Wiesbaden. . Der festgenommene Mann aus dem Kosovo hat den Anschlag auf die US-Soldaten am Frankfurter Flughafen gestanden. Er gehöre offensichtlich keinem Netzwerk und keiner Terrorzelle an, so der hessische Innenminister. Er sei vorher nicht auffällig geworden.

Der festgenommene Mann aus dem Kosovo hat den Anschlag auf die US-Soldaten am Frankfurter Flughafen gestanden. Dies teilte der hessische Innenminister Boris Rhein am Donnerstag in Wiesbaden vor Journalisten mit. Nach seinen Angaben arbeitete der 21-Jährige, der in Frankfurt wohnte, im Postzentrum am Flughafen. Nach dem jetzigen Stand der Ermittlungen handele es sich um einen Einzeltäter. Er gehöre offensichtlich keinem Netzwerk und keiner Terrorzelle an. Offenbar habe sich der Mann in den letzten Wochen stark radikalisiert. Er sei vorher nicht auffällig geworden.

Bundesanwalt hatte islamistisches Attentat vermutet

Die Bundesanwaltschaft hatte zuvor einen islamistischen Hintergrund vermutet. "Aufgrund der Tatumstände besteht der Verdacht, dass es sich bei dem Attentat um eine islamistisch motivierte Tat handelt", erklärte Generalbundesanwältin Monika Harms. Die Bundesanwaltschaft hatte die Ermittlungen von der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main übernommen. Der mutmaßliche Täter soll am Donnerstag dem Ermittlungsrichter am Bundesgerichtshof vorgeführt werden. Die Bundesanwaltschaft will sich am Freitag zu weiteren Details äußern.

Einer der beiden bei dem Anschlag auf einen Militärbus schwer verletzten US-Soldaten schwebte auch am Donnerstag noch in Lebensgefahr, auch der andere war noch in kritischem Zustand.

Laut Berichten von HR, NDR Info und dem "Tagesspiegel" soll der Täter, der am Mittwoch zwei Menschen tötete und zwei weitere verletzte, Kontakte zu islamistischen Kreisen haben. Die Medien berufen sich dabei auf Informationen aus nicht näher genannten Ermittlerkreisen, die angegeben hätten, dass sich der Angriff gezielt gegen die US-Armee gerichtet habe.

Der 21-jährige Mann aus dem Kosovo hat nach Angaben der Nachrichtenagentur AP an dem Flughafen gearbeitet. Ein Onkel des mutmaßlichen Täters sagte in einem Interview in einem Dorf in der Nähe der kosovarischen Stadt Mitrovica zudem, der 21-Jährige sei ein gläubiger Muslim, der in Deutschland aufwuchs. Seine Eltern seien vor rund 40 Jahren dorthin ausgewandert.

Bei dem mysteriösen Angriff auf einen amerikanischen Militärbus wurden am Mittwoch am Frankfurter Flughafen zwei Menschen erschossen und zwei weitere sehr schwer verletzt. Bei allen vier Opfern handelt es sich nach Angaben der amerikanischen Streitkräfte um US-Soldaten, einer der beiden Toten war der Busfahrer.

Der hessische Innenminister Boris Rhein sagte, es gebe keine Hinweise auf einen politisch motivierten Terroranschlag. Dagegen erklärte der amerikanische Kongressabgeordnete Patrick Meehan in Washington, es sehe ganz nach einem Terroranschlag aus. "Spiegel Online" berichtete unter Berufung auf Ermittler, die Schüsse hätten sich offenbar gezielt gegen die US-Armee gerichtet. Der Täter habe größere Mengen Munition bei sich gehabt. Bei dem Täter könne es sich um einen verwirrten Einzeltäter handeln, aber auch um das Mitglied einer organisierten Gruppe.

US-Präsident Barack Obama äußerte sich in Washington "traurig und empört" über den tödlichen Angriff auf die US-Soldaten am Frankfurter Flughafen. Er sprach von einer Tragödie. Die USA würden keine Mühe scheuen, um die Tat aufzuklären, sagte er. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel äußerte sich bestürzt und sprach von einem "furchtbaren Ereignis".

