Witten. .
Statt Seifenblasen und Weichspüler lieber aufbrausend gute Unterhaltung jenseits des Schonwaschgangs: Das bot das Team von Nightwash im Saalbau und brachte damit die Laune des Publikums zum Überschäumen.
Geboten wurde eben keine abgehalfterte Mann-Frau-Comedy, sondern Humor, der politisch ebenso gewürzt war wie musikalisch. Und Ruhrpott gefärbt war. Alles frei nach dem Motto: „Spaß haben ist legitim.“ Adrett wie man Moderator Knacki Deuser kennt, betrat er in einem schwarzglänzenden Anzug die Bühne, gab aber nur optisch den Gentleman.
Erst schleuderte er das funktionsuntüchtige Mikro in die Ecke, dann ging er dem „Teflon-Minister“ von und zu Dr. oder nicht Guttenberg rhetorisch an den Kragen. In seinem Jahresrückblick 2010 machte er sich über die Gangkämpfe zwischen den „Angies Angels“ und den „FDP-Steuer-Bandidos“ lustig, nahm Westerwelle („der Englischlehrer von Oettinger“) aufs Korn, plädierte für einstellige PIN-Nummern mit zehn Versuchen bei Senioren und machte pantomimisch Länder nach wie Chile, indem er schielte. Zum Schreien!
Das bayrische Nachwuchstalent Maxi Gstettenbauer hingeben widmete sich mit „rofl“, „lol“ und Co. der jugendlichen Internetsprache Und weiter ging’s mit dem hektisch aufgeweckten Kerlchen und cholerischen Nörgler vom Dienst, Kai Magnus Sting.
So schnell wie die Schäbbelschnüss aus dem Pott sabbelte, kam man mit den Ohren kaum nach. Vom „neoklassizistischen und rokokoangehauchten Prachtbau Saalbau“ kam er im Schleudergang zur sprachwissenschaftlichen Betrachtung des Pott-Dialektes („Die interpaarige Kommunikation am Samstagabend ist: Hömma samma wolln wa nomma?“) und kümmerte sich danach um Politik und Kirche, bis ihm der Gürtel aus der Schnalle schoss.
Bekannte Kinderlieder kunstvoll seziert
Als absoluter Publikumsliebling entpuppte sich Henning Schmidtke, der Mann am Klavier. Erst sezierte er bekannte Kinderlieder nach ihrem textlich enthaltenen Gewaltpotenzial („Brutal zu Mopsbrei geschlagen mit einem Löffel. Das muss lange gedauert haben“), um dann mit seinem gerappten Song „Mach dir ein Brot“ zum Boykott von Fastfoodketten aufzurufen. Das Resümee nach äußerst kurzweiligen zwei Stunden: Bleib sauber und auf einen neuen Waschgang im September.