Teheran. Ebbt die Protestbewegung im Iran ab? Die Polizei verhinderte am Abend eine neue Kundgebung. Auch der erste Oppositions-Politiker gibt seinen Widerstand auf. Der Reformkandidat Mohsen Resai zog seine Beschwerde beim Wächterrat gegen die Ergebniss der Präsidentenwahl zurück.
Die iranische Führung hält an ihrem harschen Vorgehen gegen die Proteste im Land fest. Das geistliche Oberhaupt, Ayatollah Ali Chamenei, bekräftigte am Mittwoch die unnachgiebige Haltung der Regierung. Ein Großaufgebot von Sicherheitskräften verhinderte im Parlamentsviertel der Hauptstadt Teheran eine Demonstration von Oppositionsanhängern.
Die Führung werde nicht «zurückweichen», erklärte Chamenei. Er hatte sich bereits vergangene Woche hinter Amtsinhaber Mahmud Ahmadinedschad gestellt, dessen Sieg bei der Präsidentenwahl die anderen Kandidaten anzweifeln.
Obwohl Proteste gegen den Ausgang des Urnengangs verboten wurden, versuchten hunderte Menschen an einer Kundgebung teilzunehmen. Sie wurden jedoch von Hundertschaften der Polizei und islamischen Milizen davon abgehalten, die laut Augenzeugen mit Schlagstöcken und Schutzschilden ausgerüstet waren.
Oppositionsfront bröckelt
Den Angaben zufolge gingen die Demonstranten friedlich auseinander. Ein Augenzeuge berichtete der Nachrichtenagentur AFP allerdings von Detonationen, ohne jedoch nähere Angaben zu deren Ursprung machen zu können. Am Abend war es einem weiteren Augenzeugen zufolge ruhig. Es seien jedoch viele Sicherheitskräfte auf den Straßen unterwegs.
Derweil schien die Oppositionsfront zu bröckeln: Der unterlegene Präsidentschaftskandidat Mohsen Resai zog seine Beschwerde beim Wächterrat gegen die Wahlergebnisse zurück. Der frühere Oberbefehlshaber der Revolutionsgarden hatte mit den Reformkandidaten Mir-Hossein Mussawi und Mehdi Karubi Beschwerde gegen den Wahlausgang eingelegt.
Mussawi veröffentlich Betrugsvorwürfe
Mussawi veröffentlichte dagegen einen detaillierten Bericht zu den mutmaßlichen Betrugsfällen und forderte eine «Wahrheitskommission» zur Überprüfung des Wahlvorgangs. In dem Bericht wird unter anderem bezweifelt, dass die Urnen zu Wahlbeginn tatsächlich leer waren.
Die US-iranische Journalistin Roxana Saberi, die wegen Spionage-Verdachts monatelang in iranischer Haft saß, zeigte sich «erschüttert» von den Ereignissen in Teheran. «Diese friedlichen Demonstranten sehen sich mit Gewalt konfrontiert. Das ist sehr unmenschlich», sagte sie in Paris. Festgenommene Oppositionsanhänger würden in Haft «wahrscheinlich gefoltert».
Saberi war im Mai aus der Haft entlassen worden, nachdem eine international scharf kritisierte Gefängnisstrafe gegen sie in eine Bewährungsstrafe umgewandelt wurde. Inzwischen kämpft sie für die Freilassung ihrer iranischen Zellengenossin, die für eine US-Nichtregierungsorganisation tätig ist. (afp)