Soldaten waren auf dem Weg zu Übersee-Einsätze

Die beschossenen Soldaten gehörten zu einer auf dem Stützpunkt Lakenheath in Großbritannien stationierten Einheit der US-Streitkräfte in Europa und sollten nach der Landung in Frankfurt mit dem Bus ins rheinland-pfälzische Ramstein gebracht werden. Die dortige US Airbase teilte am Mittwochabend mit, die Soldaten seien auf dem Weg zur Unterstützung amerikanischer Übersee-Einsätze gewesen.

Der nach einem kurzen Fluchtversuch im Terminal 2 des Flughafens überwältigte Tatverdächtige wurde am Abend weiter verhört. Er ist nach Polizeiangaben unverletzt. Nach Angaben des an den Tatort geeilten hessischen Innenministers handelt es sich offenbar um einen Einzeltäter, es gebe keine Hinweise auf weitere Täter. Die Ermittlungen übernahm die Mordkommission des Frankfurter Polizeipräsidiums mit Unterstützung von Beamten des hessischen Landeskriminalamts.

Kosovo bestätigt die Staatsbürgerschaft des mutmaßlichen Täters

In Berlin sprach Merkel den Angehörigen und Soldaten ihr Beileid aus und versicherte, dass Deutschland alles tun werde, um den Vorfall aufzuklären. Der Innenminister des Kosovo, Bajram Rexhepi, bestätigte der Nachrichtenagentur AP, dass es sich bei dem mutmaßlichen Schützen um einen Staatsangehörigen der ehemaligen jugoslawischen Teilrepublik handelt. Dessen Namen gab er mit Arif Uka an, der nach Erkenntnissen der Polizei des Landes aus dem nordkosovarischen Mitrovica stamme.

Die Polizei hatte zunächst erklärt, in dem mit amerikanischen Soldaten besetzten Bus sei es zu einem Streit gekommen. Innenminister Rhein sagte dagegen später, der Täter sei "an den Bus herangetreten". Demnach erschoss er um kurz nach 15.00 Uhr auf der Straße vor dem Flughafenterminal einen US-Soldaten vor dem Militärbus und den anderen auf dem Fahrersitz. Offenbar sei der Schütze auch im Bus gewesen. Auch bei den beiden weiteren Opfern handelt es sich um US-Soldaten. Sie erlitten nach Angaben von Polizeisprecher Andre Sturmeit schwerste Schussverletzungen und wurden in einem Frankfurter Krankenhaus notoperiert.

Flugbetrieb nicht beeinträchtigt

Wie der hessische Innenminister Rhein weiter sagte, lief der Täter nach den Schüssen ins Terminal 2 des Flughafens und wurde dort von Beamten der Bundespolizei überwältigt. Der genaue Tathergang war aber auch Am späten Abend noch immer unklar. "Ich bin fassungslos und schockiert", sagte Rhein vor Ort. Auch Ministerpräsident Volker Bouffier zeigte sich in Wiesbaden schockiert und erschüttert.

Der Tatort wurde von der Polizei abgeriegelt. Der nahegelegene Zugang zum Parkhaus des größten deutschen und zweitgrößten europäischen Flughafens blieb aber weiter befahrbar. Auch der Flugbetrieb war nach Angaben eines Sprechers der Betreibergesellschaft Fraport nicht beeinträchtigt.

Der kosovarische Innenminister Rexhepi nannte den Anschlag ein "niederschmetterndes und tragisches Ereignis". Auch Bundesaußenminster Guido Westerwelle gab sich bestürzt und forderte eine rasche Aufklärung. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck versicherte: "Wir werden alles in unserer Macht stehende tun, um die in Rheinland-Pfalz lebenden amerikanischen Staatsbürger zu schützen." Die Landesregierung stehe auch in engem Kontakt mit den Verantwortlichen der US-Airbase Ramstein. (afp, dapd)