Kreuth. .
Sie blieb bis Mitternacht. Eigentlich ist damit schon alles gesagt: über Margot Käßmann und die CSU. Denn die linksliberale Theologin und die Christsozialen kamen sich bei der traditionellen Klausurtagung in Wildbad Kreuth erstaunlich nah.
Es hat geknistert, aber es war nicht das Holz im Kamin, denn der blieb kalt, als sich die linksliberale Theologin Margot Käßmann und die CSU in Wildbad Kreuth trafen. Es war ein Kamingespräch, das sie näher brachte, als es zumindest die CSU für möglich hielt. Käßmann habe gespürt, „dass sie unter Glaubensschwestern und-Brüdern war“, erzählte Hans-Peter Friedrich, der Chef der CSU-Landesgruppe in Berlin. Sie kann entwaffnend direkt sein. Wenn sie Schafkopf spielen wollten, „kann ich mithalten“, sagte sie. Da hat jeder der Abgeordneten kapiert: Die Frau hat keine Berührungsängste.
Die Trunkenheitsfahrt, die ihr vor einem Jahr den Führerschein und das Bischofsamt gekostet hatte, sprach sie selbst an. Sie könne jetzt besser die Politiker verstehen, die im Rampenlicht stehen. Sie sei von der Polizei vor der Garage ihres Hauses kontrolliert worden, aber in einer Zeitung las sie hinterher, sie sei im Rotlichtviertel gestoppt worden.
„Sehr frisch“, „salopp“
Die Medien! Und diese Zuspitzungen!“ Da fanden sich Leidensgenossen. Auch politisch konnte sich die CSU für Käßmann erwärmen. Die Christen seien die meist verfolgte Religionsgruppe. So lange sie in der Türkei nicht ungestört ihre Kirchen bauen dürften, so lange Frauenrechte mit Füßen getreten würden, sei sie gegen einen EU-Beitritt des Landes, sagte Käßmann. So, genau so sieht es die CSU.
Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ergriff die Gunst der Stunde und lud den Gast erneut nach Afghanistan ein. Mit dem Satz „Nichts ist gut in Afghanistan“ hatte Käßmann 2010, damals Ratsvorsitzende der evangelischen Kirche, mit ihrer Neujahrsansprache die CSU irritiert. Ihr Unbehagen ist geblieben, die Differenz wollten sie und Guttenberg in Kreuth nicht übertünchen. Aber: Der Respekt füreinander ist da. Er versicherte, seine Einladung komme „vom Herzen“. Käßmann gab zwar zu bedenken, sie habe kein offizielles Amt. Wie eine Absage klang das jedoch nicht.
Friedrich folgte versonnen der Debatte. Schon letztes Jahr hatte er sie nach Kreuth eingeladen. Damals klappte es nicht. Als die Professorin zurücktrat, wollte er sie nicht ausladen; gerade er nicht, der evangelisch ist, in der CSU unter Artenschutz steht. Nach dem „wunderbaren Abend im Zeichen des C“, fühlte er sich bestätigte und registrierte das Lob für den Gast: „Offen“, „sehr frisch“, „salopp“, „unverstellt“.