunternehmer. Beck weiß alles über Speyer, „die Leut hier“, auch, „dass es im Ratskeller einen ordentlichen Speyrischen Wein gibt“. Kein Bürgermeister vermittelte Nähe besser, keiner wäre treu sorgender: Wenn Betriebe Not leiden, bekommen sie Staatshilfe. Wenn der Spazierweg der Burg Landeck verrottet: Beck hilft. Ab 2012 werden die Fahrten zur Schule kostenfrei. Kostenlos bietet das Land Kitaplätze an. Und „es wird keine Studiengebühren geben, so lange ich regiere“. Rheinland-Pfalz: ein Beck-Paradies.

Das Land. Altmeier, Kohl, Bernhard Vogel. Hier war früher eine mächtige CDU-Bastion. Hier war auch der „Flugzeugträger der Nato“. Viele Amerikaner sind abgezogen. Aus ihren Kasernen wurden mit Landesgeldern Gewerbegebiete und der Billig-Flughafen Hahn. Die Winzer, einst mit 40 Pfennig Verdienst je Hektoliter in Steillagen arme Teufel, stehen gut da. Daimlers Lkw-Werk Wörth stellt 1000 Leute ein. Die Arbeitslosenquote? Die zweitniedrigste aller Bundesländer. Die Verschuldung? Die zweithöchste in Deutschland. Mit 8408 Euro steht jeder Rheinland-Pfälzer für sein Land in der Kreide. Der badische Nachbar schuldet nur die Hälfte. Rheinland-Pfalz zahlt einen Preis für Wärme und Wohlergehen.

Die Herausforderin. Blond statt Bart. Julia Klöckner, 38, die pointiert mit Slogans wie „Zukunft statt Vergangenheit“ oder „Der Bart muss ab“ wirbt, kommt aggressiv daher. Becks väterlicher Fürsorge setzt sie den Nimbus der forschen Frau entgegen. Bis auf zwei, drei Punkte hat sich die Weinkönigin von 1995 in den Umfragen an den Platzhirschen herangemacht. Als der Südwestfunk zum Duell der Spitzenkandidaten bittet, spielt sie Angriff. In der Schulpolitik: Ob denn „Noten Körperverletzung sind?“ In der Etatpolitik: Wo denn der Ministerpräsident endlich sparen wolle? Sie lächelt. Er wird schmallippig.

Die Skandale. Je länger der Patriarch regiert, je fragwürdiger wird sein Regierungsmanagement. Der Finanzminister musste gehen, fast überall zahlt der Steuerzahler zu: Am Nürburgring, wo ein Freizeitpark leer steht. Bei der Staatshilfe für das Schlosshotel Bergzabern. Beim Stadion in Lautern. Skandale hätten ihn längst selbst das Amt kosten können - wäre nicht auch die CDU skandalgeplagt. 2006 zahlte ein Fraktionsmanager mit Fraktionsgeld illegal den Wahlkampf, vergnügte sich auch noch auf Parteikredit im Bordell. Aber wie „die Leut“ welche Sünde wie bewerten – es wird der Wahlabend zeigen.

Die Königsmacherin. Über der Ahr stehen Obstbauern aus Leimersdorf. Sie fühlen sich nach der Ausbeutung der Tongrube im Stich gelassen. Giftstoffe dringen in die Böden, „wir möchten unsere Plantagen schützen“. Eveline Lemke, die Grüne, verspricht Abhilfe. Vielleicht wird es am Wahlabend nur sie sein, die lacht und die sagt, wer regieren darf: 2006 war die Partei aus dem Landtag gejagt worden. Die Wirtschaftsberaterin einte den zerstrittenen Haufen. Jetzt lassen die Umfragen auf 14 Prozent Stimmenanteil hoffen. Mit dem grünen Thema Atom erst recht.