Washington. Paula White-Cain wird Leiterin des „Glaubensbüros“ im Weißen Haus. Viele Evangelikale halten die blonde Frau für eine „Scharlatanin“.
Du lieber Gott! Da wollte Donald Trump sich wie 2017 schon mit einer Personalie bei seinen weißen, evangelikalen, gegen Abtreibung, Schwule und Lesben eingestellten nationalistischen Wählern bedanken – und dann das:
Die Berufung der umstrittenen Fernseh-Predigerin Paula White-Cain als neue Leiterin eines eigens eingerichteten „Glaubensbüros“ im Weißen Haus hat eine Empörungswelle biblischen Ausmaßes ausgelöst. „Das ist ein Gräuel“, erklärte der christlich-orthodoxe Motivationsredner Scott Ross auf dem Portal X. „Sie predigt die Irrlehren des Wohlstandsevangeliums. Schlimmer noch, sie hat ein skandalöses Leben geführt, mit mehreren Ehemännern, und das Evangelium für Profit verdreht.“
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Christen in USA empören sich: „Sie ist eine falsche Lehrerin, die Menschen in die Hölle führt“
Der bekannte christliche Blogger Chris Hohnholz sekundierte: „Das ist ein Desaster. @realDonaldTrump, Sir, Sie müssen Ihren Kurs in dieser Angelegenheit so schnell wie möglich ändern. Paula White ist nicht nur nicht biblisch qualifiziert, um Pastorin zu sein, sie ist auch eine falsche Lehrerin, die Menschen in die Hölle führt.“
Dass White unter ihresgleichen mit Etiketten wie „Ketzerin“ und „Scharlatanin“ belegt wird, liegt an einer holprigen Vita, zu der nicht nur drei Ehen gehören; aktuell ist sie mit dem früheren Rocksänger und Keyboarder der Band „Journey“, Jonathan Cain, verheiratet.
Mit Gatte Nr. 2, Randy White, gründete die aus Tupelo/Mississippi stammende Frau Anfang der 90er Jahre ein klerikales Center in Florida, um ihren Wohlstand-Evangelismus zu predigen.
Darunter wird eine Glaubenslehre verstanden, in der irdischer Wohlstand, sprich: Geldvermögen, als sichtbarster Beweis für Gottes Gunst gilt. Wer großzügig an ihre Kirche spende, so White, werde auf Erden mit Reichtum, Gesundheit und Macht belohnt. Arbeitslosigkeit, Armut und Krankheit werden hingegen als Hinweis auf mangelnde Gottesfürchtigkeit begriffen.
Bei der Interpretation des zusammen gesponnenen Konstrukts, das in Amerika im evangelikalen Spektrum blendend funktioniert, hatte das Ehepaar White es damals derart übertrieben, dass es unvorteilhaft in einem Senats-Report auftauchte: Weil man mithilfe von steuerbefreiten Spenden ein Privat-Flugzeug, Gehälter für Familienmitglieder und eine 900.000 Dollar teure Villa an der Küste finanziert hatte. Rechtliche Schritte unterblieben.
2011 wechselte White als leitende Pastorin zur „Without Walls Central Church“. 2020 sorgte sie für Schlagzeilen, als sie für die Fehlgeburt „aller satanischen Schwangerschaften“ betete und sich bei einer Wahlkampf-Veranstaltung in Florida im Stile einer von Voodoo-Zauber gefangenen Obskurantin pro Trump in Ekstase redete und immer wieder Passagen wie diese wiederholte: „Ich höre den Klang des Sieges“ oder „Der Herr sagt, es ist getan”.

Als sich Trumps „Sieg“ als Niederlage gegen Joe Biden entpuppte, keilte White aus und sang das Lied vom Wahlbetrug. Ihre Drohung – „Wir entfesseln die Macht und die Autorität des Herrn gegen jeden Dämon, der dieser Wahl begegnet ist“ – ging gleichwohl ins Leere.
White verschwand in der Versenkung und bekam erst im vergangenen Jahr im Präsidentschaftswahlkampf wieder öffentliche Konturen – als evangelikale Chef-Trommlerin für den Mann, über den sie apodiktisch sagt: „Wer gegen Trump ist, ist gegen Gott.“
USA: „Wer gegen Trump ist, ist gegen Gott”
Ihre Beziehung zu dem New Yorker Immobilien-Unternehmer, der nach ihrer Überzeugung den „Geist eines Geschäftsmannes” von Gott persönlich bekommen habe, reicht fast ein Vierteljahrhundert zurück. White besitzt seit langer Zeit eine Eigentumswohnung im „Trump Tower” und hat als seine „persönliche Glaubensberaterin“ das Ohr des Präsidenten.
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Bereits in der ersten Präsidentschaft holte Trump sie ins Weiße Haus, um sich bei evangelikal-nationalistischen Wählern erkenntlich zu zeigen, die den strukturell völlig unreligiösen Unternehmer gewählt hatten. White wurde (neben dem frömmelnden Vize-Präsident Mike Pence) die führende Stimme in seiner „White House Faith and Opportunity Initiative“ sowie Vorsitzende seines „Evangelical Advisory Board“.
Damals kam es erstmals zu den latent der Abendmahl-Szene nachempfundenen Fotos, auf denen White & Co. mit geschlossenen Augen Hand an Trump legen; angeblich, um ihn mit Gottes Segen zu befüllen. Acht Jahre später knüpft Trump erneut enge Bande zu der Multi-Millionärin – und lässt sich erneut als religiös überhöhter, angeblich ins Gebet vertiefter Führer im Kreis seiner „Jünger“ fotografieren.

Nicht nur hat er seine neue Justizministerin Pam Bondi mit der Einrichtung einer Sonder-Einheit beauftragt, die „alle Formen von antichristlichen Angriffen und Diskriminierung innerhalb der Bundesregierung sofort stoppen“ soll; wobei niemand weiß, was genau er damit meint. Trump schwor am Rande des traditionellen Gebetsfrühstücks Ende vergangener Woche, dass seine Regierung „Himmel und Erde in Bewegung setzen wird, um die Rechte von Christen und Gläubigen im ganzen Land zu verteidigen“.
Flankierend bekommt Paula White-Cain den Leitungsposten im neuen „Glaubensbüro“ des Weißen Hauses. Wie ihre Arbeit genau aussehen wird, ob es ein Gehalt gibt, ist öffentlich unbekannt. Trump begründete seinen Schritt unter anderem mit dem Attentat auf ihn im vergangenen Sommer. „Viele Menschen haben mir gesagt, dass Gott mein Leben aus einem bestimmten Grund verschont hat – um Amerika wieder groß zu machen“, sagt Trump und nimmt für sich eine neue, tiefe Gläubigkeit in Anspruch. Paula White-Cain wird das Sprachrohr dafür sein.