Berlin. . Das Interesse an Stasi-Unterlagen ist weiterhin groß. Das ist das Ergebnis des aktuellen Tätigkeitsberichtes der Berliner Behörde, die die Akten verwaltet – und der letzte, den Marianne Birthler vorstellte.

Das Interesse an den Unterlagen der DDR-Staatssicherheit ist nach Angaben der scheidenden Bundesbeauftragten Marianne Birthler nach wie vor hoch. Im vergangenen Jahr seien bei ihrer Behörde und den Außenstellen 87. 514 Anträge auf persönlichen Akteneinsicht gestellt worden, teilte Birthler anlässlich ihres letzten Tätigkeitsberichts am Donnerstag in Berlin mit. 2009 seien es 102.658 gewesen. Das Interesse an der SED-Diktatur sei „über all die Jahre ungebrochen geblieben“.

Seit Inkrafttreten des Stasi-Unterlagen-Gesetzes stellten Birthler zufolge rund 1,8 Millionen Menschen einen Antrag auf Akteneinsicht, manche davon mehrfach. Einschließlich der Anträge auf Entschlüsselung von Decknamen und Herausgabe von Kopien gingen insgesamt 2,7 Millionen Anträge von Privatpersonen bei der Behörde ein. Das gesetzlich verbriefte Recht auf persönliche Akteneinsicht sei damit zu einem zentralen Baustein gesellschaftlicher Aufarbeitung geworden, erklärte die Bundesbeauftragte.

Birthler gibt Amt nach zwei Tätigkeitsperioden ab

„Trotz aller positiven Signale und Entwicklungen sind wir noch weit davon entfernt, dass die DDR als wichtiger Bestandteil deutscher Nachkriegsgeschichte wahrgenommen wird“, erklärte Birthler weiter. Ein Problem dabei sei, „dass DDR-Geschichte vielerorts immer noch lediglich als ostdeutsche Regionalgeschichte gesehen wird“. Ein gemeinsames Geschichtsverständnis in Deutschland könne sich aber nur entwickeln, „wenn die zweite deutsche Diktatur darin einen angemessenen Platz einnimmt“.

Birthler übergab ihren Tätigkeitsbericht am Donnerstag an Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU). Nach zwei Amtsperioden muss sie ihr Amt abgeben, Nachfolger wird der ostdeutsche Ex-Bürgerrechtler und Journalist Roland Jahn. Er tritt sein Amt am kommenden Montag an. (afp)