Berlin. .

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat offenbar mehrfach den angeschlagen FDP-Vorsitzenden Westerwelle zum Durchhalten ermuntert. Auch CSU-Seehofer habe laut einem Medienbericht dem Außenminister den Rücken gestärkt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat einem Zeitungsbericht zufolge den angeschlagenen FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle bei mehreren vertraulichen Gesprächen im Kanzleramt zum Durchhalten ermuntert. Auch CSU-Chef Horst Seehofer habe an den Zusammenkünften in den vergangenen Wochen teilgenommen und dem Vizekanzler und Außenminister den Rücken gestärkt, berichtete „Bild am Sonntag“ nach Angaben aus Regierungskreisen.

Der CSU-Parteivorsitzende forderte den Koalitionspartner FDP in dem Blatt auf, an ihrem Bundesvorsitzenden festzuhalten und die Diskussionen um die Parteiführung zu beenden. „Die laufenden Personaldebatten rund um Westerwelles Person sind pures Gift. So, wie das in den letzten Wochen in der FDP gelaufen ist, darf man sich über schlechte Umfragewerte nicht wundern“, sagte Seehofer. Die Probleme der FDP lägen nicht in der Person ihres Vorsitzenden begründet. „Das hat viel mit Politikinhalten zu tun“, betonte Seehofer.

Vor dem Dreikönigstreffen der Liberalen am kommenden Donnerstag sagte FDP-Gesundheitsminister Philipp Rösler über Westerwelle: „Guido Westerwelle ist der beste Wahlkämpfer, den wir haben. Er wird uns erfolgreich in die Wahlkämpfe des Superwahljahres 2011 führen. Und in diesem Jahr wird die FDP ihr Tief gemeinsam mit Guido Westerwelle überwinden.“

Justizministerin empfiehlt FDP-Generalsekretär für höhere Aufgaben

Vor dem Dreikönigstreffen der Liberalen hat Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) den Generalsekretär der Partei, Christian Lindner, für höhere Aufgaben empfohlen. Lindner sei „jetzt schon einer der Beliebtesten in unserer Partei, der konsequent an der programmatischen Neuausrichtung mitarbeitet. Ich halte ihn für einen exzellenten Mann?, sagte sie dem „Hamburger Abendblatt“.

Beim FDP-Bundesparteitag im Mai werde „ein ganzes Führungsgremium neu gewählt“. Dabei werde sich „einiges verändern“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger. Vieles hänge jedoch davon ab, was Guido Westerwelle selbst möchte. „Wir sollten ihn ganz persönlich entscheiden lassen, ob er noch einmal als Vorsitzender antritt“, sagte die FDP-Politikerin. Sie erwarte auf dem Dreikönigstreffen von Westerwelle „eine inhaltlich pointierte Rede. Er muss deutlich machen, wo die FDP jetzt Schwerpunkte setzen und welche Positionen sie in der Bundesregierung durchsetzen will.“

Als Außenminister habe Westerwelle „ganz klar Erfolge zu verzeichnen“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger. „Seine schlechten Umfragewerte haben mit der Leistung der Partei insgesamt zu tun.“ Sie bestritt eigene Ambitionen auf die Nachfolge Westerwelles: „Über eine Kandidatur für den Parteivorsitz mache ich mir null Gedanken.“

