Washington. Bald steht Donald Trump zur Vereidigung am Kapitol. Er wäre bei Weitem nicht der erste Präsident, bei dem an dem Tag etwas schiefgeht.
Weil ungebrochene Vitalität zu den grundlegenden Qualifikationen eines amerikanischen Präsidenten gehört (oder jedenfalls deren Anschein), verkündete Donald Trump bereits 2016 mit Verweis auf medizinische Gutachten, er sei der gesündeste Kandidat aller Zeiten. Später wurden die Testate als Gefälligkeits-Dokumente enttarnt.
So wollte es auch William Henry Harrison der Nation beweisen, als er am 4. März 1841 den Amtseid schwor. Mit 68 Jahren war er damals der bis dahin älteste Präsident der USA. Seine Antrittsrede geriet mit 8445 Wörtern und fast zwei Stunden Vortragsdauer zur längsten „Inaugural Address” aller Zeiten. Gründervater George Washington kam 1793 mit schlanken 135 Wörtern aus, die er binnen einer Minute absolvierte.
Harrison wollte trotz Eisregens Widerstandskraft und Stärke demonstrieren. Aber er trug nur einen dünnen Gehrock. 31 Tage später war der Mann tot. Lungenentzündung. Kürzer amtierte kein anderer Präsident. Seinen Nachfolgern war das eine Lehre. Ein Wintermantel in gedeckten Farben wurde zum Standard-Utensil bei der feierlichen Veranstaltung unter freiem Himmel.
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USA: 1913 fand die Inauguration eines großen Partymuffels statt
Zu den schönsten Pannen gehörte 1865 der Moment, als der Vizepräsident von Abraham Lincoln vereidigte wurde. Andrew Johnson, vormals Gouverneur des Bundesstaates Tennessee, hatte aus Nervosität ein paar Gläser Whiskey getrunken – und lallte. Was unter Woodrow Wilson nie passiert wäre. Der Präsident, der von 1913 bis 1921 amtierte, unterschrieb 1919 das Gesetz zur Einführung der Prohibition. Am Tag seiner ersten Amtseinführung am 4. März 1913 wurden auf seinen Wunsch hin alle traditionellen Bälle in Washington abgesagt. Partymuffel.
Zur wildesten Feier geriet 1829 die Inauguration des siebten Präsidenten, Andrew Jackson. Er war der erste Präsident, der als Mann der kleinen Leute galt. Rund um das Kapitol war eine riesige Menschenmasse unterwegs. Als unter dem Druck die Barrieren nachgaben, wurde Jackson von seinen Helfern ins Kapitol gebracht. Er stieg auf der anderen Seite auf sein Pferd und ritt die Pennsylvania Avenue hinunter zum Weißen Haus.
Alle wollten Jackson die Hand schütteln. Die Party lief aus dem Ruder. Menschen stiegen auf die teuren französischen Stühle und Sofas und rissen Vorhänge herunter. Porzellan und Gläser gingen zu Bruch. Jackson musste durch die Seitentür fliehen, um dem partywütigen Mob zu entkommen. Das Personal trug die Punsch-Bowle nach draußen. Erst so konnten die Betrunkenen und Drängelnden aus der Präsidentenresidenz gelockt werden.
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Als Panne einzuordnen ist auch das Verhalten des damals unterlegenen demokratischen Kandidaten George McGovern. Er bekannte 1973, die Inauguration seines siegreichen Konkurrenten Richard Nixon schlicht verschlafen zu haben.
George W. Bush und Barack Obama: Heftige Proteste bei Amtseinführungen
Spätestens seit Bill Clinton hat die Polarisierung in der Bevölkerung stark zugenommen: Gegen den Demokraten gab es 1997 Proteste rechtsextremer Aktivisten. Ähnliches widerfuhr Barack Obama 2009 und 2013. Die massivsten Demonstrationen gab es 2001. Bei minus acht Grad protestierten tausende junge Frauen barbusig und lautstark gegen George W. Bush, der erst nach langem juristischen Gerangel gegen Al Gore knapp gewann.
Damals war von dem Geist der früheren 60er Jahre nichts mehr zu spüren. „Fragt nicht, was euer Land für euch tun kann. Fragt, was ihr für euer Land tun könnt“, hatte der charismatische John F. Kennedy an einem bitterkalten Januarmorgen 1961 gesagt. Damals wurde nach den Worten seines Redenschreibers Ted Sorensen „die Flamme an eine neue Generation von Amerikanern weitergegeben, geboren in diesem Jahrhundert, gestählt durch den Krieg, geformt durch einen kalten und bitteren Frieden, stolz auf ihr überkommenes Erbe“. Der Appell an den Gemeinsinn stieß auf große Resonanz. Binnen weniger Monate meldeten sich 400.000 junge Amerikaner für das von Kennedy geschaffene Peace Corps, das vor allem Menschen in ärmeren Regionen der Welt helfen und dabei auch das Bild eines anteilnehmenden, solidarischen Amerikas vermitteln sollte.
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Von der ersten Amtseinführung Trumps 2017 ist dagegen vor allem öffentlicher Zorn in Erinnerung. Über 500.000 Menschen kamen am Tag danach in Washington zusammen, um gegen den von vielen als spalterisch und autokratisch empfundenen Geschäftsmann zu protestieren.