Berlin. .
SPD-Fraktionschef Frank Walter Steinmeier wird wohl noch am Dienstag seiner kranken Frau Elke eine Niere spenden. Von seinen politischen Weggefährten erntet er für diesen Schritt Anerkennung und die besten Wünsche.
SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier spendet seiner erkrankten Frau eine Niere und zieht sich deshalb für einige Wochen aus der Politik zurück. „Mangels Alternative werde ich selbst der Organspender sein“, sagte Steinmeier am Montag in Berlin. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) wünschte dem Ehepaar alles Gute für die Operation, Gesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) würdigte den Schritt Steinmeiers als vorbildlich.
Steinmeier sagte, seine Frau sei schwer erkrankt, sie leide an einer fortgeschrittenen Nierenschädigung. Nach ärztlichem Rat könne nur eine Organtransplantation wirklich helfen. Ihr gesundheitlicher Zustand habe sich in den vergangenen Wochen akut zugespitzt, sagte Steinmeier. Die Familie habe zunächst nach anderen Therapien gesucht, die aber nicht zu Verfügung standen. Wegen der langen Wartezeiten für Spendernieren habe er sich dann zu einer Lebendspende entschieden.
Steinmeier will im Oktober wieder in die Politik einsteigen
Die Operationen für die Verpflanzung der Niere sollen noch diese Woche stattfinden, nach „Bild“-Informationen bereits am Dienstag. Er gehe davon aus, dass er im Verlauf des Oktobers wieder seine Arbeit aufnehmen werde, sagte Steinmeier. Bis dahin soll der dienstälteste SPD-Abgeordnete Joachim Poß seine Geschäfte als Fraktionsvorsitzender übernehmen.
Steinmeier zeigte sich zuversichtlich, dass alles gut verlaufen werde und er auch mit einer Niere wieder voll arbeiten kann. „Nach der ärztlichen Expertise wird es für mich danach keine Einschränkungen geben“, sagte der 54-jährige SPD-Politiker.
Steinmeier und die 48-jährige Elke Büdenbender sind seit mehr als 20 Jahren ein Paar. Seit 1995 sind sie verheiratet, ein Jahr später kam die gemeinsame Tochter zur Welt. Büdenbender arbeitet als Richterin für Verwaltungsrecht in Berlin. Sie hatte Steinmeier vor allem in seiner Zeit als SPD-Kanzlerkandidat im vergangenen Jahr nach Kräften unterstützt. Nach seiner Zeit als Außenminister in der großen Koalition hatte Steinmeier nach der verlorenen Bundestagswahl die Führung der SPD-Bundestagsfraktion übernommen.
Das Ehepaar plant einen gemeinsamen Aufenthalt in einer Reha-Klinik. „Wir nehmen uns die Zeit, die wir brauchen“, sagte der SPD-Politiker der „Bild“-Zeitung. Er hob hervor, dass seine Frau ihn seit vielen Jahren in seiner politischen Arbeit unterstütze. „20 Jahre Politik auf den Knochen der Familie - jetzt ist es mal umgekehrt...“, sagte er zu seiner Entscheidung, eine Niere zu spenden.
„Wir drücken ihnen die Daumen“
Der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel sagte am Montag in Berlin, er und viele andere Freunde und Kollegen seien in den nächsten Tagen und Wochen mit ihren Gedanken bei Steinmeier und seiner Frau. „Wir drücken ihnen die Daumen“, sagte er. Die bedrückende Nachricht lasse ein bisschen spüren, „wie unwichtig viele politische Streitthemen am Ende sind, wenn es um solche Themen geht“.
Merkel telefonierte nach Bekanntwerden der Entscheidung Steinmeiers mit dem Fraktionsvorsitzenden. Sie habe den Eheleuten „für die kommende Zeit alles Gute, alle Kraft und alle Zuversicht“ gewünscht, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Die Kanzlerin sei in dieser schwierigen Zeit in Gedanken bei den beiden.
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FDP-Chef Guido Westerwelle sagte in Berlin, seine Partei sei „sehr betroffen über die ganz schwierige persönliche Lage“ der Familie. Er wünsche dem Oppositionsführer und seiner Familie alles Gute und viel Kraft, die schwere Zeit zu überwinden. Er habe Steinmeier auch persönlich in einem Telefonat seine besten Wünsche übermittelt.
Gesundheitsminister Rösler erklärte, Steinmeier sei mit seinem Entschluss für eine Organspende „ein Vorbild, wenn es darum geht, das Thema stärker in die Gesellschaft zu tragen“. (afp)