Dharmsala. . In der tibetischen Exilregierung kündigt sich eine politische Wende an. Das geistige Oberhaupt, der Dalai Lama, will sein Amt abgeben und eine politische Führung installieren. Das teilte er am Donnerstag mit.

Der Dalai Lama will seine politische Rolle in der tibetischen Exilregierung aufgeben und die Macht an einen gewählten Vertreter übertragen. Schon bald werde er Änderungen an der Exil-Verfassung vorschlagen, sagte der spirituelle Führer der tibetischen Buddhisten am Donnerstag, dem Jahrestag des 1959 niedergeschlagenen Tibet-Aufstands gegen die chinesische Herrschaft.

Seit längerem ist eine Stärkung der Exil-Regierung ein erklärtes Ziel des Dalai Lamas. Die Ankündigung vom Donnerstag ist offenbar der Startschuss für einen Beginn der Transformation und auch der Versuch, seine Nachfolge zu regeln. Auch wenn der Dalai Lama noch bei guter Gesundheit zu sein scheint, ist die Frage der Nachfolgeregelung durch den von China ausgeübten Druck von großer Bedeutung für das tibetische Volk.

Seine Anhänger hätten ihn wiederholt dazu gedrängt, seine politischen Vollmachten zu behalten, sagte der Dalai Lama. Doch die Gemeinschaft brauche "einen vom tibetischen Volk frei gewählten" Führer, sagte er. Auf lange Sicht würden die Tibeter von der Machtverschiebung profitieren.

Seit längerem Bemühungen um Demokratisierung

Der Dalai Lama "hat schon länger einige Anstrengungen zur Demokratisierung unternommen, um eine anarchische Situation nach seinem Tod zu verhindern", sagte der Professor für Chinastudien an der Jawaharlal Nehru Universität in Neu-Delhi, Srikanth Dondapalli. Er wolle ein stabiles politisches System schaffen, dass die tibetische Gemeinschaft auch nach seinem Tod zusammenhalten könne.

Peking sieht in dem spirituellen Führer einen politischen Intriganten und ließ keinen Zweifel daran, bei der Ernennung eines Nachfolgers mitreden zu wollen. Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums nannte die Ankündigung des Dalai Lamas, einen "Trick, um die internationale Gemeinschaft zu täuschen". Den Dalai Lama nannte sie einen politischen Exilanten unter einem religiösen Mantel, der die Spaltung Chinas betreibe.

Seit der Flucht des Dalai Lamas aus der tibetischen Hauptstadt Lhasa nach Indien residiert die Exil-Regierung in Dharmsala im Norden Indiens. Traditionell ist der Dalai Lama für die tibetische Gemeinde sowohl das spirituelle wie auch politische Oberhaupt, der von vielen als gottähnlich verehrt wird. Sein Einfluss geht dementsprechend über die in der Exil-Verfassung festgeschriebenen Vollmachten hinaus.

"Langer und schwieriger Prozess"

Der Ministerpräsident der Exil-Regierung, Samdhong Rinpoche, äußerte sich verhalten zu den Ankündigungen des Dalai Lamas. "Trotz des Wunsches seiner Heiligkeit fühlen sich das Volk und die Regierung nicht dazu befähigt, sich selbst zu führen". Der Übergang werde ein "langer und schwieriger Prozess", sagte er. In der Vergangenheit hatte das Exilparlament den Dalai Lama mehrfach offiziell aufgefordert, keine Macht abzugeben.

Der Dalai Lama ist der 14. Träger dieses Titels, der auf eine 500 Jahre alte Tradition zurückblickt. Jeder Dalai Lama wird von Mönchen aufgrund der Interpretation mystischer Zeichen bestimmt und ist dem tibetischen Glauben nach die Reinkarnation seines Vorgängers.(dapd)