Düsseldorf. Bei einer „kritischen Islamkonferenz” in Düsseldorf erklärte der Schriftsteller Ralph Giordano seine Position zum Kopftuch. Auch Vertreter des Zentralrats der Ex-Muslime verurteilten das Kopftuch als Symbol des politischen Islam.
Das Kopftuch für türkische Schulmädchen ist für etliche muslimische Frauen, aber auch für Islam-Kritiker weit mehr als nur eine Kopfbedeckung oder modisches Accessoire. Es ist für sie ein Kriterium für Integration oder auch ein Symbol für die Unterdrückung von Frauen und Mädchen. Für Ralph Giordano, den jüdischen Schriftsteller und Überlebenden des Holocaust, ist das Kopftuch auch eine Schlüsselfrage für die Behandlung der Frauen im Islam. Das machte er am Freitag bei einer Podiumsdiskussion in der Düsseldorfer Universität deutlich.
Die „kritische Islamkonferenz”, zu der auch der Zentralrat der Ex-Muslime gehört, hat dazu eingeladen, nachdem eine Realschule in Düsseldorf muslimischen Schülerinnen das Tragen des Tuchs unter-sagt hatte. „Das Kopftuch ist ein Symbol für die archaisch-patriarchalische Kultur im Islam”, kritisierte Giordano. „Wenn das offene Haar Begehrlichkeiten bei Männern weckt, wäre es da nicht besser, man legte den Männern Handschellen an, als Frauen das Kopftuch zu verordnen?”
Er nutzte die Gelegenheit auch, um seine Kritik am Islam, die er bereits in der Auseinandersetzung über den Bau der Moschee in Köln geäußert hatte, zu erläutern. Wegen dieser Kritik war ihm vorgeworfen worden, das Geschäft von Rechten zu betreiben. Dagegen verwahrte sich der renommierte Schriftsteller mit Nachdruck. „Es bleibt die Ehre der Nation, sich vor jeden Muslim zu stellen, der von Fremdenfeinden attackiert wird”, rief er. „Ich bin kein Türkenschreck.” Er stehe vielmehr an der Seite der kritischen Muslime, die sich nicht ausschließlich auf ihre islamische Identität reduzieren ließen.
Recht auf Selbstbestimmung
„Sie wollen selbst entscheiden, wann und wen sie heiraten wollen.” Er richte sich auch nicht gegen „die” Muslime, sondern gegen jene Verbands-Muslime, die etwas anderes wollten, als die freiheitliche, demokratische Ordnung. „Man braucht aber kein Überlebender des Holocaust zu sein”, entrüstet er sich, „um auf die schleichende Islamisierung hinzuweisen.”
Die Muslima Emel Zeynelabidin aus dem Iran, die dreißig Jahre lang ein Kopftuch trug und es vor wenigen Jahren ablegte, erklärte: „Die Verhüllung hat nichts mit Religion zu tun. Es war eine Wüstentradition. Ich staune darüber, dass die Wüstentradition von islamischen Verbänden hier als Bestandteil von Religion verkauft werden kann.”
Mina Ahadi, die Vorsitzende des Zentralrats der Ex-Muslime, sieht im Kopftuch ein Symbol gegen Frauen. „Wir reden nicht über die Tradition. Wir reden heute über ein neues, modernes Phänomen: das Kopftuch als Symbol für den politischen Islam. Die Verhüllung ist eine Einzelzelle.” Und die müssten Frauen in einigen muslimischen Ländern überall hin mitnehmen. „Wenn ich das nicht mache, werde ich geschlagen."