Karlsruhe. . Zwei Tage nach dem tödlichen Attentat auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen hat die Bundesanwaltschaft erste Details ihrer Ermittlungen bekannt gegeben. Demnach war Arid U. ein Einzeltäter. Ein Video soll Auslöser für die Tat gewesen sein.
Die Bundesanwaltschaft sieht durch den Anschlag auf US-Soldaten am Frankfurter Flughafen keine Veränderung der Sicherheitslage. Diese sei als „unverändert anzusehen“, sagte Bundesanwalt Rainer Griesbaum am Freitag in Karlsruhe. Er begründete diese Einschätzung damit, dass es sich bei dem mutmaßlichen Attentäter nach den bisherigen Ermittlungen um einen „islamistisch geprägten Einzeltäter“ handele. Es gebe keine Anhaltspunkte für die Zugehörigkeit des 21-jährigen Kosovaren Arid U. zu einer terroristischen Vereinigung.
Motiv für die Tat war nach den bisherigen Ermittlungen der US-Einsatz in Afghanistan. Der mutmaßliche Täter habe „Vergeltung“ dafür üben wollen, sagte Griesbaum. Arid U. soll am Mittwochnachmittag auf dem Frankfurter Flughafen zwei US-Soldaten erschossen und zwei weitere schwer verletzt haben. Einer der beiden Verletzten schwebt laut Polizei noch immer in Lebensgefahr.
Griesbaum sagte, der Mann sei verdächtig, "staatsgefährdende Straftaten von besonderer Bedeutung" begangen zu haben. Die Mordtaten seien auch "bestimmt und geeignet", die Sicherheit der in Deutschland stationierten NATO-Truppen zu beeinträchtigen. Deshalb habe die Bundesanwaltschaft die Ermittlungen übernommen.
Kaltblütige Tat
Den Angaben zufolge näherte er sich am Mittwoch (2. März) gegen 15.20 Uhr einer Gruppe US-Soldaten, die am Terminal 2 einen Bus der US-Luftwaffe bestiegen. Einen der Soldaten habe er unter dem Vorwand, eine Zigarette zu wollen, gefragt, ob er nach Afghanistan in den Krieg ziehen werde.
Nachdem der US-Amerikaner dies bejaht hatte, schoss er dem "arglosen", 25-jährigen Soldaten mit einer Pistole in den Hinterkopf. Der US-Amerikaner erlag seinen Kopfverletzungen noch am Tatort. Anschließend bestieg der Beschuldigte den Bus, rief laut "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") und tötete kaltblütig den 21-jährigen Fahrer des Busses ebenfalls mit einem Kopfschuss.
Im Bus schoss er den Angaben zufolge auf zwei weitere Soldaten im Alter von 25 und 21 Jahren. Einer der beiden erlitt schwere Kopfverletzungen, der andere eine lebensgefährliche Brustverletzung.
Opfer "willkürlich" und "beliebig" ausgewählt
Schließlich versuchte der Attentäter, noch einen weiteren US-Soldaten durch Schüsse in den Kopf zu töten. Er habe dem 22-jährigen Soldaten die Waffe direkt vor den Kopf gehalten und zweimal den Abzug betätigen wollen. Da sich jedoch eine Hülse im Auswurf der Waffe verklemmt hatte, konnte er keine weiteren Schüsse abgeben. Er habe insgesamt 14 Patronen in seinem Magazin gehabt. Seine Opfer habe der Mann letztlich "willkürlich" und "beliebig" ausgewählt, hieß es.
Anschließend flüchtete er aus dem Bus in eine Flughafenhalle. Dort wurde er von Kräften der Bundespolizei überwältigt und festgenommen.
Vergeltung für US-Einsatz in Afghanistan
Der Verdächtige räumte laut Griesbaum die Tat in einer ersten Vernehmung in Frankfurt ein. Vor dem Ermittlungsrichter des Bundesgerichtshofs verweigerte er demnach aber die Aussage. Seine ersten Angaben müssten noch ausgewertet werden. Es sei daher verfrüht, „von einem voll umfänglichen Geständnis zu sprechen“, sagte der Bundesanwalt. Gegen den 21-Jährigen war am Donnerstagabend Haftbefehl erlassen worden. Ihm wird zweifacher Mord und dreifacher Mordversuch vorgeworfen.
Arid U. gab Griesbaum zufolge in seiner ersten Vernehmung als Motiv für die Tat an, dass er einen Tag zuvor im Internet ein Video gesehen habe. Darin hätten angeblich US-Soldaten ein muslimisches Haus geplündert und die Tochter vergewaltigt. Zudem habe er angegeben, am Flughafen Gespräche von US-Soldaten gehört zu haben, in denen diese sich mit „bevorstehenden Bluttaten gebrüstet“ hätten. Der 21-Jährige hatte in einem Postzentrum am Flughafen gearbeitet. (afp/dapd)