Washington. Donald Trump richtet Gratulationen nach Deutschland. Seine Politik-Prominenz bleibt stumm, seit die AfD das Kanzleramt verfehlt hat.

Mag die AfD ihren Stimmenanteil bei der Bundestagswahl auch verdoppelt und zur zweitstärksten politischen Kraft in Deutschland geworden sein – für Elon Musk ist das Abschneiden der vom Verfassungsschutz teilweise als verfassungsfeindliche eingestuften Partei offenbar eine ziemliche Enttäuschung gewesen: Er bleib auch viele Stunden nach Bekanntgabe der Ergebnisse für seine Verhältnisse ungewöhnlich stumm. Kein Wort der Anerkennung für die Ko-Vorsitzende Alice Weidel, der Musk mit einem Live-Gespräch auf seinem X-Kanal den Hof gemacht hatte; versetzt mit dem beschwörenden Zusatz: „Nur die AfD kann Deutschland retten”. 

Während Musk seit Weihnachten 2024 rund 70 Mal auf seiner Social-Media-Seite für Weidel und die AfD Partei ergriffen hatte, zuletzt mit sechs Deutschland-Fahnen und einem schlichten „AfD!”, was über 100 Millionen Mal angeklickt wurde, blieb der reichste Mann der Welt bis zum frühen Montagmorgen deutscher Zeit in dieser Hinsicht nahezu unsichtbar.

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AfD-Ergebnis enttäuscht Trumps Wahlhelfer Musk und Vance

Lediglich aus der kurzen Kommentierung eines Cartoons, der ironisierend mit dem Wahlergebnis in Deutschland umsprang, war zu entnehmen, wie enttäuscht der zurzeit wichtigste Berater/Zuarbeiter von US-Präsident Donald Trump darüber sein muss, dass Weidel & Co. nicht mal in Reichweite des Kanzleramts kamen. 

Anfang Januar verschaffte Elon Musk auf seinem X-Portal Alice Weidel ein breites Forum. Die AfD-Ko-Vorsitzende hat davon nach Einschätzungen von Forschern nur im englisch-sprachigen Raum profitiere können.
Anfang Januar verschaffte Elon Musk auf seinem X-Portal Alice Weidel ein breites Forum. Die AfD-Ko-Vorsitzende hat davon nach Einschätzungen von Forschern nur im englisch-sprachigen Raum profitiere können. © AFP | Kay Nietfeld

Musk attestierte der deutschen Wählerschaft indirekt „selbstmörderische Empathie“. Damit griff er eine Diktion der aus Münster stammenden und in US-MAGA-Kreisen geschätzte Influencerin Naomi Seibt auf. Sie hatte nach dem Wahlsieg der CDU mit gewohnter Hybris konstatiert: „Deutschland hat für den Selbstmord gestimmt.“ 

Ende Januar hatte sich Elon Musk noch in eine Wahlkampf-Veranstaltung der AfD in Halle zuschalten lassen. Nach dem Sieg der CDU zeigte sich der US-Milliardär wortkarg.
Ende Januar hatte sich Elon Musk noch in eine Wahlkampf-Veranstaltung der AfD in Halle zuschalten lassen. Nach dem Sieg der CDU zeigte sich der US-Milliardär wortkarg. © AFP | -

Donald Trump verblüfft mit merkwürdiger Stellungnahme

Neben Musk hielt sich auch der zweite hochkarätige US-Wahlhelfer der AfD, ebenfalls sonst auf „X” mit scharfrichterlichen Urteilen nicht zimperlich, merklich zurück. US-Vize-Präsident JD Vance hatte mit seiner von vielen als skandalös empfundenen „Brandmauer”-Rede auf der Sicherheitskonferenz in München unverklausuliert für eine Regierungsbeteiligung der AfD geworben. Als Wahlsieger Friedrich Merz, der designierte neue Bundeskanzler, dies kategorisch ausschloss, legt sich Vance in sozialen Medien Zurückhaltung auf. 

Musk wiederholt Wahlaufruf für AfD in Gespräch mit Weidel

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    Merkwürdig (uninformiert?) wirkte auch die bisher einzige Stellungnahme von Präsident Trump zu den Geschehnissen beim wichtigsten US-Bündnispartner in Europa, dem er noch am Freitag ohne jeden substanziellen Satz lapidar viel Glück bei der Wahl gewünscht hatte, garniert mit der abfälligen Randbemerkung, man habe in Amerika seine eigenen Probleme.

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    „Es sieht so aus, als hätte die konservative Partei in Deutschland die mit Spannung erwartete Wahl gewonnen“, schrieb er auf seinem Online-Sprachrohr „Truth Social“, alles in Großbuchstaben. Ähnlich wie in den USA hätten die Menschen in Deutschland genug von der „Agenda ohne gesunden Menschenverstand“ – vor allem in den Bereichen Energie und Einwanderung. Es sei ein „großartiger Tag für Deutschland und für die Vereinigten Staaten“. Wie bitte?

    Wahlsieger Friedrich Merz hat auf seine harten Kommentare gen Washington noch keine Antwort bekommen. Bei Donald Trump erfahrungsgemäß nur eine Frage der Zeit.
    Wahlsieger Friedrich Merz hat auf seine harten Kommentare gen Washington noch keine Antwort bekommen. Bei Donald Trump erfahrungsgemäß nur eine Frage der Zeit. © Dagmar Schwelle/laif | Dagmar Schwelle/laif

    Wenig später ließ Wahlsieger Friedrich Merz vor laufender Kamera gegen Trump und seinen wichtigsten Hilfsarbeiter, Elon Musk, Breitseiten los, die noch lange nachhallen werden. „Wir müssen uns mit der Idee anfreunden, dass Donald Trump die Beistandsklausel im Nato-Vertrag nicht länger erfüllen wird.” – „Für mich hat es absolute Priorität, Europa so schnell wie möglich stärker zu machen, sodass wir Unabhängigkeit von den USA erlangen.” Merz betonte, dass Trump „das Schicksal Europas weitgehend gleichgültig ist”. Die Pro-AfD-Wortmeldungen von Musk nannte er „nicht weniger dramatisch und drastisch und letztendlich unverschämt“ als jene, „die wir aus Moskau gesehen haben”.