Berlin. . Ein Kreis engagierter Katholiken in der CDU stellt das Eheverbot für Priester in Frage, den Zölibat. Eine Gruppe um Bundestagspräsident Norbert Lammert fordert die Bischöfe auf, das Priesteramt für Verheiratete zu öffnen. Das Eheverbot sei nicht mehr zeitgemäß.

Ein Kreis engagierter Katholiken in der CDU stellt das Eheverbot für Priester in Frage, den Zölibat. In einem Brief an die Bischöfe fordern sie, das Priesteramt für Verheiratete zu öffnen. Alle Verweise auf die Tradition wiegen für die CDU-Politiker „nicht so schwer wie die Not vieler priesterloser Gemeinden, in denen die sonntägliche Messfeier nicht mehr möglich ist.“

Zu den Unterzeichnern gehört Bundestagspräsident Norbert Lammert. Wenn die „Amtskirche“ zögere, sich mit dem Priestermangel und dem Sinn des Zölibats öffentlich auseinander zu setzen, „dann müssen es eben engagierte Laien tun“, sagte er der WAZ. „Wir müssen darüber reden.“ Er sei sich sicher, „dass es eine Reihe von Bischöfen geben wird, die froh sind, dass wir die Debatte eröffnen.“

Von acht CDU-Granden unterschrieben

Der vierseitige Brief vom 14. Januar wurde neben Lammert von sieben weiteren CDU-Politikern unterschrieben, da- runter den früheren Ministerpräsidenten Bernhard Vogel, Dieter Althaus und Erwin Teufel sowie Bildungsministerin Annette Schavan. Sie appellieren an die Bischöfe, im Vatikan aktiv zu werden, und bringen zum Zölibat eine Ausnahmeregelung für Deutschland ins Gespräch.

Lammert versicherte, „wir wollen keine Polemik“. Sie drückten nur ihre tiefe Sorge und wachsende Ungeduld darüber aus, dass der Mangel an Priestern größer werde und die Kirche „keine Aussicht auf Abhilfe“ eröffne. Die Politiker können sich unter anderem auf Empfehlungen der Synode aus den 70er Jahren berufen und auf damalige Äußerungen des heutigen Papstes Benedikt XVI. beziehen.

Bei den Initiatoren handelt es sich laut Lammert um einen politischen Freundeskreis, der sich regelmäßig treffe, um zweimal im Jahr „buchstäblich über Gott und die Welt zu reden“. In unregelmäßigen Abständen hätten sie sich schon früher zu kirchenrelevanten Themen geäußert. Für den Zölibat gebe es weder eine zwingende theologische oder gar biblische Notwendigkeit noch eine praktische Erklärung, so Lammert. Mehr noch: Der Vatikan sichere Priestern und Bischöfen der anglikanischen Kirche in England und in den USA zu, dass sie nach einem Übertritt als Verheiratete weiter priesterliche Aufgaben übernehmen dürften. Lammert: „Dann wird die Beliebigkeit offensichtlich.“ Die Apostel seien auch nicht unverheiratet gewesen. Der Zölibat sei aus einer bestimmten Zeit heraus entstanden. Und so sehr er damals nachvollziehbar gewesen sei, „so wenig ist er heute plausibel“, sagte Lammert.