Berlin. Stefan Seidler eroberte für den Südschleswigschen Wählerverband (SSW) erneut einen Sitz im Bundestag. Was über ihn bekannt ist.
Der Mann ist ein Einzelkämpfer, aber einer, der seine Themen mit viel Herzblut in Berlin vertritt. Als einziger Abgeordneter des Südschleswigschen Wählerverbandes (für die Partei der dänischen und friesischen Minderheit gilt die Fünfprozenthürde nicht) versteht sich Seidler als „Aufpasser“ des Nordens. Engagiert streitet er für die Rechte der dänischen und friesischen Minderheit in Schleswig-Holstein, seit 2021 im Bundestag in Berlin.
Dabei hat Seidler als einzelner Abgeordneter ohne Fraktion im Rücken einen schweren Stand. Er darf zwar in Ausschüssen mitwirken, aber nicht mit abstimmen. Sein Platz im Bundestag ist ganz hinten in der letzten Bank, seine Redezeit kürzer als die anderer Abgeordneter.
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Das hat Seidler aber noch nie davon abgehalten, sich politisch einzubringen. Über 70-mal stand er seit seinem Einzug ins Parlament 2021 am Rednerpult, sprach über eine Vielzahl von Themen – vom Küstenschutz bis zur Filmförderung. In der nun bald endenden Legislaturperiode sitzt er im Ausschuss für Inneres und Heimat und kritisierte immer wieder Forderungen der CDU nach Grenzkontrollen und einer strikteren Migrationspolitik.
Seidlers Mutter saß für den SSW im Flensburger Stadtrat
Dass er nun erneut in den Bundestag gewählt wurde, ist für Seidler eine Bestätigung seiner Arbeit in Berlin. Sein Ergebnis konnte er diesmal sogar massiv verbessern. Der SSW erhielt laut dem am Montagmorgen veröffentlichten vorläufigen Ergebnis der Bundestagswahl zufolge 76.126 Zweitstimmen in Schleswig-Holstein und verbesserte damit sein Ergebnis von 55.578 Stimmen aus dem Jahr 2021 klar.
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Seidler, 1979 in Flensburg geboren, wurde schon früh politisiert. Seine Mutter ist in Dänemark geboren und saß für den SSW im Flensburger Stadtrat. Der Sohn eines Flensburger Kaufmanns hat dänische Schulen in Flensburg besucht und nach seinem Abitur an der Duborg-Skolen an der Universität Aarhus Politikwissenschaft studiert. Während seiner Zeit als Student trat er der linksliberalen Partei Radikale Venstre bei, die eine ähnliche politische Ausrichtung hat wie der SSW.
Seidler: „Wir haben den Norden auf die Agenda gebracht“
Der 45-Jährige ist ein Pendler zwischen beiden Ländern geblieben. Mit seiner Frau Marianne Madsen und den beiden gemeinsamen Töchtern lebt er im dänischen Ort Vejle. Sein Wahlkreisbüro hat Seidler allerdings in der dänischen Zentralbibliothek in Flensburg. Seidlers Herz schlägt für den Norden, Politik will er „skandinavisch gestalten“, wie er auf seiner dreisprachigen Homepage (deutsch, dänisch, friesisch) schreibt. „Wir wollen regionale Antworten auf die vielen Herausforderungen geben, die wir im Norden in den kommenden Jahren gemeinsam meistern müssen“, so Seidler weiter.
Dass er als einzelner Abgeordneter für den SSW nicht alle Themen „beackern“ kann, stört Seidler nicht weiter. Er will sich auch in seiner zweiten Legislaturperiode auf die Themen konzentrieren, die dem SSW wichtig sind – vor allem den Minderheiten- und Umweltschutz sowie das Thema Mobilität. „Ich muss mich immer noch kneifen, wie viel wir erreicht haben für unsere Minderheiten. Wir haben den Norden auf die Agenda gebracht. Wir haben Schleswig-Holstein auf die Agenda gebracht“, resümierte Seidler seine ersten Jahre im Bundestag gegenüber dem NDR. Nun warten weitere Herausforderungen. Die Arbeit des Einzelkämpfers Seidler in Berlin ist noch nicht beendet.