Bagdad. Ein blutiger Bombenanschlag mit mindestens 27 Toten hat am Dienstag den Abzug der US-Truppen aus irakischen Städten überschattet. Bei Angriffen am Vorabend des Abzugs wurden vier US-Soldaten getötet. Bereits in den vergangenen Wochen hat die Zahl der Anschläge deutlich zugenommen.

In der Stadt Kirkuk explodierte am Dienstag eine Autobombe in der Nähe eines Gemüse- und Geflügelmarktes, die zahlreiche Einkäufer in den Tod riss. Mindestens 27 Menschen kamen ums Leben. Bei Angriffen auf die US-Streitkräfte am Vorabend des Abzugs wurden vier Soldaten getötet. Bereits in den Wochen vor dem Abzug hat die Zahl der Anschläge deutlich zugenommen. Dabei wurden im Juni mehr als 250 Menschen getötet.

Beginn eines neuen Kapitels

Präsident Dschalal Talabani bezeichnete den Abzug als Beginn eines neuen Kapitels der irakischen Geschichte und dankte den USA und ihren Verbündeten dafür, dass «sie dem Irak geholfen haben, eine der abscheulichsten Diktaturen loszuwerden». Ziel der US-Invasion von 2003 war der Sturz des Regimes von Saddam Hussein. Die militärische Intervention wurde damit begründet, dass der Irak Massenvernichtungswaffen entwickelt haben soll, was sich allerdings als unrichtig erwies. In dem Krieg kamen mehr als 4.300 US-Soldaten und mehrere zehntausend Iraker ums Leben.

Die US-Streitkräfte übergaben die Verantwortung für die Sicherheit in Bagdad und anderen großen Städten um Mitternacht der irakischen Regierung. Ministerpräsident Nuri al-Maliki sagte in einer Fernsehansprache: «Wer denkt, dass die Iraker nicht fähig sein werden, ihr Land zu schützen und dass der Abzug der ausländischen Truppen ein Sicherheitsvakuum erzeugt, begeht einen großen Fehler.» Die Regierung erklärte den 30. Juni zu einem Feiertag und organisierte ein großes Feuerwerk in Bagdad.

«Alle sind heute glücklich»

Das staatliche Fernsehen zählte die letzten Minuten bis zu diesem Ereignis in einem Countdown herunter, tausende besuchten ein Fest in einem Park der irakischen Hauptstadt. «Alle sind heute glücklich - Schiiten, Sunniten und Kurden», sagte einer der Festbesucher, Walid al Bahadili. «Die Amerikaner haben uns zu sehr beleidigt und geschadet.»

In Bagdad und anderen Städten bleiben jetzt kleinere US-Einheiten zurück, um die irakischen Streitkräfte weiter auszubilden. In den ländlichen Regionen und in den grenznahen Gebieten setzen die US-Streitkräfte ihren Kampfeinsatz zunächst weiter fort, allerdings nur mit Zustimmung der irakischen Regierung. US-Präsident Barack Obama hat den Abzug aller Kampftruppen bis August 2010 beschlossen. Bis 31. Dezember 2011 sollen dann alle US-Soldaten das Land verlassen haben. (ap)