Berlin. Am Donnerstag raste der 24-jährige Farhad N. mit einem Auto in eine Gewerkschaftsademo. Allmählich sickern Informationen über ihn durch.
Am Donnerstag fährt ein Auto in eine Demo in München. Auf Videos, die in den sozialen Netzwerken kursieren, ist ein Blick auf den Tatverdächtigen zu erhaschen. Kurz nachdem der Mann mit einem Mini-Cooper in die Verdi-Veranstaltung gerast war, gab die Polizei nach eigenen Angaben einen Schuss ab. Auf den Videos ist zu sehen, wie der Mann anschließend auf dem nassen Boden liegt. Er trägt einen grauen Pollover. Mindestens zwei Einsatzkräfte der Polizei knien auf ihm, versuchen, seinen Arm auf den Rücken zu drehen.
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Der 24-jährige, afghanische Staatsbürger, der in München mit seinem Auto in eine Menschenmenge gefahren ist, hatte nach Angaben von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) einen gültigen Aufenthaltstitel und eine Arbeitserlaubnis. „Damit war der Aufenthalt des Täters bis zum heutigen Tage nach gegenwärtigem Erkenntnisstand absolut rechtmäßig“, sagte Herrmann am Donnerstagabend der dpa. Zugleich berichtete der Minister, dass der Mann nach neuesten Erkenntnissen und entgegen erster Informationen am Mittag nicht wegen Ladendiebstählen auffällig geworden war.
Innenminister Herrmann: Afghane arbeitete als Ladendetektiv
Nach Worten Herrmanns kam der Afghane Ende 2016 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland. Sein Asylverfahren wurde demnach im Jahr 2020 endgültig abgeschlossen, mit einem Ablehnungsbescheid und der Aufforderung zur Ausreise. Die Landeshauptstadt München habe dann aber im April 2021 einen Duldungsbescheid erlassen und im Oktober 2021 eine Aufenthaltserlaubnis. Der junge Mann habe eine Schule besucht und eine Berufsausbildung gemacht. „Er war dann als Ladendetektiv für zwei Sicherheitsfirmen tätig“, berichtete der Innenminister.
Deshalb habe es zunächst auch ein Missverständnis gegeben, eben weil der Mann in mehreren Ladendiebstahlprozessen aufgetreten sei. „Er war nicht selbst Tatverdächtiger, sondern er war Zeuge“, stellte Herrmann klar. Über eine Verlängerung des Aufenthaltstitels sei zuletzt noch nicht entschieden gewesen – die Erlaubnis habe somit weiter gegolten, bis zu einer Entscheidung.
München: Das ist über den Tatverdächtigen bekannt
Farhad N. wurde 2001 in der afghanischen Hauptstadt Kabul geboren, wie diese Redaktion aus Sicherheitskreisen erfuhr. Sein Asylantrag soll 2016 vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge abgelehnt worden sein, berichtet der „Spiegel“. Auch Herrmann geht davon aus, dass sein Asylgesuch „wohl“ abgelehnt worden war. Gleichzeitig sei festgestellt worden, „dass er eben im Moment nicht abgeschoben werden kann und er deshalb sich weiter in unserem Land aufhalten durfte“.
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Farhad N.: So gab sich der Täter in den sozialen Netzwerken
Wie Fotos auf seinem inzwischen gelöschten Instagram-Account zeigen, hat N. in seiner Freizeit viel Sport getrieben und nahm offenbar auch an bayerischen Bodybuildung-Meisterschaften teil. So posierte er auf vielen Bildern seine Muskeln zeigend und nannte sich „Athlet“ und „Fitness-Model“. Zudem zeigte er sich in Markenkleidung und mit teuren Uhren. Auch der weiße Mini Cooper mit dem N. die Tat ausführte, ist auf seinem Instagram-Channel zu finden. N. hatte dabei eine große Reichweite: Auf Instagram folgten ihm 68.000 Menschen, bei Tiktok 32.800.
N. zeigte sich auf den sozialen Plattformen auch als gläubiger Muslim und zeigte auch die afghanische Flagge. Auffällig:Eeinen Tag vor dem Anschlag postete er auf arabisch: „Oh Allah, beschütze uns immer“. Der Post ist mit einer religiösen Ansprache auf persisch unterlegt, in der es um den Tod geht. Derartiges muss jedoch nicht unbedingt islamistisch verstanden werden. Aktuell werten Ermittler die Posts des 24-Jährigen aus. Auch seine Wohnung in einem Mehrfamilienhaus im Münchener Stadtteil Solln wurde durchsucht.