Berlin. Stefan Dürr ist Russlands größter Milchbauer – auch dank enger Kontakte zu Putin. Jetzt wurden seine Dienste besonders gewürdigt.

Der deutsche Milchproduzent Stefan Dürr hat in Russland den Staatsorden der Freundschaft verliehen bekommen. Dürr ist seit Jahrzehnten im Landwirtschaftssektor des Landes tätig und gilt als Günstling von Präsident Wladimir Putin. So wurde der Freundschaftspreis auch auf Anweisung von Putin vom Gouverneur des Gebiets Woronesch, Alexander Gussew verliehen.

Gussew veröffentlichte ein entsprechendes Video von der Übergabe der hohen Auszeichnung. Zugleich würdigte er den 61-jährigen Dürr, der auch die russische Staatsbürgerschaft hat und auf vielen Verpackungen von Molkereiprodukten mit einem Foto abgebildet ist, für seine Verdienste auf dem Gebiet der Landwirtschaft. Der aus Baden-Württemberg stammende Landwirt ist auch Vorsitzender des russischen Verbandes der Milchproduzenten, Sojusmoloko.

Russland: Zu Dürrs Agrarimperium gehören 15.000 Mitarbeiter

„Stefan Dürr ist sehr stolz auf diese Auszeichnung, während einige Investoren mit ausländischen Wurzeln, die von den Behörden unfreundlicher Staaten unter Druck gesetzt werden, vor den staatlichen Auszeichnungen Russlands zurückschrecken“, teilte Gussew in seinem Nachrichtenkanal bei Telegram mit. Dürr habe mit seiner Gruppe Ekoniva von Anfang an auch in der Milchwirtschaft für höchste Standards gestanden, sagte der Gouverneur.

Molkerei-Produkte in Russland
Milchflaschen mit dem Bild des Deutschen findet man in Russland überall. © DPA Images | Ulf Mauder

Ekoniva ist die russische Tochtergesellschaft der Ekosem-Agrar AG, deren Gründer und Gesellschafter sowie Vorstandsmitglied Dürr ist. Nach eigenen Angaben ist die Gruppe in 35 Regionen Russlands aktiv und hat mehr als 15.000 Mitarbeiter.

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Dürr sah sich vor russischem Angriffskrieg auf Ukraine „feindlicher Attacke“ ausgesetzt

Nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine hatten sich auch wegen der Sanktionen der EU und USA viele westliche Unternehmen, darunter etwa Volkswagen, Bosch und Siemens, vom Markt des Riesenreiches zurückgezogen. Zahlreiche Mittelständler, die nicht von Handelsverboten betroffen sind, arbeiten aber weiter in Russland. Lebensmittel etwa sind nicht von westlichen Sanktionen belegt.

In einem Beitrag des „Spiegels“ aus dem Jahr 2021 gibt Dürr einen Einblick in sein Russlandgeschäft. Demnach sollen zu dem Zeitpunkt mehr als 100.000 Kühen sowie eine Ackerfläche doppelt so groß wie Luxemburg zu seinem Agrarimperium gehören. Gleichzeitig berichtet er von Problemen mit seiner russischen Hausbank, die er als „feindliche Attacke“ auf sich bezeichnet. Laut dem Bericht fürchtete Dürr, entmachtet und aus seinem Unternehmen gedrängt zu werden.