Tripolis . Bei Demonstrationen in mehreren arabischen Ländern hat es am Donnerstag vermutlich mehrere Dutzend Tote gegeben. In Bahrain wurde ein mehrtägiger Protest mit Gewalt aufgelöst. In Libyen kam es zu Zusammenstößen von Gaddafi-Gegnern und Befürwortern.
Bei Zusammenstößen mit Sicherheitskräften sind am Rande der Protesten gegen die Regierung des libyschen Staatschefs Muammar el Gaddafi am sogenannten "Tag des Zorns" mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. In Benghasi, der zweitgrößten Stadt des Landes, seien am Donnerstag sieben Menschen getötet worden, teilten die Rettungskräfte mit. In der Küstenstadt El Baida im Osten des Landes seien zwei Menschen ums Leben gekommen, berichtete die Zeitung "Kuryna", die Gaddafis Sohn Seif el Islam nahesteht, unter Berufung auf offizielle Quellen.
In Benghasi, einer Hochburg der Opposition, kam es nach Angaben der Nachrichtenwebseiten El Jum und El Manara zu "gewaltsamen Zusammenstößen", bei denen 35 Menschen verletzt worden seien. In El Baida brannten "Kuryna" zufolge mehrere Autos. In der Stadt Sentan südwestlich der Hauptstadt Tripoli gerieten nach Angaben der Zeitung eine Polizeiwache, ein Gericht und Gebäude der Sicherheitskräfte in Brand. Mehrere Menschen seien festgenommen worden.
Gaddafi-Befürworter feiern "Vater des Volkes"
In Tripolis versammelten sich in der Nacht zum Freitag erneut hunderte Anhänger Gaddafis zu einer Kundgebung. Sie hielten Bilder des Machthabers und Transparente hoch mit der Aufschrift "Gaddafi Vater des Volkes" und "Die Menge unterstützt die Revolution und ihren Führer". Gaddafi, der das nordafrikanische Land seit 1969 regiert, wurde von der Menge euphorisch begrüßt, als er am Freitagmorgen zu einem kurzen Besuch auf dem Platz erschien. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder von ähnlichen Kundgebungen in Benghasi, Sirte und weiteren Städten.
Im Golf-Staat Bahrain hatten Bereitschaftspolizisten haben am Donnerstag eine mehrtägige Protestaktion auf einem zentralen Platz in Manama mit Gewalt aufgelöst. Nach Angaben von Ärzten gab es vier Tote.
Nach Räumung des seit Montag besetzten Platzes patrouillierten erstmals Soldaten und Panzer in der Hauptstadt. Der Platz mit einem 90 Meter hohen, eine Perle darstellenden Monument war nach dem Ende der Proteste auf dem Kairoer Tahrir-Platz zum neuen Nervenzentrum der Protestbewegung in der arabischen Welt geworden.
Proteste im Irak
Auch in anderen arabischen Ländern gab es Tote und Verletzte: Aus dem Süden Iraks gab es widersprüchliche Angaben über den Verlauf einer Demonstration in der Stadt Kut: Nach Angaben eines Sprechers der Provinz Wassit gab es drei Tote und 30 Verletzte, als Polizisten und steinewerfende Demonstranten aneinandergerieten. Die Leiterin der Gesundheitsbehörde der Provinz, Diaa al Abudi, sagte allerdings, ihr sei nur ein Todesfall bekannt, ein irakischer Soldat. 55 Personen seien verletzt worden.
In Kut hatten rund 2000 Demonstranten Augenzeugen zufolge am Mittwoch ein Ende von Korruption, mehr Arbeitsplätze und eine bessere öffentliche Versorgung gefordert. In Basra gingen rund 600 Demonstranten mit denselben Forderungen auf die Straße. Sie verlangten zudem die Entlassung des Gouverneurs, weil der nichts für Basra getan habe. Weitere Proteste wurden aus den ebenfalls im Süden gelegenen Städten Nassir und Nassirija gemeldet.
Äußerste Härte in Bahrain
In Bahrain vertrieben Bereitschaftspolizisten mit äußerster Härte Demonstranten, die auf dem Platz seit Montag besetzt hielten. Die Aktion begann am frühen Donnerstagmorgen. Nach der Räumung kam das Parlament zu einer Krisensitzung zusammen.
Dabei waren nach Angaben von Ärzten vier Menschen getötet worden. Aus Protest gegen die Gewalt seien 18 Parlamentsabgeordnete zurückgetreten, teilte ein Führer der schiitischen Opposition, Abdul Dschalil Chalil, mit. Vertreter der schiitischen Bevölkerungsmehrheit hatten zuvor auf dem Platz ein Ende der Diskriminierung durch die sunnitische Minderheit und eine Beschneidung der Macht der sunnitischen Königsfamilie gefordert.
Zusammenstöße auch im Jemen
In Manama kam das öffentliche Leben am Donnerstag weitgehend zum Erliegen. Arbeiter wurden nicht in die Stadt gelassen, Banken und andere Geschäfte blieben geschlossen. In der jemenitischen Hauptstadt Sanaa gingen den siebten Tag in Folge erneut tausende Demonstranten auf die Straße. Die Polizei ging mit Schlagstöcken gegen sie vor. (dapd/rtr)