Berlin. .

Verteidigungsminister Guttenberg (CSU) legt inmitten der Plagiat-Affäre seinen Doktortitel ab, räumt Fehler bei der Doktorarbeit ein und rafft sich zu einer Quasi-Entschuldigung auf - nur vor ausgewählten Journalisten.

Rücktritt kommt für Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) nicht in Frage. „Vorübergehend“ will der Verteidigungsminister auf seinen Doktortitel verzichten. Seine Doktorarbeit enthalte „fraglos Fehler“, sei aber kein Plagiat. Zu keinem Zeitpunkt habe er „bewusst getäuscht“. Mit der Erklärung versucht „KT“, wie ihn seine Parteifreunde nennen, etwas Druck aus dem Kessel zu nehmen.

Ein dürres Statement, und fortan will Guttenberg eisern schweigen

Arg angefasst verlas er am Vormittag im Ministerium ein dürres Statement. Bezeichnend sein erster Satz. Was erschien ihm besonders dringlich? Was stellte er an erster Stelle klar? Dass es keiner „Aufforderung bedurft“ habe. Es trifft ihn hart, dass alle mitbekamen, wie er am Vorabend zum Rapport im Kanzleramt antreten musste. Hausherrin Angela Merkel stützt ihn, hielt aber eine Klarstellung für angebracht. Ihr Minister raffte sich am Freitag sogar zu einer Quasi-Entschuldigung auf. Sollte er jemandem geschadet haben, „tut mir das aufrichtig leid“.

Fragen ließ zu Guttenberg nicht zu. Kaum hatte er die Erklärung verlesen, machte der Mann auf dem Absatz kehrt. Mehr noch: Guttenberg will zum Vorwurf fortan eisern schweigen, sich auf sein Amt konzentrieren („kann ich auch“) und die Aufklärung der Uni Bayreuth überlassen.

Hauptstadt-Journalisten werfen Guttenberg unfaires Verhalten vor

Aus Protest gegen das Vorgehen von Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) haben die Hauptstadtjournalisten den Saal der Bundespressekonferenz verlassen. Die regelmäßige Freitags-Pressekonferenz fand genau zu dem Zeitpunkt statt, als Guttenberg im gut zwei Kilometer entfernten Verteidigungsministerium seinen vorübergehenden Verzicht auf den Doktortitel erklärte. Diese Erklärung des Ministers war vom Verteidigungsministerium trotz entsprechender Nachfragen vorher nicht allgemein angekündigt worden.

Guttenbergs Sprecher Steffen Moritz sagte erst in der Regierungs-Pressekonferenz, der Minister äußere sich „jetzt, in diesem Moment, vor einigen ausgewählten Medienvertretern, die vor dem Ministerium gewartet haben“. Angaben zum Inhalt der Erklärung wollten weder Moritz noch Regierungssprecher Steffen Seibert machen. Dieses Verhalten halten wir nicht für fair“, sagte der Leiter der Bundespressekonferenz, Werner Gößling. Der Korrespondent der „Leipziger Volkszeitung“, Dieter Wonka, warf Guttenberg „Feigheit“ vor, weil er sich nicht in der Bundespressekonferenz den Fragen aller Journalisten stelle.

Reportern platzte der Kragen

Als Seibert zur Verlesung der Merkel-Termine ansetzte, platzte den Journalisten der Kragen. Es sei eine "Brüskierung sondergleichen", dass nicht einmal die Erklärung Guttenbergs verlesen werde, schimpfte Wonka. Man sei doch keine "Staffage" für Terminankündigungen. Beinahe alle Journalisten verließen genervt den Saal. Nachdem der Regierungssprecher die Termine der Kanzlerin den wenigen übriggebliebenen Zuhörern vortrug, wurde die Veranstaltung schließlich abgebrochen - nach zehn Minuten.

Grüne unzufrieden

Die Grünen nannten die Erklärung Guttenbergs unzureichend und kündigten an, den Vorgang im Bundestag zur Sprache bringen zu wollen. "Diese Angelegenheit ist nicht damit erledigt, dass bei einem möglichen Nachdruck dieses Werkes ein paar Gänsefüßchen und Fußnoten eingefügt werden", erklärte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin. Vertreter von SPD und Linken erhoben erneut Rücktrittsforderungen.

Union steht zu Guttenberg

Die Unionsparteien standen dagegen weiterhin zu ihrem Minister. CSU-Chef Horst Seehofer erklärte seine "volle Solidarität und Unterstützung für Guttenberg" und nannte die Vorwürfe eine "Kampagne". Der Parlamentarische Geschäftsführer der CSU-Landesgruppe, Stefan Müller, forderte ein Ende der "Hetzjagd gegen den Verteidigungsminister". Auch führende CDU-Vertreter verwahrten sich gegen "Vorverurteilungen".

Unterdessen berichtete die "Berliner Zeitung" (Samstagsausgabe), dass Guttenberg auch Passagen aus der Hausarbeit eines Studienanfängers übernommen hat. Demnach finden sich gleich auf mehreren Seiten in Guttenbergs Dissertation Textstellen einer Grundkurs-Hausarbeit aus dem März 2003. Der Dozent Dieter Löcherbach hatte dem Bericht zufolge die Hausarbeit anonymisiert als gelungenes Beispiel online gestellt.

(mit afp)