Berlin. Ex-Innenminister Gerhart Baum ist tot. Der FDP-Politiker war nicht nur als Mandatsträger bekannt – sondern auch für seine Tätigkeit als Anwalt.

Der ehemalige Innenminister Gerhart Baum ist tot. Zunächst hatte der WDR unter Berufung auf Baums Frau berichtet. Mittlerweile bestätigt auch die FDP-Fraktion den Tod des langjährigen Parteimitglieds. Er wurde 92 Jahre alt.

Parteiübergreifend zeigen sich zahlreiche Politiker bestürzt über die Nachricht: FDP-Chef Christian Lindner würdigte ihn als einen großen Verfechter von Freiheit und Bürgerrechten. „Mit Gerhart Baum haben unser Land und die Freien Demokraten eine der kräftigsten Stimmen für Freiheit, Menschenrechte und Demokratie verloren“, teilte Lindner mit. „Er war eine unabhängige Persönlichkeit mit kritischem Urteil, die unsere liberale Familie gestärkt hat.“ Die Freien Demokraten seien Baum zu großem Dank verpflichtet. „Sein Rat und sein kritischer Blick werden uns fehlen.“ 

Gerhart Baum: Auch Bundeskanzler Scholz meldet sich

Von einem „großen Liberalen und engagierten Demokraten“ schrieb Bundeskanzler Olaf Scholz: „Bis zuletzt hat er sich klug zu Wort gemeldet und sich um Deutschland verdient gemacht“, erklärte er am Samstag auf der Internetplattform X und ergänzte: „Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freunden.“ CDU-Ministerpräsident Wüst sagte: „Wir haben einen großen Nordrhein-Westfalen verloren. Sein Vermächtnis von Liberalität und Weltoffenheit wird bleiben“.

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Baum war Innenminister unter Helmut Schmidt

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#6 Strack-Zimmermann über ihren Kampf gegen den Kanzler

Meine schwerste Entscheidung

Baum, 1932 in Dresden geboren, studierte Jura in Köln. Seit 1954 war er Mitglied der FDP, für die er von 1972 bis 1994 im Bundestag saß. 1972 wurde er zunächst Innen-Staatssekretär, 1978 im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD) dann Bundesinnenminister bis zum Bruch der sozialliberalen Koalition 1982.

Anschließend war Baum in verschiedenen Funktionen in der Menschenrechtsarbeit aktiv. Seit 1994 ist er zudem wieder als Rechtsanwalt tätig und vertrat unter anderem Opfer des Ramstein-Unglücks, sowjetische Zwangsarbeiter und Betroffene der Loveparade-Katastrophe in Duisburg. Für seinen Einsatz für Bürger- und Menschenrechte erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem 1980 das Bundesverdienstkreuz (Großes Verdienstkreuz) und 2017 den Verdienstorden des Landes NRW. Bis zuletzt war er durch Auftritte in Talkshows der Öffentlichkeit präsent.

Er gehörte neben seinem im März 2020 gestorbenen Freund Burkhard Hirsch zur zuletzt kleinen Gruppe sozialliberaler FDP-Mitglieder, die sich zusammen mit Hildegard Hamm-Brücher und dann auch mit Sabine Leutheusser-Schnarrenberger im Freiburger Kreis zusammenschlossen. Das bedeutete quasi linksliberale Opposition in der eigenen Partei.

daw, afp, epd, dpa