Westerwelles Weg

1985: Ein neues Gesicht in der Politik. Der damals 23-jährige Guido Westerwelle hält als Vorsitzender der Jungen Liberalen eine Rede anlässlich des fünfjährigen Bestehens des FDP-Jugendverbandes. 1983...
1985: Ein neues Gesicht in der Politik. Der damals 23-jährige Guido Westerwelle hält als Vorsitzender der Jungen Liberalen eine Rede anlässlich des fünfjährigen Bestehens des FDP-Jugendverbandes. 1983... © WNM
...war der Jurastudent zum Bundesvorsitzenden der
...war der Jurastudent zum Bundesvorsitzenden der "Julis" gewählt worden. In dieser Funktion... © imago stock&people WNM
...hatte er früh Kontakt zu den führenden Köpfen der Partei. Hier spricht er mit dem damaligen FDP-Vorsitzenden und Außenminister Hans-Dietrich Genscher beim Parteitag 1986. Westerwelle rückte 1988 in den Bundesvorstand auf und...
...hatte er früh Kontakt zu den führenden Köpfen der Partei. Hier spricht er mit dem damaligen FDP-Vorsitzenden und Außenminister Hans-Dietrich Genscher beim Parteitag 1986. Westerwelle rückte 1988 in den Bundesvorstand auf und... © imago stock&people WNM
...bekleidete ab 1994 den Posten des Generalsekretärs. In dieser Funktion...
...bekleidete ab 1994 den Posten des Generalsekretärs. In dieser Funktion... © WNM
...musste Westerwelle die Wahlniederlage 1998 und das Ende der schwarz-gelben Koalition unter Helmut Kohl akzeptieren. Seinem persönlichen Aufstieg tat dies keinen Abbruch. 2001...
...musste Westerwelle die Wahlniederlage 1998 und das Ende der schwarz-gelben Koalition unter Helmut Kohl akzeptieren. Seinem persönlichen Aufstieg tat dies keinen Abbruch. 2001... © WNM
...wurde er als Nachfolger von Wolfgang Gerhardt (l.) zum bis dato jüngsten Parteivorsitzenden der FDP gewählt. Westerwelle machte sich daran,...
...wurde er als Nachfolger von Wolfgang Gerhardt (l.) zum bis dato jüngsten Parteivorsitzenden der FDP gewählt. Westerwelle machte sich daran,... © WNM
...den Liberalen neue Schlagkraft zu verleihen. Im Wahlkampf 2002...
...den Liberalen neue Schlagkraft zu verleihen. Im Wahlkampf 2002... © WNM
...wollte er der Partei ein junges, hippes, spaßiges Image verpassen. Zum Markenzeichen seiner Kampagne wurde sein Wahlkampfbus, das
...wollte er der Partei ein junges, hippes, spaßiges Image verpassen. Zum Markenzeichen seiner Kampagne wurde sein Wahlkampfbus, das "Guidomobil." Mit der ungewöhnlichen Strategie... © WNM
...peilte Westerwelle ein Wahlergebnis von 18 Prozent an. Doch der Plan ging nicht auf, die FDP erntete viel Hohn und Spott aber zu wenig Stimmen. Trotzdem hielt sich Westerwelle nicht nur im Amt sondern stellte klar,...
...peilte Westerwelle ein Wahlergebnis von 18 Prozent an. Doch der Plan ging nicht auf, die FDP erntete viel Hohn und Spott aber zu wenig Stimmen. Trotzdem hielt sich Westerwelle nicht nur im Amt sondern stellte klar,... © WNM
...wer Koch und wer Kellner in der FDP ist. Im parteiinternen Machtkampf setzte er sich erneut gegen Wolfgang Gerhardt durch und übernahm von ihm Anfang 2006 auch das Amt als Fraktionsvorsitzender. Sein Status...
...wer Koch und wer Kellner in der FDP ist. Im parteiinternen Machtkampf setzte er sich erneut gegen Wolfgang Gerhardt durch und übernahm von ihm Anfang 2006 auch das Amt als Fraktionsvorsitzender. Sein Status... © WNM
...als Alleinherrscher über die FDP stieß innerhalb der Partei auf überraschend wenig Widerstand. Die verbliebenen Kritiker verstummten,...
...als Alleinherrscher über die FDP stieß innerhalb der Partei auf überraschend wenig Widerstand. Die verbliebenen Kritiker verstummten,... © ddp
...als die FDP bei der Bundestagswahl 2009 mit 14,6 Prozent das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte einfuhr. Westerwelles großes Vorbild...
...als die FDP bei der Bundestagswahl 2009 mit 14,6 Prozent das beste Wahlergebnis ihrer Geschichte einfuhr. Westerwelles großes Vorbild... © ddp
...Hans-Dietrich Genscher (l.) gratulierte zu dem historischen Erfolg, der die Liberalen...
...Hans-Dietrich Genscher (l.) gratulierte zu dem historischen Erfolg, der die Liberalen... © ddp
...zurück auf die Regierungsbank beförderte. In der schwarz-gelben Koalition unter Angela Merkel übernimmt Westerwelle das Amt des Vizekanzlers...
...zurück auf die Regierungsbank beförderte. In der schwarz-gelben Koalition unter Angela Merkel übernimmt Westerwelle das Amt des Vizekanzlers... © ddp
...sowie das des Außenministers. Hier verabschiedet er seinen SPD-Vorgänger Frank-Walter Steinmeier (r.). Westerwelles Ambition ist es, in die Fußstapfen großer FDP-Außenminister wie Walter Scheel und eben Genscher zu treten. Zum ersten Schaulaufen...
...sowie das des Außenministers. Hier verabschiedet er seinen SPD-Vorgänger Frank-Walter Steinmeier (r.). Westerwelles Ambition ist es, in die Fußstapfen großer FDP-Außenminister wie Walter Scheel und eben Genscher zu treten. Zum ersten Schaulaufen... © ddp
...ging es für ihn zum EU-Gipfel nach Brüssel - sein erster Auftritt auf internationalem Parkett in seinem neuen Amt. Im Anschluss begab er sich...
...ging es für ihn zum EU-Gipfel nach Brüssel - sein erster Auftritt auf internationalem Parkett in seinem neuen Amt. Im Anschluss begab er sich... © AFP
...auf seine Vorstellungsrunde quer durch Europa. Westerwelle traf sich in Paris mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (m.) und...
...auf seine Vorstellungsrunde quer durch Europa. Westerwelle traf sich in Paris mit Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy (m.) und... © AP
...Außenminister Bernard Kouchner (r.), in den Niederlanden...
...Außenminister Bernard Kouchner (r.), in den Niederlanden... © AP
...mit Premierminister Jan Peter Balkenende (r.) und...
...mit Premierminister Jan Peter Balkenende (r.) und... © AFP
...in Polen mit Präsident Lech Kaczynski (r.). Während sich Westerwelle als deutscher Chefdiplomat zunächst Anerkennung erarbeiten muss,...
...in Polen mit Präsident Lech Kaczynski (r.). Während sich Westerwelle als deutscher Chefdiplomat zunächst Anerkennung erarbeiten muss,... © AFP
...ist seine Homosexualität längst akzeptiert. 2001 outete sich Westerwelle (hier mit Lebensgefährte Michael Mronz, r.) als zweiter deutscher Spitzenpolitiker nach Klaus Wowereit.
...ist seine Homosexualität längst akzeptiert. 2001 outete sich Westerwelle (hier mit Lebensgefährte Michael Mronz, r.) als zweiter deutscher Spitzenpolitiker nach Klaus Wowereit. © ddp
1/21

