Berlin. Im Netz regt sich Kritik am „Schlagabtausch“: Im Studio sollen angeblich nur linke Studenten gesessen haben. Nun hat sich das ZDF geäußert.

Am Donnerstagabend kamen im ZDF-„Schlagabtausch“ die Vertreter der kleinen Parteien zur Diskussion zusammen. Moderator Andreas Wunn diskutierte mit den Vertretern von CSU, AfD, Grünen, FDP, Linken und BSW über Migration und Wirtschaft. Doch schon während der Sendung wurde in den sozialen Netzwerken nicht nur über die Inhalte, sondern auch das Studiopublikum diskutiert. Der Vorwurf: Es sei einseitig besetzt und würde nur bei bestimmten Politikern klatschen.

So hätten schon bei der Begrüßung nur Grünen-Chef Felix Banaszak und Linken-Vorsitzender Jan van Aken Applaus bekommen, während es bei den anderen Kandidaten ruhig blieb. Insbesondere van Aken schien der Star des Abends zu sein. Als er AfD-Chef Tino Chrupalla mit den Worten „Jetzt halten Sie mal Ihren rechten Rand“ in die Parade fuhr, jubelten die Zuschauer. Als Christian Lindner (FDP) oder Alexander Dobrindt (CSU) sprachen, sah man hingegen häufig ein Kopfschütteln im Hintergrund.

Wahlkampf · ZDF-Livesendung «Schlagabtausch»
Alexander Dobrindt (CSU), Felix Banaszak (Grüne), Tino Chrupalla (AfD), Andreas Wunn (ZDF-Moderator), Christian Lindner (FDP), Sahra Wagenknecht (BSW) und Jan van Aken (Linke) vor der ZDF-Livesendung „Schlagabtausch“. © DPA Images | Christoph Soeder

ZDF-„Schlagabtausch“: Publikum bestand laut Redakteur vor allem aus Studierenden

Auch auf redaktioneller Seite sorgten diese Reaktionen des Publikums offenbar für Irritationen. Im nach der Sendung geführten Livegespräch im „heute journal up:date“ sagte Redakteur Dominik Rzepka, dass das Publikum vor allem aus Studierenden der Berliner Humboldt-Universität und der Freien Universität bestanden hätte. „Das sind zwei eher linke Universitäten hier bei uns in Berlin, die extra angeschrieben und eingeladen wurden. Es war so gesehen nicht wirklich repräsentativ“, sagte Rzepka. Laut ihm gab es zudem auch eine Einladung an die Hertie School of Governance.

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Auch von politischer Seite sorgte das offenbar politisch einseitige Studiopublikum für Kritik: „Der Vorwurf, (das ZDF) betätige sich als Wahlhelfer für linke Parteien, lässt sich mit der Auswahl des Studiopublikums leicht erheben“, schrieb der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki auf X und forderte Aufklärung vom Intendanten des ZDF.

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Der Berliner CDU-Abgeordnete Jan-Marco Luczak kritisierte auf X: Die Einseitigkeit von eingeladenem Publikum, Moderation und Gesprächsführung des ZDF Formats #Schlagabtausch spottet der verfassungsrechtlich geforderten Neutralität Hohn.“ Auch BSW-Vertreter kritisierten auf X die vermeintliche Einseitigkeit des Publikums.

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ZDF-Sprecher: So wurde das Studiopublikum ausgewählt

Unsere Redaktion hat dem ZDF mehrere Fragen zur Auswahl des Publikums gestellt. Wie ZDF-Sprecher Thomas Hagedorn mitteilte, „konnten sich interessierte Bürgerinnen und Bürger für Tickets anmelden“. Dies würde in der Regel eine „ausgewogene Verteilung“ sicherstellen.

Zudem hat das ZDF im Vorfeld der Sendung folgende Berliner Institutionen kontaktiert, ob sie Zuschauer entsenden wollen:

  • John F. Kennedy-Institut für Nordamerikastudien der FU Berlin
  • Institute für Politik- und Kommunikationswissenschaften der FU Berlin
  • Hertie School of Governance
  • Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP-nah)
  • Demographie Netzwerk e.V.
  • Tönissteiner Kreis
  • Familienunternehmen e. V.

Laut Hagedorn sei dies ein „übliches Verfahren und erfolgt auch mit Blick auf die Möglichkeit einer kurzen Anreise des Publikums“. Er bedauert, „dass es im Verlauf der Sendung dennoch zu einseitigen Reaktionen gekommen ist“. Hierauf hätte die Redaktion aber keinen Einfluss nehmen können.

Ein Sprecher der Friedrich-Naumann-Stiftung bestritt gegenüber der „Bild“-Zeitung, eine Einladung erhalten zu haben. „Wir haben alles durchforstet, hätte ja sein können, dass die Einladung in der digitalen Sofaritze versunken ist. Aber da war keine Einladung. Deshalb habe ich beim ZDF nachgefragt, wen sie denn angefragt haben. Und dann haben sie gesagt: niemanden.“ Der Sender habe dies gegenüber der Stiftung mit einer Verwechslung begründet.