München. .
Der von Verteidigungsminister Guttenberg abberufene Gorch-Fock-Kapitän Norbert Schatz hat sich offenbar laut Untersuchungskommission kein „disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten“ zuschulden kommen lassen.
Der in der „Gorch Fock“-Affäre von seinen Dienstpflichten entbundene Kapitän Norbert Schatz ist offenbar entlastet. Wie der „Focus“ am Samstag vorab berichtete, kommt die Marine-Untersuchungskommission zu dem Schluss, dass ein „disziplinarrechtlich relevantes Fehlverhalten“ des Kapitäns „nicht zu erkennen“ sei.
Hintergrund der Untersuchung war der Todesfall einer Kadettin Ende vergangenen Jahres. Am 7. November war die Offiziersanwärterin Sarah Lena S. im brasilianischen Hafen von Salvador da Bahia aus 27 Meter Höhe aus der Takelage des Segelschiffes auf Deck gestürzt und später ihren schweren Verletzungen erlegen. Anschließend waren Vorwürfe laut geworden, an Bord würden Kadetten drangsaliert. Daraufhin hatte Guttenberg den Kommandanten suspendiert.
Laut „Focus“ unterrichtete der Chef der Untersuchungskommission am Mittwoch Marine-Inspekteur Axel Schimpf über die Ergebnisse. In Marinekreisen wird dem Magazin zufolge nun erwartet, dass Guttenberg den Kapitän rehabilitiert. Die Untersuchungen der Vorfälle auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" gehen jedoch weiter. "Der Bericht wird momentan finalisiert", sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Samstag auf dapd-Anfrage in Berlin.
Der Sprecher wollte sich zu der Darstellung des "Focus" äußern. "Zu internen Berichten und laufenden Ermittlungen nehmen wir grundsätzliche keine Stellung", sagte er. Angebliche Details des Berichtes könne er daher weder bestätigen noch dementieren.
Mit allen Besatzungsmitgliedern sprechen
Die Ermittler hatten Ende Januar angekündigt, sie wollten mit allen Besatzungsmitgliedern an Bord sprechen sowie mit den Kadetten, die inzwischen wieder in Deutschland sind. Die Kommission sollte laut Marineamt allerdings nicht den tödlichen Sturz der Kadettin aus der Takelage untersuchen, da dies Sache der Staatsanwaltschaft sei.
Guttenberg war von der Opposition kritisiert worden, weil er zunächst vor Vorverurteilungen gewarnt hatte, nur wenige Stunden später aber den Kapitän des Schiffs vorläufig suspendierte. Wegen des wachsenden öffentlichen Drucks sei es ihm darum gegangen, den Kommandanten und die Mannschaft zu schützen und eine sachliche Aufklärung zu fördern, hatte der Minister seinen Schritt begründet.
Auf dem traditionsreichen Segelschulschiff wurden seit 1958 mehr als 14.500 Offiziers- und Unteroffiziersanwärter ausgebildet. Dabei legte es rund 750.000 Seemeilen zurück, was beinahe 35 Erdumrunden entspricht. Das Schiff ist auf der Rückfahrt von Argentinien nach Deutschland. Ob es weiter als Schulschiff eingesetzt wird, ist fraglich.(dapd/rtr)