Berlin. Schon wieder gab es zum Jahreswechsel Angriffe auf Feuerwehrleute und Sanitäter. Sie deuten auf ein tieferliegendes Problem hin.
Wer zu Beginn einer Schicht die Einsatzjacke mit den breiten Reflektoren anzieht oder den Schutzhelm für den Dienst aufsetzt, um anderen zu helfen, der sollte nicht Angst haben müssen, selbst Ziel von Angriffen zu werden.
Doch genau diese Sorge gehört für medizinische Rettungskräfte, Feuerwehrleute und Polizisten inzwischen dazu. Einsatzkräfte berichten seit einigen Jahren davon, dass sie bei der Arbeit zunehmend Attacken ausgesetzt sind. Auch in der Statistik schlägt sich das nieder, die Zahl der dokumentierten Fälle steigt.
Auch interessant
Silvester 2024/2025 war da leider keine Ausnahme. Egal ob in Leipzig, in Hamburg, oder Gelsenkirchen, in vielen Städten gehört zur Bilanz des Abends dazu, dass Rettungskräfte nicht nur die Folgen von fehlgeleiteten Raketen und Böllern bekämpfen mussten, sondern dabei noch aktiv mit Pyrotechnik beschossen wurden.
Härtere Strafen und strengere Regeln für Böller ersetzen nicht Ursachenforschung
Die anzugreifen, die da sind, um zu helfen: Das ist unsolidarisch und ziemlich dumm. Und dass es trotzdem immer häufiger passiert, ist Anlass zur Besorgnis. Denn das Phänomen legt nahe, dass die Angreifer nicht das Gefühl haben, auf derselben Seite zu stehen wie die Einsatzkräfte. Vielleicht auch, dass ihnen egal ist, ob in diesem Moment jemand medizinisch versorgt wird oder ein Brand gelöscht.
Härtere Strafen für Angriffe auf Einsatzkräfte, wie sie kürzlich der hessische Innenminister forderte, können ein Mittel sein, diesen Trend einzudämmen. Auch über die Stärke der verfügbaren Pyrotechnik kann man sprechen. Beides ersetzt aber nicht die Ursachenforschung: Woher kommt die Aggression gegen die Helfer? Warum ist den Angreifern offenbar egal, dass sie anderen Menschen schaden? In den Angriffen zeigt sich zerbröselnder Zusammenhalt. Das ist ein gesellschaftliches Problem, und man muss es gesellschaftlich lösen.