Berlin. .

Jeder Bürger soll in Zukunft bei der Ausgabe eines wichtigen Dokuments angeben, ob er Organe spenden will. Dies hat Unions-Fraktionschef Volker Kauder am Dienstag bei der Vorstellung der Kampagne „Pro Organspende“ gefordert.

Jeder Bürger soll in Zukunft bei der Ausgabe eines wichtigen Dokuments angeben, ob er Organe spenden will. Dies fordert Unions-Fraktionschef Volker Kauder. Denkbar sei ein entsprechendes Bekenntnis bei der Vergabe des Führerscheins, des Reisepasses oder Personalausweises.

Kauders Vorstoß ist der Auftakt zur Änderung des Transplantationsgesetzes. In den kommenden Monaten wollen die Fraktionen einen Gesetzentwurf erarbeiten. Mit SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier und der Grünen-Politikerin Christine Scheel habe er darüber gesprochen, so Kauder. Er rechne mit einer Lösung bis Jahresende.

Abstimmung ohne Fraktionszwang

Dabei ist es wahrscheinlich, dass es zu einer Abstimmung ohne Fraktionszwang kommt – wie bei der Präimplantationsdiagnostik (PID). „Es wird sicher Initiativen über die Fraktionen hinweg geben“, sagte Kauder.

Zum Beispiel zur so genannten Widerspruchslösung. Wer kein Spender sein will, muss dies dabei deutlich erklären, seinen Widerspruch einlegen. Dies favorisieren die Gesundheitsexperten Rolf Koschorrek (CDU) und Karl Lauterbach (SPD).

Täglich sterben drei Menschen, die auf ein Organ warten

„Die Widerspruchslösung hätte im Bundestag keine Mehrheit“, bedauerte Lauterbach. Gleichwohl sei der Vorschlag Kauders ein „dramatischer Schritt in die richtige Richtung“. Deshalb werde er den Antrag wohl un­terstützen, sagte Lauterbach.

Wie auch immer die Spendenbereitschaft dokumentiert ist, ob es einen Ausweis gibt oder nicht: Offenbar machen Kliniken in Deutschland die Organentnahme von der Zustimmung der Angehörigen abhängig. Zu diesem Schluss kommt Dr. Matthias Heuer, stellvertretender Transplantationsbeautragter der Uniklinik Essen.

12.000 Deutsche warten jährlich auf ein Spenderorgan

Derzeit warten 12 000 Deutsche jährlich auf ein Spenderorgan, nur 3000 bekommen eines. Drei Personen sterben täglich, weil sie keine neuen Organe bekommen. Dabei ist, so das Ergebnis einer Forsa-Umfrage, die Bereitschaft zur Organspende groß. Acht von zehn Deutschen denken positiv über die Organspende, doch 86 Prozent haben keinen Organspendeausweis.

Schwere Vorwürfe gegen die Kliniken erhebt die Deutsche Stiftung Organtransplantation: Viele Ärzte, die in den Kliniken für Organspenden zuständig seien, meldeten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) keine potenziellen Organspender, sagte die DSO-Leiterin Ulrike Wirges. Das NRW-Gesundheitsministerium be­stätigte diese Beobachtungen.