Bayerns FDP-Fraktionschef Hacker erwartet von Westerwelle Teamarbeit

Bayerns FDP-Fraktionschef Thomas Hacker zeigt sich zuversichtlich, dass die Liberalen trotz der kontroversen Debatte um den Parteivorsitzenden Guido Westerwelle den Weg aus dem Umfragetief finden können. Hacker sagte der Nachrichtenagentur dapd, er erwarte vom traditionellen Dreikönigstreffen der FDP in Stuttgart ein „deutliches Signal“, mit welchen Themen die Partei im neuen Jahr „Deutschland nach vorne bringen“ wolle. Er fügte hinzu: „Von Guido Westerwelle erwarte ich Führung und Teamarbeit.“ Dies gelte aber auch für „alle anderen, die in der FDP im Bund und in den Ländern Verantwortung tragen“.

Hacker betonte zugleich: „Wir wissen, dass es Guido Westerwelle war, der uns im Freistaat Bayern 2008 bei den Landtagswahlen stark unterstützt hat und die Liberalen im Bund 2009 zu einem fantastischen Wahlerfolg geführt hat.“ Die schwarz-gelbe Bundesregierung habe von den Vorgängerregierungen „ein schweres Erbe übernommen“. Notwendige Reformen seien in den ersten Monaten nicht schnell genug vorangekommen.

Nun gehe jedoch die wirtschaftliche Entwicklung trotz der Euro-Krise steil nach oben und die Arbeitslosenzahl sinke. Hacker fügte hinzu: „Die Aussichten für die Zukunft sehen gut aus. Wie die momentane Regierung in Zeiten der Euro-Krise agiert hat, im Umgang mit Opel souverän reagiert hat, ist doch ein Zeichen, dass sich die Koalition gefangen hat und sich auf einem guten Weg befindet.“ Daher sei er „sicher, dass die Bevölkerung dies auch entsprechend anerkennen und honorieren wird und die FDP die momentanen Umfragewerte hinter sich lassen kann“. (afp/ap)